Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1967

/ Nr.2

- S.2

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Amtsblatt der Landcshcmptstndt Innsbruck

vorbildlichen Aufbau und Ausbau dieser Einrichtungen. Gloichzoitig stellte er seine wertvolle Kraft dem
Landossportamt für Tirol (1949—1954), dem Landesverband für Turnen als dessen Präsident und der
Österreichischen Turn- und Sportunion, Landesverband Tirol, zur Verfügung. Durch Ernennung zum
Oberstudienrat (1959) und"zum Fachvorftand (1963)
ehrten höchste Stellen seine ersprießliche Arbeit.
Schon als Gymnasiast war er in der Iungarbeiterbewegung und im Turnwesen tätig gewesen. 1925
wurde er in Kufstein vom Gauturntag der Tiroler

Turnerschaft zum ersten Gauturnwart gewählt. Durch
seine Initiative konnte die Zahl der christlich-deutschen
Turnvereine in Tirol innerhalb von 10 Iahren von
5 auf 35 vermehrt werden. Ab 1933 war er — auch als
Landosführor — in den Ostmärkischen Slurmschareu
tätig. Tirols Turner und Sportler haben durch seinen
Abgang einen wirklich herben Verlust erlitten.
Das feierliche Begräbnis, an dem zahlreiche Uuiuorsitätsprofessoren und Eoleurstudentcn, Vertreter des
Landes und der Stadt teilnahmen, fand im Friedhof
von St. Nikolaus
statt.
W. Eppachor

Innsbrucker Seelgerätstiftungen
Wohlhabendere Personen des Mittelalters liebten
es, zur Erinnerung an teure Verstorbene wie zu deren
Seelenheil fromme Stiftungen, sogenannte Seelgerätstiftungen, zu errichten. Das Wort „Sel-Geraet" (leFawm aci pia» cau8a8) bedeutet alles, was ein Stifter
zum Heile der Seele eines Verstorbenen oder testamentarisch für seine eigene einer geistlichen Anstalt (Kirche, Pfarrei, Kloster) für Seelenmessen, Iahrtage usw.
überläßt oder vermacht. Diesem löblichen Brauche verdanken die Kirchenarchive überdies zahlreiche Urkunden und die Geschichtsforschung wertvolle Nachrichten.
Frau Dr. Waltraud Grö"bner-Gschnitzer — die Tochter
des bekannten Innsbrucker Mathematikers Univ.Prof. Dr. Wolfgang Gröbner, verheiratet mit dem derzeitigen Heidelberger Archäologen Univ.-Prof. Doktor Fritz Gschnitzer — hat in ihrer Doktorarbeit die
„Seelgerätstiftungen beim Stift Wilten" behandelt.
Diese für die Innsbrucker Stadtgeschichte wertvolle
Studie ist nunmehr in den „^naiecta ?i-2,ein0N8ti-2ten8ia" (X1.II, 1966) gedruckt erschienen. Angeregt
wurde die Arbeit durch den jetzt in Wien lebenden
Nechtshiftoriker Univ.-Prof. Dr. H. Lentze, der damals
noch in Wilten lebte und das Stiftsarchiv betreute. Er
stellte auch die drei Laden mit den Stiftbriefen zur
Verfügung.
Die vorliegende Arbeit besteht aus zwei Abschnitten,
nämlich den mittelalterlichen Stiftungen und den neuzeitlichen. Beide sind in einzelne Kapitel (Begräbnisse,
Iahrtage etc.) unterteilt. Eingangs wird die auffällige Feststellung gemacht, daß in den Wiltener Stiftungsurkunden nur ausnahmsweise etwas über das
Begräbnis erwähnt wird, obwohl zahlreiche Adelige,
Bürger und Bauern in Wilten ihre Grabstätten hatten. Abt Konrad bestätigt 1351 einmal, daß der Diemut Straeunin versprochen worden sei, sie zu Wilten
zu begraben bei ihren Vorfahren mit Messe und Vigil
nach Gewohnheit.
I m 2. Kapitel über die liturgische Feier der Iahrtage wird u. a. die eigenartige Bestimmung König
Heinrichs von Böhmen (gestorben 1335) für den Iahrtag seiner zweiten Frau, Königin Adelheid, mitgeteilt,
an der Fassade der Kirche einen Teppich auszubreiten
und darüber ein seidenes Tuch zu hängen.
Unter den Nebenbestimmungen, wie Spenden an
Arme oder an das Spital, die häufig vorkommen, gab
05 auch seltene. So worden 1376 einmal Polfterschuho
für vier arme (Stifts-) Herren gestiftet. Eine andere
Stiftung sorgte für Gewand für jene armen Klosterholron, die weder Amter noch Pfarreien haben.

