Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1967

/ Nr.8

- S.4

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

einen tragbaren Ausgleich zwischen den Verschiedenen
Interessen zu finden, ist eine echte wirtschafts- und
sozialpolitische Aufgabe des Staates und der anderen
GMetskörperschaften. Soll nun dieses Motto vom
billigen Strom realisiert werden, bedarf es eines
energieWirtschllftlichen Instrumentes, soll es nicht zu
Überkapazitäten und unter Berücksichtigung des angestrengten Kapitalmarktes zu Volkswirtschaftlichen
Fehlinvestitionen kommen. Die Prognosen für die
Entwicklung des Strombedarfes wurden in Österreich
offensichtlich Zu einem Zeitpunkt erstellt, als die Konjunktur ihrem Höhepunkt noch zustrebte," die Schätzungen waren zu optimistisch und die Zuwachsraten
wurden nicht erreicht. Trotz dieser Entwicklung wird
es volkswirtschaftlich unumgänglich notwendig sein, in
die zukünftige Planung auch die Atomenergie einzubeziehen und mit der modernen Technik Schritt zu
halten. Aus all dem ergibt sich, daß eine enge Zusammenarbeit aller Elektrizitätsunternehmen dringend
notwendig ist. Es freut mich, besonders heute feststellen zu können, daß diese Überlegungen nicht nur
auf Bundesebene, sondern auch in den Bundesländern Fuß gefaßt haben. An dieser Stelle gebührt den
Innsbrucker Stadtwerken nicht nur Anerkennung für
die konkrete technische Leistung, die wir heute feiern,
sondern auch für die Leistung ihres Generaldirektors
Vgger als Vorsitzenden des Verbandes der E-Werke
und des Koordinierungsausschusses. Dieser Ausschuß
beruht auf freiwilliger Basis und beschäftigt sich mit
der so äußerst dringlich gewordenen energiewirtschaftlichen Koordinierung, aber auch mit der wichtigen
Frage der Planung und des spateren Baues eines
Atomkraftwerkes. Ich weiß, daß nur der gute Wille
aller Teammitglieder zu Erfolg führen kann, also die
positive Mitwirkung der Vertreter der Landesgesellschaften und des Verbundkonzerns erforderlich ist.
Ich bitte daher Herrn Generaldirektor Egger, in
seinen Bemühungen nicht nachzulassen, so undankbar
diese Aufgabe auch ist. Mögen daher den Innsbrucker
Stadtwerken und ihrem Generaldirektor an der Spitze
noch viele Erfolge auf dem Gebiete der österreichischen Energiewirtschaft beschieden sein."
Nun trat der Herr Bundespräsident an das Rednerpult und führte aus: „Die Stadt Innsbruck feiert
hellte die Vollendung eines Merkes, dessen erste Projettsentwürfe bereits im Jahre 1909 entstanden sind.
Daß dieses Projekt damals nicht weiter verfolgt
wurde, war nicht Schuld der Etadtverwaltung sondern eine Folge der Zeitereignisse, die die Erfüllung
anderer dringender Aufgaben notwendig gemacht haben. Dem ersten Weltkrieg sind auch anderwärts viele
große Planungen zum Opfer gefallen, die Nachkriegsso rgen der Innsbrucker Stadtuäter lagen damals auf
anderen Gebieten. Abier bald machte sich die Notwendigkeit einer besseren Stromversorgung sehr stark bemerkbar. Innsbruck beteiligte sich in führender Stellung an der Erbauung des Achensee-Kraftwerkes, das
bereits im Jahre 1927, also vor 40 Jahren, dem
Betrieb übergeben werden konnte. Allerdings gingen
die Innsbrucker Anteilsrechte an diesem Werk nach
dem zweiten Weltkrieg durch die Neuordnung des
österreichischen Elektrizitätswesens in den Besitz der
Landcsgesellschaft Ti mag über.

