Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1966

/ Nr.10

- S.4

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Nummer

Der Domplatz (vorher Pfarrplatz) in Innsbruck
I n kurzer Zeit wird aus dem Innsbrucker Straßenverzeichnis die alte Bezeichnung „Pfarrplatz" verschwinden und an ihre Stelle der Name „Domplatz"
treten. Jenen Altstadtbewohnern, die den Verlust des
altvertrauten Namens bedauern, sei zum Trost gesagt,
daß der ehrwürdige Hinweis auf die Pfarre in der Beschriftung der anliegenden Pfarrgasse, die auch fürderhin so heißen wird, getreu erhalten bleibt. Die am
8. Dezember 1964 erfolgte Gründung der Diözese I n n s bruck—Feldkirch, womit die Erhebung der St.-IatobsPfarrkirche zum Dom verbunden war, hat den I n n s brucker Gemeinderat am 21. J u l i d. I . zu dieser Umbenennung veranlaßt.
Der bisherige Pfarrplatz diente den Innsbruckern
jahrehundertelang als Friedhof. Als um 1500 Kaiser
M a x i m i l i a n weitere Begräbnisse bei der Pfarrkirche
verbot, wurde der Platz hinter der Epitalskirche zum
Stadtfriedhof erhoben. Die Weihe erfolgte erst 1508
durch den Vrixner Bischof Konrad. Wie K. Zimmeter
i m Pfarrblatt vom Dezember 193? schreibt, war der
Grund für die Verlegung die bauliche Ausdehnung
der landesfürstlichen Burg auf Kosten des Friedhofes.
Nur mit Widerwillen und nach langem Widerstand
fandensichdie Innsbrucker mit dieser Regelung ab. Die
endgültige Auflassung der „Insel des Friedens" um die
Pfarrkirche sei gar erst 171? zustande gekommen. Wie
aus dem bekannten Rindlerschen Plane von 1712 zu
ersehen ist, war der Pfarrplatz früher in zwei Teile geteilt. Es zog sich nämlich von der nordwestlichen Häuserflucht eine Mauer bis zum heutigen Durchgang in

die Herrengasse. I n diese Mauer war auch die vor der
Pfarrkirche frei stehende Kapelle zu den 11 Nothelfern
einbezogen, die als Priesterbegräbnisstätte diente.
Beim Neubau des St.-Iakobs-Gotteshauses (1717 bis
1724) wurden dann sowohl die Mauer als auch die
genannte Kapelle sowie einige aus der Pfarrgasse vorstoßende Häuser entfernt, um für die neue Kirche einen
entsprechenden Vorplatz zu schaffen und ihrer Architektonik mehr Wirkkraft zu verleihen. Die zahlreichen
Grabsteine seien bis auf das Denkmal Erzherzog M a ximilians des Deutschmeisters als Baumaterial, das
Metall zum Glockenguß verwendet worden. Abgesehen
von der Pflanzung einiger schattenspendender Bäume,
blieb der Platz bis nach dem zweiten Weltkrieg unansehnlich und in ziemlich ungepflegtem Zustand. Erst
1956 schritt die Stadtverwaltung an eine gründliche
Neugestaltung, indem eine Grünanlage geschaffen und
ein großes Granitbrunnenbecken aufgestellt wurde.
Letzteres stammt von dem im Jahre 190»! durch Johann
Freiherr von Sieberer am Südtiroler Platz errichteten
und 1940 aus Verkehrsrücksichten abgetragenen Vereinigungsbrunnen (zur Erinnerung an die Eingemeindung der Vororte Wilten und Pradl mit Innsbruck).
Ein aus Steinplatten gebildeter, sanft ansteigender
Weg führt zum Brunnen empor, um den einige Nastbänke stehen. Geschichtlich denkwürdige Häuser umgeben den Domplatz. Vor allem aber ladet der Dom mit
seiner von Statuen der Landespatrono geschmückten
Fassade, die er hier frei zur Schau trägt, zur Betrachtung ein.
W.

Komm.Rat Leopold Gostner 80 Jahre alt
Der ehemalige langjährige Vorstand der Innsbrukker Stadtsparkassa, Herr Leopold Gostner, vollendete
am 4. Oktober d. I . sein 80. Lebensjahr. Einem alten
Südtiroler Schmiedegeschlecht aus Unterinn am R i t ten entstammend, erblickte er in Innsbruck das Licht
der Welt. Nach Vollendung seiner Studien trat er i n
den väterlichen Textilbetrieb ein, den er allerdings für
die Dauer des 1. Weltkrieges verlassen mußte. Gostner
wurde an verschiedenen Fronten eingesetzt und mehrfach ausgezeichnet. Nach dem Zusammenbruch von 1918
widmete er sich ganz wirtschaftlichen Aufgaben und
seinem Geschäft. I n der Folge gelang es dem Jubilar,
den Großhandel mit Textilien auch auf andere Bundes-

länder auszudehnen. So wurde Gostner eine um die
heimische Textilwirtschaft hoch verdiente Persönlichkeit,
die auch jahrelang die Interessen ihrer Berufskollegen
in der Handelskammer vertrat. I m Jahre 19."l0 trat er
dem Verein der Sparkasse der Stadt Innsbruck bei, der
ihn bereits zwei Jahre später in den Verwaltungsausschuß wählte. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges übernahm Gostner die Vorstandschaft der Sparlasse und bemühte sich bis 1959 um den Auf- und Ausbau dieses
heimischen Geldinstitutes. I n Würdigung seiner Verdienste um die tirolische Wirtschaft wurde er bereits
1956 mit dem Ehrenzeichen des Landes T i r o l ausgezeichnet.

Allerseelen
Für viele Menschen ein Fest mit einem etwas herben Beigeschmack, denn sie müssen ja 1. den Friedhof
besuchen, 2. ein oder gar mehrere Gräber für diesen Tag
Herrichten, ! l . dabei ihrer verstorbenen Verwandten
und Bekannten gedenken, 4. sich daran erinnern, daß
auch sie in einiger Zeit an dieser Stätte ruhen, da auch
für sie das Schriftwort gilt! „ I h r wißt doch nicht, was
der morgige Tag bringt. Was ist denn euer Leben?
Nur ein Hauch seid ihr, der kurze Zeit sichtbar ist und
dann ix"

Merkwürdig, wie gerne der Mensch mit seinein Ende
eine Art von Vogel-Strauß-Politik betreibt. Nur ja
nicht an den Tod erinnert werden! Bon dem berühmten österreichischen Kanzler Fürst Kaunitz wird erzählt,
daß man ihm das Ableben einer Person uur so mil
teilen durfte, daß der Betreffende einen längeren Ur
Ia»b angetreten hätte. Wie mag er da erschrocken sein,
als am Abend des 18. August 1765 ein Bote schreiend
durch die Neustadt, d . i . die heulige Maria-Theresien
Straße, lief, »m dcn Fürsten, dessen Quartier ^ nicht