Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1967

/ Nr.10

- S.6

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Seite 6

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Schcnswürdigkcücn erhalten hat. Gewiß gab co damalo
auch einige, die über die Verschwendungssucht des Kaisers
murrten und sein ewiges Schuldcumacheu kritisierten. I n
ähulichcr Weise waren sicher auch die "Ansichten über Erzherzog Ferdinand I I . und Philippine Wclser geteilt.
Als Kaiser Franz von Lothringen am Abend des
18. August 1705» plötzlich cincin Herzschlag erlag, wurde dies
gewiß in der ganzen Stadt als großes Unglück bezeichnet.
A m meisten betroffen waren natürlich die Kaiserin M a r i a
Theresia und die ganze kaiserliche Familie, die mit ihr
hier weilte. Die Hochzeitsfcicrlichteiten Erzherzog Leopolds
erfuhren dadnrch ein ebenso jäheS wie düsteres Ende. Als
die Absicht der Kaiserin bekannt wurde, ihren Nitwensitz
in Innsbruck aufzuschlagen, mag sich für manchen jener
Unglücksfall bereits aufgehellt haben. Heute hingegen gibt
es Kunstfreunde, die den damals veranlaßten Umbau der
maximilianischen Hofbnrg zur heutigen plumpen Form als
Unglück ansehen.
Tie Freiheitskämpfe von 18l)9 mit den Bergisel-Schlachten
wurden zu ihrer Zeit gewiß vielfach als Unglück gewertet,

Nummer

während man heute sich im Ruhmesglanz jener Kampszeitcn sonnt. Durch mündlichc Überlieferung ist sogar herbe
Kritik an Andreas Hofcr bekannt.
Wenn man so den Ablauf der Stadtgefchichlr kritisch
durchgeht und prüft, so mnß man doch zu dem erfreulichen
Resultat kommen, daß Innsbruck eher mehr Glück erfuhr
als Unglück. Schon allein die Tatsache, daß nur wenige krie«
gcrischc Ereignisse die Stadt heimsuchten, spricht dafür. Das
Auftreten von Seuchen fehlte Wohl in keiner Stadt, Positiv
kam aber der sich stetig steigende Transithandel dazu, der
kaum größere Rückschläge erlebte.
Diese kurze Betrachtung sei mit einem Satz des Philosophen K a r l Jaspers in seiner Abhandlung „Vom S i n n der
Geschichte" geschlossen: „ W i r wollen di>e Geschichte als ein
Ganzes verstehen, um nns selbst zu verstehen. Geschichte ist nns die Erinnerung, um die wir nicht
nur wissen, sondern aus der w i r leben. Sie ist der
Grund, der gelegt ist und an den wir gebunden bleiben,
wenn w i r nicht im Nichts zerrinnen, sondern Anteil gewinnen wollen am Menschsein."
Dr. K a r l Schadelbaucr

Die 18. Generalversammlung Deutscher Katholiken tagte 1867
in der Hofteitschule
Als am 8. September 1867 die 18. Generalversammlung
der katholischen Vereine Deutschlands in der riesigen Hofreitschnle ihre geschlossenen und öffentlichen Sitzungen abzuhalten begann, erlebte dieser überdimensionierte Raum wohl
zum letzten Male eine großartige Veranstaltung. Es war
dies vielleicht sogar die Gcburtsstnnde Innsbruck als internationale Kongreßstadt. Die zwei Jahre später stattfindende
43. Versammlung deutscher Naturforscher und Arzte (mit
Berühmtheiten wie Helmholtz, Virchow u. a.) benutzte bereits das Theater und den Redoutensaal als Tagungsort.
Da derzeit die Frage nach der Verwendung der alten Hofreitschule (Dogana) sehr aktuell ist, mögen ein paar Glossen
von jenem Katholikentag berichten.

gelbem Grunde der rote Tiroler Adler. Rechts vom Kruzifixe steht die Gestalt des Papstes, links die des Kaisers
Franz Josef. Auf der entgegengesetzten Seite über der
Franentribüne hängt der österreichische Adler. Gegenüber
dem Eingange steht unter einem goldgestickten Baldachine
die Statue der unbefleckten Empfängnis. Oberhalb des E i n ganges hängt, kaum sichtbar, das Bildnis des Herzens Jesu
umflattert von der Spingcser Fahne, zur Erinnerung an
den Bnnd, den die Väter Tirols zum Schütze des Landes
mit dem Herzen Jesu eingingen. An beiden Seitcnwänden
sind noch die Wappen der Märkte nnd Städte Tirols und
der österreichischen Kronländcr angebracht. Den Eingang
der Halle ziert ein einfacher Fichtenkranz."

