Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1967

/ Nr.5

- S.2

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
Und wenn anch die 4.Vergiselschlacht vom 1.November 1 Alili e>inem Andreas Hofer und damit T i r o l eine
Niederlage brachte, so hat nicht zuletzt der Tiroler
Freiheitskampf den hellen Funken geschlagen, der in
ganz Europa den Widerstand für die Freiheit Zum
lodern brachte.
So leiduoll die Vergangenheit auch war, so steht sie
doch i n keinem Verhältnis zum Blutzoll dieses Jahrhunderts. Zu nahe liegt das Ereignis von 1914—1918
und zu laut sind die Stunden noch von 1939—1945,
um viel darüber reden zu dürfen.
Die Toten mögen Zeugen sein für das Opfer, das
allein diese Stadt erbrachte.
Tausende Söhne dieser Stadt fielen i n Erfüllung
ihrer soldatischen Pflicht. Unoergessen sind aber auch
alle jene Innsbrucker, die in den Bombennächten, in
den K Z s oder im Kampf um die Freiheit für ihre
engere Heimat und Österreich ihr Leben gaben.
Es sei hier deutlich gesagt: Keiner, der sich I n n s brucker, Tiroler oder Österreicher nennt oder als solcher geboren wurde, kann sich aus dem geschichtlichen
Lebensweg seines Volkes lösen, als ob es ihn etwa
nichts anginge. Gute und schlechte Zeiten, auch I r r tümer gehören zum Ererbten, gehören zur Geschichte
unserer Heimat. Kein Tag kann aus der Geschichte
eines Volkes gelöscht werden, jeder Tag hat Menschen
geprägt. I n seinem Buch ,Irrwege der Pflicht" läßt
General Fcurstein so menschlich sichtbar werden, welche
Irrwege immer wieder und letzten Endes jederzeit im
Glauben der Pflichterfüllung begangen werden können, aber auch durch die Gnade gemeistert werden
müssen. Es ist darum gut, daß jene verstummen, die
den Gefallenen eine Schmach und den Heimkehrer!:
eine Schande andichten möchten.
Die Tiroler können sagen: Die Geschichte zeigt uns
nicht, daß wir jemals einen Krieg wollten. Was wir
fordern, war und ist das Recht, frei im eigenen Land
leben und arbeiten zu dürfen, ein Recht, das allen
Menschen dieser Erde zusteht.
W i r wissen um die Verantwortung für den M i t menschen, wo immer er lebt, aber auch um die Machtmittel menschlicher Erfindungskraft, die zum Segen
oder zum Fluch für die Menschheit eingesetzt werden
können.
Nach alldem könnte man fragen: Hat es noch einen
Sinn, Standarten und Fahnen zn haben? J a , so wie
w i r alle diese unsere Stadt und diesen unseren Staat
aufgebaut haben und wieder an den Werkbänken und
am Pflug stehen, so ist es unsere Pflicht, die Werte
der Gemeinschaft zu finden und uns Symbole zu schaffen, die für uns eine Aussage haben. Denn auch für
uns Österreicher gilt die Erfüllung von Aufgaben im
Dienste der menschlichen Existenz, das Zusammenwirken aller in der Gesellschaft des Staates, wie es auch
die Landesverteidigung ist oder die Begründung oder
Sicherung der Rechtsordnung. Selbstschutz ssegen den
äußeren Angriff bildet für jeden Staat die Voraussetzung der Erfüllung der gesellschaftlichen Funktionen,
die seine Natur ausmachen. Die Freiheit uud Würde
des einzelnen Menschen, wie sie in .Populorum Progressiv" als Ziel gesetzt ist, rechtfertigt Österreichs, also
unser Verhalten.
Wenn die Stadt Innsbruck heute diese Standarte
dem Stabsbataillon der L. Iägerbrigade übergibt, so

Nummer 7,

sei vor aller Öffentlichkeit bekundet, das; ^ t a d l und
Bund e sheer treu in fremd- und leid vollen Tagen ix"r
bunden bleiben.
Unsere Jugend schaut zwar mamhmal sein" corsici)
tig in die Zukunft, obwohl w i r ihren Weg durch moderne Türen in ein neues, schönes Österreich geballt
haben. Uns Ältesten bleibt daher die Verpflichtung,
der Jugend durch unsere Arbeit und unser Vorbild die
Einsicht zu erbringen, daß Friede, Freiheit und Wohlstand eines Landes uns nicht geschenkt bleiben, sonder»
immer wieder erarbeitet werdeil müssen.
Unsere demokratische Republik gehört dem ganzen
Volk. Darum müssen alle mitdenken, alle mitentscheiden, alle mitarbeiten und mitleben.
Diese Standarte soll uns also immer mahnen, daß
die Bürger dieser Stadt und I h r Soldaten des österreichischen Vundesheeres eines Sinnes sind: Für das
Wohl unserer Heimat und das Vaterland Österreich
immer einzustehen.
Daß uns der Herrgott dazu die Kraft schenke, bitten wir lim den Segen für diese Standarte, und ich
darf enden mit den Worten Franz Theodor Esotors:
.Nicht als Wacht in Wehr und Waffen darfst du
deine Zukunft sehn,"
bauen sollst du, Brücken schaffen, die von Mensch zu
Menschen gehn.
Wenn die Völker dieser Erde sich vereinen zum Vergleich.
daß auf immer Friede werde, komm" als erstes Österreich!""
Die anschließende feierliche Weihe des mit dem
Bundeswappeu uud dem Tiroler Adler geschmückten
Feldzeichens durch Kardinal Dr. König erreichte ihren
Höhepunkt in der Venagelung der Standarte durch
die Geistlichkeit, den Bürgermeister der Landeshauptstadt Innsbruck, die Vertreter der Truppe und der
Übergabe des Feldzeichens an den Kommandanten
des Stabsbataillons lì, Oberstleutnant Payr. Als
Fahnenpatin heftete die Gattin des Bürgermeisters
der Standarte ein schönes Band in Erinnerung an
die eindrucksvolle Weihe an.
Anschließend sprach der Vundcsniinister für Landesverteidigung Dr. Prader, der in seiner Rede zum
Ausdruck brachte, daß die Übergabe der von der Stadt
Innsbruck gestifteten Standarte ein Symbol der Verbundenheit und des Vertrauens sei, das die Gemeinde,
die Bevölkerung der Stadt Innsbruck und darüber
hinaus das Land T i r o l den Soldaten des Stabsbataillons l> entgegenbringe. M i t der Übernahme des
Feldzeichens trage aber das Stabsbataillon <> auch
ein Mehr an Verantwortung für die Stadt und für
das Land T i r o l .
,,Gerade das Land Tirol weis, e^, das; ^reilieii nilin
geschenkt wird und daß der Wille i>im frieden olmo
deil Willen zur Selbstverteidigung eine trügerische
Illusion wäre. Unsere Vertcidigungskonzeption geht
davon aus. daß wir niemals selbst eineil Angriffskrieg führen werdeil. Uni so mein müssen wir geistig
und materiell zu jeder Stunde oerleidignngsbereit
sein. W i r selbst haben ja ans die Gestaltung der
Dinge in dieser Welt nicht allzuviel Einfluß. W i r haben aber mit an den Konsequenzen zu trageu. Wären
mir nicht oerleidigungsbereit, würden wir jeder Aus-