Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1967

/ Nr.8

- S.9

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1967_Amtsblatt_07_08
Ausgaben dieses Jahres – 1967
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Nummer

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Dies alleo ist aber nicht schwer, wenn er sich iminer
streng nach dem Gesetz richtet, einen gesunden Menschenverstand walten läßt, sich um soziales Verständnis be müht
tnrz. das Wohl der Stadt nnd seiner
Bürger sich vor Augen hält.
So sieht das Idealbild eines Magislralsdiretlors
aus.
Die Aufgaben eines Magistratsdirektors haben sich
in den letzleil Jahren zweifellos start geändert. Ein
Teil der Verwaltung, insbesonders der Hoheilsverwaltung, läuft wie vor Jahrzehnten in festgefahrenen Geleisen. Ein grosser Teil aber verlagert sich nun
immer mehr auf die wirtschaftliche Seite, Größte Bedeutung hat für jede größere Stadt ihre Planung, die
Verkehrswege, die Vertehrsbedingungen, die finanzielle Gebarung und die Entwicklung der Technil. Auf
letztem Gebiete erwähne ich nur die Einführung der
zentralen Datenverarbeitung. Fehler auf diesen Gebieten würden noch von unseren Urenkeln kritisiert
werden, weil sie vielleicht irreparabel sind. Dazu
toinmt noch, daß die Konkurrenz anderer Städte im
edlen Wettstreit immer größer und fühlbarer wird.
Innsbruck hat eine herrliche Umgebung — für mich
ist sie die schönste Stadt in den Alpen. — Eine prächtige Kulisse allein alber macht noch kein gutes Schauspiel" die Akteure, das sind Sie, die Mitglieder der
Stadtverwaltung, machen das Spiel erst gut. Auch
hier hat der Magistratsdirektor eine herrliche Aufgabe.
Es gibt nichts in der Stadt, was ihn nicht interessieren kann und dienstlich interessieren muß, sei es
auf kulturellem Gebiet, in technischen Belangen, im

Zoite 9

esen. im Baugeschehen. Gesundheitswesen, i n
sozialen Belangen oder wirtschaftlichen Problemen.
Die Arbeil in den ^ Jahren war für mich deshalb
sehr schön, weil ich mit den Mandataren
so glaube
ich
ein gutes Einvernehmen hatte und Nachsicht für
gemachte Dehler erfahren habe und weil ich bei den
Mitarbeiter» iu sämtlichen Abteilungen Kameradschaft nnd
ich darf heute wohl sagen
viele
freunde gesunden habe. Dies ist für mich ein erhebendes Gefühl.
Trotzdem wird mir der Abschied nicht leicht. Es ist
aber kein Abschied für immer. Ich werde stets mit der
Stadtverwaltung verbunden bleiben und mich an den
Erfolgen meines Nachfolgers neidlos freuen.
So schließe ich meine Tätigkeit mit dem herzlichsten
Dank air alle Mandatare und Mitarbeiter und mit
den besten Wünschen für meinen Nachfolger Obersenatsrat Dr. Herbert!"
I n herzlichem kameradschaftlichem Beisammensein
klang der Abend harmonisch aus.
Am Ende ein Wort von Dostojewstij:
„Held sein eine Miimte, eine Stunde lang, das ist
leichter, als in stillem Heroismus den Alltag zu tragen. Nehmt es nur auf Euch, das Leben in diesem
grauen, eintönigen Alltag, dieses Wirken, für das
Euch niemand lobt, dessen Heldentum niemand bemerkt, das in niemandem Interesse fiir Euch erweckt"
wer diesen grauen Alltag erträgt und dennoch dabei
Mensch bleibt, der ist wirklich ein Held!"
Dr. Mangutsch blieb immer Mensch!
Ad multos annos!
Dr. Trentinaglia

Ist die Kinderlähmung besiegt?
Zwei Tatsachen darf ich wohl als bekannt vorausschicken, und zwar baß die Bezeichnung Kinderlähmung eigentlich nicht richtig ist, denn die so gefährliche
Krankheit kann ohne weiteres auch Erwachsene befallen, und zweitens, daß die Medizin bisher kein
spezifisches Heilmittel dagegen gefunden Hut. E i n Aufatmen ging um die Welt, als der Amerikaner S a l k
oin Schutzmittel fand, das nach drei Injektionen eine
Person unempfindlich gegen die drei Erregerstämme
machte. Einige Jahre hernach übertraf der Impfstoff
nach S a b i n noch die Ergebnisse von S a l k. Seinen
Impfstoff konnte man einnehmen, und derselbe
schützte nicht nur die Person selbst gegen die Kinderlähmung, sondern er oerhinderte auch die Weiteroerl"reilung durch dieselbe" d a s M i t t e l war gefunden. M i t Feuereifer ging man in Österreich daran,
die Bevölkerung durchzuimpfen. Je mehr Personen die
Schluckimpfung nahmen, desto sicherer erschien der
Erfolg. I n T i r o l war die Beoöllerung vorbildlich,
nnd die Belohnung blieb nicht ans. Die gefürchlele
Krantheit verschwand, die Poleomtielitis lKinderlähmung) schien besiegt. Dies war 1W1 nnd 1!>l>^" in
den folgenden Jahren begnügten sich die Gesundheitsämter, den Nachwuchs auch möglichst geschlossen der

Schluckimpfung zuzuführen. Doch die Wissenschaftler
im Hintergrund ruhten nicht. Sie wußten, daß einmal
der Schutz dieser I m p f u n g nachlassen müsse, nur der
Zeitpunkt war nicht bekannt. Durch komplizierte
Untersuchung des Blutes von Geimpften kann man
die Höhe der verbliebenen Schutzstoffe kontrollieren.
Es wurden laufend Kontrollen durchgeführt, und nun
zeigte sich auch, daß die in den Jahren 1961/62 Geimpften nicht mehr genügend Abwehrstoffe hatten, um
sie weiterhin vor dem Befall durch Kinderlähmung

zu schützen.

I n den ersten Monaten des kommenden Jahres
wird daher die Bevölkerung zu einer Auffrischungsimpsnng aufgerufen werden," hier sollen alle, die
seinerzeit so zahlreich zur Impfung kamen, sich wieder
einfinden, um "die Ausfrischungsimpfung zu empfangen. Natürlich wird zur gegebenen Zeit noch Näheres
hierüber bekanntgegeben werden. Die Kinderlähmung
sst besiegt, aber nicht vernichtet. W i r müssen jederzeit
bereit sein, einen neuen Abwehrt a mpf zu führen, und
es ist zu hoffen, daß die Bevölkerung ebenso geschlossen
wie damals sich an dem Kampf beteiligen wird.
Dr. Unterrichter