Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1967

/ Nr.6

- S.5

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Nummer l>

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

brück, vor dem ehrsamen Nat mit der Bitte, man möge ihn
seines Dienstes entheben, weil er „durch die Kriegssürstcn
außer Lauds vcrdörbt uud er deshalbcn willens, sich bey der
KV M . ( ^ Kaiser!. Majestät) Kriegsfolckh als ein Caplan
geprauchen gelassen". Der Stadtrat gewährt ihm die Bitte,
zahlt seine ihm gebührende Besoldung aus uud läßt ihn
ziehen, Schon einige Tage später, am 23. Angust !5,">2, mcl^
del sich Herr Marthein Slayu vor dem Bürgermeister Michel
Hucbcr uud dem Nat der Stadt. Aus sciueu Worte», die im
Protokoll getreulich wiedergegeben sind, geht hervor, das; er
bei der Sladlobriglci! iu Ungnade gefallen sei nnd er entschuldigt sich gleichsam damit, daß „die Wort so er g c r c t t . . .
ihme iu Wcyu nnd Hitziglhcit bcschchcn". Da aber „ain ersanier Nat ains Pfarrers notturftig ilnd er für geschickht
und taugcnlich erlhannt werde, so Pitt er dnrch Gottes W i l len ime darzne zil befürdcrl«..." Der Stadtrat zeigt sich
gnädig und überträgt ihm denn anch den Pfarrhcrrlichcn
Dienst mit der Aufforderung, er unisse sich noch bei den
Herren von Wiltcn vorstelle».
An: 1. September bereits macht sich der ucne Stadtpfarrer
von Innsbruck daran, all die Einrichtungsgegcnstände uud
Hausgeräte, die sich in seinem neuen bescheidenen Heim befanden, mit dem von seinem Vorgänger angefertigten I n ventarverzeichnis zu vergleichen. So befanden sich also: „Erstlichen in des Herrn Pfarrers Camer: ain Spanpöth mit
aincm Himel / ain Strohsackh / ain guet Feder Peth mit
ainer köllnischcn Ziechen / ain Polster mit aiuer köllnischen
Ziechen / zwcy Kiß mit Weißen Ziechen / ain Döckh Pcth /
ain ausgenäte Döckhcn / ain Par harban Lcilach / mer ain
par Lcilach dapey aindleff Selen / zwey Handtnecher / ain
Koßl ungcvarlich von zwey Schaff Wasser. Zingeschirr —
fünffmal Schußlen darnndcr zway geschlagen / item zway
tiesse klaincre Schußl geschlagen Z i n / mer ain großes nnd
ain tlainers Schusseliir / ain mitters Zines Plandl / die obgemelten Schußl sambt dem Plandl wegen 20 Pfund Wienisch Gewicht. Kandln — ain zweymaßige Kandl / ain drei
Drinckhen Khandl / ain Maß Khanol / zwai Trinckhen
Khandl / dise obgemelte Kandl wegen zehenthalb Pfunt Gewicht. — ain Fues Drnchen / ain Rädlpoth / ain Peth on
aiu Ziechen ist für ain Stroscici!) z>iraitten nnd khain Feder
snndcr S t r o darinen / ain ausgenäte Deckhen ist alt uud
gerissen / ain Strosackh / ain großer Casten / ain Stell zum
Puechern.
I n der obcrn Stuben! ain Nam und ain Eisenosenplech.
I n der Knaben Kamcr: ain Spanpeth / ain Strosackh /
ain Fcdcrpcth mit kultischen Ziechen / ain Khis on ain
Ziechen / ain Fuestruchcu vorm Pct / ain Tisch / ain Sidltrnchen.

