Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1967

/ Nr.12

- S.2

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1"lnitt"blatt der Landeshauptstadt Innsbruck

tung. einer Seilenbühne mit automatisch schließenden
Türe,,, einer Hinterbühne, einer elektrischen Beleuchtungsanlage
für
1l>0 Veleuchlungstörper
und
5><> Schnürbodenzügen uerseheu. Vom sogenannten
„Meisterpult" aus wird alles fahrbare auf der
Bühne betätigt. Rundfnnl- und Fernsehanschlüsse sind
selbstoerständlich vorhanden. Probenräume, Werkstätten, Garderoben, Magazine, Kulisseudepots und
Büros sind alle unter einem Dach untergebracht und
zweckmäßig aneinandergereiht. Selbst eine Verbindung zu den Kammerspielen wurde geschaffen. Vis
in die kleinsten Details wurde die gesamte Einrichtung des großen Hauses durchdacht und den Anforderungen entsprechend praktisch und modern gestaltet.
Der 17. November 1W? nun, der Tag der feierlichen Einweihung des neuerstandenen Theaters bedeutete Vollendung und Beginn zugleich, die Vollendung des sechs Jahre währenden Umbaues und der
Beginn einer neuen verheißungsvollen Spielzeit im
neuen Haus, auf die sich Innsbrucks Bevölkerung
schon jahrelang »gefreut hat. Zahlreiche Ehrengäste
aus nah und fern füllten den über 800 Personen fassenden Zuschauerraum und auf der gleich einem
Wintergarten
dekorierten
Bühne
waren
die
!Ml) Theatermitglicder versammelt, die sich nun zum
erstenmal dem Publikum vorstellten. Hohe Persönlichkeiten waren zu diesem Fest gekommen! Unterrichtsminister Dr. Piffl-Perceuic, Innenminister Doktor Hctzenauer, die Tiroler Landeshauptleute Doktor Magnago und Wallnöfer mit ihren Regierungsmitgliedern, der Landeshauptmann von Vorarlberg,
Dr. Keßler, Bischof Dr. Rusch, Üandtagspräsident
Bürgermeister Dr. Lugger, der Vorsitzende des Bundesrates Dr. Vvugger, Regionalratspräsident Dipl.I n g . Pupp, die hochwürdigen Äbte der Tiroler Stifte,
der Innsbruckcr Dompropst Monsignore Dr. Huber,
die Monsignori Generaluikar Dr. Hammerl und Doktor Start, Abgeordnete zum Rationalrat, Bundesrat
und zum Tiroler Landtag, Stadt- und Gemeinderäte
der Landeshauptstadt Innsbruck, das Konsularische
Korps, Rundfunkgeneralintendant G. Bacher, Spitzen der Behörden, der Kammern, des Nundesheeres,
der Exekutive, der Akademische Senat der Universität
Innsbruck mit dem Rektor an der Spitze, die Direktoren der höheren Schulen und eine zahlreiche Fest gemeinde. Nachdem das Städtische Orchester die Bundes- und die Landeshymne gespielt hatte, trat Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Fritz P r i o r ans
Rednerpult. Er sagte!
„Das Theater in seiner historischen Gesamtheit umschließt als Medium der Darstellung und Aussage
die wesentlichsten und fundamentalsten Äußerungen
des menschlichen Geistes. Zu allen Zeiten war es ein
Brennpunkt, in dem die geistigen Strömungen, Weltanschauungen und Weltsichten, das Ethos und das
Werterlebcn der menschlichen Gesellschaft in künstlerischer Form ihre Verwirklichung fanden. Seit dem
Drama der Antike als dem Ursprung des abendländischen Theaters wurden in diesem Forum die großen
Auseinandersetzungen mit der Uncrgründbarkeit der
Existenz, das Suchen nach den Bestimmungen des
Daseins sichtbar gestallet. Damit stand das Theater
zu allen Zeiten im Zentrum des Werdens abendländischer Geistigteit.
Der Umbruch zur Gegenwart, der ein bestehendes,