Eine wichtige Rolle, die schließlich dem Stifte Wilten manche Belastung brachte, spielte die sogenannte
Herbergspflicht für Iahrtagsgäste. Besonders adelige
Stifter verlangten, daß ihre Verwandten, wenn sie
zum Iahrtag kommen, im Kloster bewirtet werden sollen. Daß es dabei manchmal mehr auf reichliche Bewirtung als tiefe Frömmigkeit ankam, beweist ein Abkommen von 1512 zwischen Wilten und Hans Trautson
von Matrei. Die Iahrtagsbesucher dieser Familie —
sie mußten an zwei Tischen Platz finden — erhielten
von ihrer Ankunft am Nachmittag vor dem Iahrtag
bis zu ihrer Heimkehr nach der Iahrtagsfeier allein
32 Maß Wein.
Die Seelgerätstiftungen waren zumeist für ewige
Zeiten gestiftet, d. h. sie sollten so lange gehalten werden, als das Kloster besteht. Durch die Säkularisation
von 1807 wurden sie aber alle schwer betroffen, weil
ja das Klostergut dadurchstarkverringert worden war.
Viele Stiftungen gingen dann bei der Aufhebung der
Grundlasten von 1848 zugrunde, der Nest durch die
Geldentwertung nach 1918.
Eine wertvolle Vorarbeit für diese Dissertation bildete die Abhandlung von Professor Lentze über „Die
klösterlichen Messenstiftungen an der St.-Iakobs-Kilche in Innsbruck" (8tu6Ì2 Wiltinen8ia, 149 ss.), bei denen das Stiftungsgut an das Kloster Wilten fiel, das
dafür die Messe durch einen Konuentualon losen lassen
mußte. Wie anderorts waren offenbar auch in Innsbruck die Schneider sehr wohlhabend, denn 1314 hat
Vberlein Schneider und 1342 Friedrich Schneider eine
solche Stiftung gemacht, üentze führt einzelne Textstellen daraus an, um die sogenannte Vorfallstlausol
aufzuzeigen. Hat nämlich das Klostor schuldhaftorweise
die Einhaltung der Stiftung versäumt, so mußte es
eine Strafsumme zahlen. Laut Stiftbrief dos Friedrich
Schneider von 1342 sollte Wilten in diesem Falle der
Stadt mit 20 Pfund Gold, „don wir habon in irom
perchfrid" verfallen sein. Wie verlockend wäre es nun
in dem „perchfrid" den Stadtturm zu finden und damit die älteste Nachricht darüber! I n die Vostätigungsbullo dos Baslor Konzils von 1442 wurdo dor Tort abor
in lateinischer Spracho aufgonommon, und darin hois^l
os „in s!>5ti"icw", d. h. also im „Burgfriodon".
Eborhard Schneider hat am Gcorgstagc ( 23. April) 1322 eine umfangreiche Ergänzung zu soinor
Stiftung von 1314 bourtundol. Dioso im Stadtarchiv
aufbowahrto Urtundo ist niolloichl noch zuwenig boachtot wordon. Aufsälli.qorwoiso wird darin
das Kloster Wilton ubovhaupl nichl ^oi