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I n der dritteu itamcr: aiu alte Fucstruchen / ain läre
Pedtstat.
I n der uudcrn Stnbcn: zwen silbrcu Pcther, der ain mit
aiucm Lnckh / aiu khlain nnd zwcn große Tisch / drey scheiblige Lainstucl / aiu Lainpanckh / ain Gicsfas K"astl / ain
;iues Gicsfas / aiu Kanndl Nam.
I u der Kuchen: aiu Drifues / ain Tisch / ain Ofengabl /
ain Fe»rh»»dt / ai» Khastcu / ain Pratspis.
I n des Hcrtcnbcrgcrs Kamcr: ain Pedtstat / ain Strosackh / ain Federpelh mit ainer kollischen Ziechen / ain Polster on ain Ziechen / ain Khis mit lhölluischen Ziccheu /
zwcy Dcckhcu die aiu ausgcuät, die audcr pölzcu.
I u des Zuesingcrs Kamer: ain nencs Spanpedt mit ain
halben Himel / ain Strosackh / ain Fedcrpeth / ain Polster /
ain Khis als mit kollischer Ziechen / ain Döckh Peth / ain
ansgcnatc Deckhen / ain rauche Dcckhen / ain pesers harban
Par Lcilacht / ain Fucßpauckh / ain Sidltruchcn / ain Kunig
Stuel / ain Tisch / zwo Pncchstell.
I n der Speiskamer: ain großer Speihcaswu / zway alty
nyderc Trnchen.
I n des Tanzlcs Kamer: zwai Pedtstattcn jede mit halben
Himcl.
Das mit dein Pfarrherrlichen Siegel versehene I n v e n t a r verzeichnis wurde in zweifacher Ausfertigung geschrieben.
(Lines behielt sich der Pfarrer von St. Jakob, das andere
wnrde dein Kirchpropst zugestellt.
Währeud sich nnn im August des Jahres 1552 dieser
Pfarrcrwechsel vollzog, stand die Stadt Innsbruck im M i t telpunkt des allgemeinen Interesses. Kaiser K a r l V. weilte,
vor den: Knrfürsten Moritz von Sachsen flüchtend, eine
Woche lang vom 1. bis 8. Angust i n der Innsbrucker Hofburg. 1200 welsche Neitcr, die von I t a l i e n her znm Kaiser
kamen, bevölkerten die engen Gäßchen. A m 11, Angust trafen 22 Fähnlein Spanier. 13.000 M a n n stark, darunter 7000
Soldaten, ein unruhiges Volk mit vielen Weibern, in Tirols
Landeshauptstadt ein. Vier Tage später kamen wiedernm
7000 M a n n und vom 17. Angust wird die Ankunft von
4 Fähnlein Spanier mit ihren Hauptlenten und Fähnrichen
nnd 4000 Pferden gemeldet. E i n wildes Kriegsvolk, das sich
zum Schütze des Kaisers eingefunden hatte. Zweimal schon
in diesem Jahr, ini A p r i l und im M a i , mußte der Kaiser
vor den feindlichen Trnpften dieses ehrgeizigen Kurfürsten
fliehen. Herzog Moritz zog dann am 23. M a i mit zwei Regimentern nnd 400 Reitern i n Innsbruck ein. Der Kurfürst
nahm Quartier beim Postmeister Taxis in der Maria-Therisien-Straße, während sich sein sächsisches Kriegsvolk an der
T i l l niedergelassen hatte. Turbulente Zcitcu für die kleine
Stadt Innsbruck, die damals etwa 5000 Einwohner zählte.
D r . Monika Fritz

Neuerscheinungen
Franz Heinz Hyc-Kerkdal: „ Z u r Geschichte des woldeneuDachl-lttcl"äudes, des ,3ieueu Hofes" zu Iunsbruck." ( I n der
Festschrift für Univ.-Pros, Dr, Hans Kramer
Tiroler
Heimat Bd. 2Ü/30.)
Es ist überaus erfreulich, weuu versucht wird, zur Geschichte der bedeutendsten Bauwerke und Sehenswürdigkeiten der Stadt nene Erkenntnisse zu gewinnen. So unternimmt es Hye-Kcrldal, in seiner Stndie nicht allein die
Baugcschichte des Gcbäudekomplexes Hcrzog-Fricdrich-Straße
- Psavrgassc Badgasse au Haud der gesicherten Qnellcnuachrichleu darzustclleu, soudern auch die Bauzeit des als
„Goldcucu Dach!" bclauutcu Pruulcrlcrs uähcr zu bcstimmcu. Dabci hält er der seit David v. Schöuhcrr gcltcudcu
Mcinuüg, daß der gesamte Erker ein Bau M a r i m i l i a n s I.
und im I a h r c l5 da Maximilian iu Tricut zum Kaiser Proklamiert wurde,

angebracht worden sein. Überdies glaubt der Verfasser die
iutercssautc Beobachtung machen ;n können, daß ans dem
Nclicf dcs 2. Geschoßcs ^ M a x i m i l i a n mit seinen beiden
Frauen - - der ursprüngliche Doppeladler dnrch irgendein
Mißgeschick seinen rechten Hals nnd Kopf verloren habe.
Eher ist aber Wohl am Nebenrelicf — Kaiser mit Ratsherrn
nnd Narren - - die Stelle des Wappens nnter dem Ratsherrn einmal abgeschlagen worden. I n beiden Fällen könnten vielleicht Röntgenaufnahmen, die durch das Gewicht der
Stciuc allerdings erschwert sind, eine Klärnng bringen. Be«
züglich der Datieruug wäre das Wappeu Philipps dcs Schöncn. der bcrcits am 25. Scptcmbcr 15<«> gestorben war. noch
dahiugchcud zu berücksichtigen,daß sich M a r i m i l i a » erst 1502
üüi die richtige Zuiammcujctzuug dieses Wappens bemühte.
I m Mcmorieubnch vou 1502 fiudct sich die Eintragung:
„ ^ t e m W i r Phillips vou Gots Guadcu Erzherzog zu Osterreich. Fürst der Kunigkrcich Eastilj, Lcogion. Aragon, Eecillj und Grauuatcn, Herzog zu Bnrgnndj, zn Loterigk, zu