durch Jahrhunderte hindurch gültiges Weltbild erschütterte, tonnte nicht ohne tiefgreifende Auswirlungen auch auf das Theater bleiben. Es sei nicht oerschwiegeu, daß nach 1!»l."> namhafte Kullurkriliter angesichts der ausweglos scheinenden Situation des
gesamten Kulturlebens das Ende des Theatern pro
phezeiten, die Massenmedien schienen mehr und moln
die Funktion des Theaters zu übernehmen.
I n einer Zeit, deren erstes Anliegen die wissenschaftliche Durchdringung aller Bereiche ist, wird die
Berechtigung des Theaters als der Stätte künstlerischer Illusion nur zu leicht in Frage gestellt.
Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte bewies jedoch das Gegenteil, und noch zu keiner Zeit erfaßte
das Theater so weite Kreise der Bevölkerung wie gerade in der Gegenwart. Die moderne Gesellschaft
erkannte die Bedeutung des Theaters als M i t t l e r
zwischen dem Kulturgut der Vergangenheit und dem
der Gegenwart, sie anerkannte es als Forum der
Begegnung zwischen den schöpferischen Kräften und
der kulturell interessierten Öffentlichkeit. Mehr »loch!
Unter dem Eindruck des Theaters gewinnt der
Mensch einer hochtechnisierten Zeit nicht zuletzt die
Kraft zur Reflexion, zum Selbstverständnis und zur
Rückbesinnung auf die ideale Welt ursprünglicher
Werte. Auch soll nicht die Funktion des Theaters als
Pflegestatte der heiteren, leichten Muse übersehen
werden, denn gerade der in einem zermürbenden
Arbeitsprozeß stehende Mensch von heule bedarf um
so mehr der Erholung und Entspannung.
I n diesem Sinne stellt die Wiedereröffnung des
Tiroler Landestheaters für das ganze Land einen
Festtag ersten Ranges dar! Eine von der gesamten
Öffentlichkeit schmerzlich empfundene Lücke im K u l turleben des Landes wurde damit geschlossen.
Die Bedeutung des heutigen Festaktes wird durch
die Anwesenheit zahlreicher prominenter Vertreter
aus dem öffentlichen und kulturellen Leben unterstrichen. Als Vorsitzender des vom Land T i r o l und
der Stadt Innsbruck beschickten Theaterausschusses
begrüße ich vor allem mit aufrichtiger Freude den
Herrn Bundesminister für Unterricht Dr. Theodor
Piffl-Perceuic und Herrn Landeshauptmann Ök,-Rat
Eduard Wallnöfer.
M e i n Gruß gilt nicht minder herzlich Ihnen allen,
meine verehrten Festgäste, und nicht zuletzt auch dem
künstlerischen und technischen Personal des Landestheaters.
Möge diese Feierstunde den Auftakt zu einer langen Reihe großer künstlerischer Ereignisse bilden!"
Die Einweihnng des Hauses nahm Bischof Doktor Paulus Rusch vor. der in einer kurzen Ansprache
auf die alte ehrwürdige Theatertradition hinwies,
welche im alten Griechenland aus dem Göttertnlt
entstanden ist und im Mittelalter wiederum aus
kirchlichen Spielen. I n seiner Rede drückte er den
Wunsch aus, „daß dieses hohe Elbe aus !l<»00 Jahren
europäischer Kultur auch dem jetzt nenerstandenen
Tiroler Landesthealer ein Rnf sei und ein Anruf,
daß es in den Darstellungen hinler Lust nnd Weh
und hinter Frend lind Leid noch auch das biete! Lebensdeutung, Lebenstlärung und Lebenserhellung.
Lebensklärnng in den Wirrnissen der ^eil und Lebenserhellung in den Finsternissen der Gegenwart.