Als Teilnehmer erscheinen begreiflicherweise in der Mehrzahl Geistliche, vom Fürsterzbischof M a x i m v. Tarnoczy von
Salzburg angefangen bis zu den Kaftlänen kleinster Dörfer.
Aber auch zahlreiche Adelige, Bürger, Professoren, Ärzte,
Künstler, selbst Buchdrncker und Hausmeister nennt die
Teilnehmerlistc.

Der beste Beweis für die Eignung des riesigen Raumes
der Hofreitschule zum Aufführen eines großen Tonwcrkes
mag sein, daß der Innsbruckcr Musikvcreinsdirettor M a t thäus Nagiller (gest. 1879) es unternahm, das Oratorium
von Haydn „Die Schöpfung" darin aufzuführen. I n einem
langen, das Oratorinm erläuternden Aufsatz schreibt der
„Bote" eingangs:
„Die Wiederholung dieses großartigen Tonwerkcs wird
also den Schluß zur Feier der Generalversammlung der
Katholiken-Vereine bilden, und man hätte wahrlich eine
würdigere Wahl nicht treffen können. Die stattliche Größe
des Lokales der k. k. Reitschule in Verbindung mit der vorzüglich akustischen Eigenschaft desselben, und die Verstärkung
der Ehüre und des Orchesters durch auswärtige tirolische
Künstler, die ihre Mitwirkung freundlichst zugesagt, lassen
zuversichtlich erwarten, daß die Aufführung unter Nagillers
erprobter Leitung eine besonders anregende und entsprechende sein werde."

Den O r t der Generalversammlung schildert der „Bote"
wie folgt: „Der Hr. Baumeister Huter hat die finstere Halle
der Reitschule in eine freundliche Festhalte umgewandelt. I n
dem über 1 für das Präsidium, die Eomitemitglicder und Redner der
Generalversammlung bestimmte Tribüne. An der gegenüberstehenden Seite ist eine Tribüne mit Sitzen für die Damen
angebracht. Den großen Ranm in der M i t t e nehmen in
erster Linie die Sitze der Bischöfe und des Hrn. Statthalters
ein, hinter diesen ist der Platz für das übrige Publikum.
Acht große Gaskandclaber sind zur Beleuchtung des Raumes
bestimmt. Was die Dekoration der Halle anbelangt, so halten w i r allerdings dafür, daß sie in keinem Verhältnisse zur
Größe des Raumes stehe. M i t Ausnahme des Platzes oberhalb der Rednerbühne ist alles leer und eindrnckslos.
Wahrscheinlich würden zu einer entsprechenden Dckoricrung
des immensen Raumes außerordentliche M i t t e l erforderlich
gewesen sein, welche nicht geboten werden konnten. Der vorerwähnte Ranm oberhalb der Rednerbühne macht wegen
seiner edlen künstlerischen Einfachheit einen tiefen Eindruck
auf den Betrachter. Auf mattem rotem Grunde prangt strahlennmgeden das Kruzifix,, Darüber schwebt auf schwarz-

Aus den zahlreichen Neden seien hier abschließend nur
zwei Stellen mitgeteilt, Landeshaiiplmann Dr, Haßlwanler
sagte:
„ A m 10, bis N . September 18 katholische Vereiu zu Innsbruck, verbunden mit den übrigen
Vereinen Innsbrucks, richtete durch den nun verewigten
Professor v. Moy die Bitte an die hohe Versammlung, daß
für die 18. Generalversammlung Innsbruck als Versammlungsort gewählt werde. Die Begründung bestand einfach
darin: Stadt und Land birgt in sich so viele Herzen, welche