Nummer 7/8

Noch unter den schwersten Verhältnisseil unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg wurden im Jahre
1946 die Bauarbeiten am zweiten Kraftwerk Mühlaiu
wiederaufgenommen, das als Mehrzweckanlage seit
seiner Fertigstellung den Innsbruckern nicht nur
Strom, sondern auch Wasser liefert. ?>n Jahre 1964,
im Jahr der Olympischen Winterspiele, war es dann
so weit, daß man ernstlich an die Projekte Herangehen konnte, die im Jahre 1909 zurückgestellt werden
mußten. Die Kraftwerksgruppe ,Untere Sill" sollte
Wirklichkeit werden. I m Jahre 1964 war der Baubeginn, im November 1965 wurde die Stromerzeugung im Zwischenwerk ausgenommen, und heute soll
die ganze neue Kraftwerksgruppe ,Untere Sill° offiziell ihrer Bestimmung übergeben werden.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie froh die Innsbrucker Stadtväter sind, daß sie mit der Fertigstellung
des ,Unteren Sillwerkes" eine ganz große Sorge überwunden haben. Ich kann mir aber auch gilt vorstellen, wie stolzsiesind,daß diese Leistung gelungen und
Innsbruck jetzt in der angenehmen Lage ist, seine
Stromerzeugung verdoppeln zu können.
Die neue Kraftwerksgruppe ist, wie die Erbauer
dieser Anlage in bescheidener Weise selbst sagen, zwar
keine Mammutanlage, sie legt jedoch Zeugnis ab von
einer wohlüberlegten Planung, einer schöpferischen
Ingenieurkunst und einer wirtschaftlichen Durchführung. Hinter diesen bescheidenen und eher trocken anmutenden Worten verbirgt sich aber, wie alle zugeben müssen, doch eine überragende Leistung finanzieller, technischer und organisatorischer Art. Schon allein
die notwendige Nausumme von 350 Millionen Schilling, die die Stadt Innsbruck durch Anleihen aufgebracht hat, ist ein Beweis dafür, daß es sich hier um
leine alltägliche Ausgabe gehandelt hat. Besonders erfreulich ist für uns die Tatsache, daß dieses neue Werk
eine rein österreichische Leistung darstellt. Einer seiner Pioniere, Herr Oberbaurat Innerebner, weilt
heute in unserer Mitte. Er hat ein Recht darauf, an
diesem heutigen Tag stolz zu sein, denn schon im Jahre
1909 war er als Ingenieur mit den erste,: Planungsarbeiten für das neue Kraftwerk .Untere Sill" beschäftigt. Es war deshalb selbstverständlich, daß er
mit seiner Firma bei der schließlichen Verwirklichung
des Projektes herangezogen wurde und damit Gelegenheit hatte, seiner Vaterstadt einen großen Dienst
zu erweisen. Alle Bauarbeiten wurden von österreichischen Firmen ausgeführt. Die maschinelle Einrichtung des neuen Werkes stammt ausschließlich von
österreichischen Industriefirmen, so daß über das gelungene Wert nicht nur die Innsbrucker, sondern alle
Öfterreicher Genugtuung empfinden dürfen. Mit besonderer Freude wollen wir heute auch feststellen, daß
während der ganzen Bauzeit kein einziger ernstlicher
Arbeitsunfall zu verzeichnen war.
Wenn die Stadt Innsbruck heule in feierlicher
Weise das neue Werk offiziell in Betrieb nimmt, dann
kann sie und alle Innsbrucker mit Necht sagen, daß
sie wieder um ein wertvolles Objekt reicher geworden
sind. Innsbruck, diese Sladt historischer svlilturschätze
und einmaliger landschaftlicher Schönheiten, beweist
mit der Erbauung dieses Werkes, daß es auch eine
Stadt ist. die den technischeil Forlschritt in den Dienst
der Wohlfahrt seiner Bürger stellt. Da aber ein Elek-