Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1967

/ Nr.5

- S.1

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summer 5

Mai

1967

^tandartenweihe in Innsbruck
Unter Anteilnahme der Innsbrucks Bevölkerung
übergab Vürgermeister Dr. Lugger am 4. Ntai 196?
im Rahmen einer eindrucksvollen militärischen Feier
dem Stabsbataillon der lì. Iägcrbrigade die von der
Stadt Innsbruck gestiftete Standarte.
Auf dem historischen Turnierplatz vor dem Goldenen Dach! zelebrierte Seine Eminenz Dr. Franz Kardinal König vor den in der Herzog-Friedrich-Straßc
angetretenen Kompanien des Stabsbataillons 6 die
heilige Messe. Zahlreiche Festgäste, wie der Vundesrmnister für Landesverteidigung Dr. Prader, Landeshauptmann Ök.-Rat Wallnöfcr, hohe Geistlichkeit und
Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wohnten den
Feierlichkeiten bei. Das Nundesheer war in it dem
Befehlshaber der Gruppe I I I , General Paumgartten,
dem Militärkommandanten für T i r o l , Oberst Neumayr, und dem Kommandanten der 6. Iägerbrigade,
Oberst d. G. Stampfer, vertreten.
Kardinal Dr. König wies in seiner Ansprache die
Soldaten des Stabsbataillons 6 darauf hin, daß es
bei ihrem Dienst nicht nur um ein militärisches T r a i ning gehe, sondern vor allem die charakterliche Formung des Soldaten angestrebt werden müsse. Nach
der heiligen Messe erklärte Bürgermeister Dr. Lugger
in seiner Ansprache:
„Es darf wicht der S i n n dieser hohen Feierstunde
sein, um etwa als Vertreter der Behörden und Gemeinschaften dazustehen und uni so eine Stunde der
Weihe und Übergabe einer Standarte abzutun, wie
man vielleicht einen Dienst abtun mag. den man nicht
liebt.

Die Übergabe einer Standarte muß. wenn sie richtig verstanden sein w i l l , etwas aussagen!
Die Stadt Innsbruck w i l l die aufrichtige Verbundenheit zum Stabsbatnillon der l>. Iägerbrigade und
zum österreichischen Vundesheer bekunden und diese
Standarte als ständig mahnendes Zeichen der Verbundenheit wissen, um in freud- und leiduollen Tagen
treu zusammenzustehen.
Auf Grund seiner geographischen Lage war I n n s bruck im Laufe der Geschichte immer wieder ein wichtiger SchuiUpuntt der wechselvollen Ereignisse, die
sich auf den europäischen Straßen von Noro nach Süd
und n?n West nach Ost abspielten.
So begreifen wir, daß schon im Jahre 1.A>."5. als
T i r o l zum sinuse Habsburg und damit zu Österreich
lam, in der damaligen Wehrversassung festgelegt
wurde, das; alle wehrfähigen Männer Tirols, insbe-

sondere auch die Bürger und Bauern, die Pflicht Zur
Verteidigung des Landes haben.
Nicht selten war es, daß die Tiroler Landstände
aufgeboten wurden.
Die Geschichtsschreiber aber wissen zu berichten, daß
die Tiroler wohl immer begeistert waren, ihr eigenes
Land zu verteidigen, aber große Abneigung zeigten,
wenn sie zu Kämpfen gerufen wurden, die mit der
Verteidigung ihrer eigenen Heimat in keinem Zusammenhang standen.
Für diese tirolische Haltung sei hier der herrliche
Spruch des seinerzeit berühmtesten europäischen Geschützgietzers — des Innsbruckers Gregor Löffler —
vermerkt. Er sagte seinem König Ferdinand! ,Denn,
da ich mich mit meiner Kunst und Arbeit zu ernähren
weiß, w i l l ich keinen Söldner abgeben. I n Landesnot
w i l l ich aber helfen, wie es einem redlichen Gesellen
wohl ansteht/
Kaiser M a x i m i l i a n wußte, daß er den Tirolern
und vor allem auch den Innsbruckern, wo vom Ritter
bis zum Vauernknecht jeder ein freier M a n n war,
trauen konnte. Darum erbaute er in Innsbruck um
das Jahr 150N ein gewaltiges Zeughaus, i n dem das
Kriegsgerät bereitgestellt wurde, um ganze Heere
auszurüsten.
Wenn auch das Landlibell aus 1511 keinen Tiroler
außerhalb des Landes zum Kriegsdienst verpflichtete,
so hat T i r o l sein großes Vaterland nie im Stich gelassen. Männer wie der Fcldobrist Jörg von Fruntsperg, Nikolaus Seidensticker von Innsbruck und Konrad Spcrgscr von Glurns werden in der österreichischen Heeresgeschichte unvergessen sein. Und mit Andacht müßten wir Tiroler am Burgtor Wiens vorbeigehen, wo ein Leonhard von Völs während der
i. Türkenbelagerung Wiens das Verteidigungskommando führte. Unvergessen bleibt wohl auch der Tiroler Ludwig von Lodron, der 1l>."5."l bei Pottenstein die
Türken besiegte und in der blutigen Schlacht von
Esseg an der Spitze seiner Tiroler im Kampfe fiel.
Und wenn w i r von hier aus hinaufschauen i n die
Maria-Thcresien-Slraße zur Annnsäule. dann kündet
sie uns, daß 1?l)."l anläßlich des spanischen Erbsolgetrieges Innsbruck von I^.WO Mann fremder Truppeu befetzt war. aber die Tiroler, auf sich allein gestellt, die Freiheit wicdercrobcrten und die Landstände
aus Dankbarkeit für die errungene Freiheit diese
Annasäule errichteten,
Auch Napoleon muß!e erfahren, welche Wehrkraft
und welcher Wehrwille im Tiroler Volt lebten.