Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1966

/ Nr.6

- S.2

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Seilet

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

der Projetliernng »>>d Van des Wasserschlosses am
Beginn der Rohrleitung ohne Leerlauf. Die Ermittlung der Höhe und des Umfanges dieses Bauteiles war
ein mathematisch nicht leicht zn lösendes Problem, aber
es gelang. W i r machten das Wasserschloß entsprechend
groß und hoch, aber die gereifte Form eines Wasserschlosses mit Unterkammer und Obertammer brachten
wir erst beim Achenseewerk zur Ausführung. Ähnliches bezogsichauf Druckstollen, Leerlauf usw.. die w i r
recht und schlecht mit einem Stab von wissenschaftlich
geschnlten Mitarbeitern — Ingenieuren — durchführten. I n Innsbruck bauten wir für die Stadt im Jahre
1901 und 1903 das große Sillwert in Patsch. W i r planten auch das Achenseewerk als Speicheranlage. Bürgermeister Greil, sehr begeistert für diese Schöpfung, versuchte den See für die Stadtgemeinde zu erwerben.
Durch Jahre vergeblich, endlich gelang es ihm. Die F i nanzierung des Werkes tonnte nur in Form einer Aktiengesellschaft durchgeführt werden, wobei "die Stadtgemeinde die Mehrheit Land nur 5 Prozent, und die übrigen wurden von
Wiener Banken übernommen. Die Finanzierung war
erst durchführbar nach Sicherung des Stromabsatzes,
der mit Vertrag mit den Bayern-Werken gelang. Dann
kam im Jahre 1920 die Großaktion der Elektrifizierung
der österreichischen Bahnen. Es war selbstverständlich
nnd folgerichtig, daß diese Aktion in T i r o l begann,
denn hier war die erste elektrisch betriebene Vollbahn,
das erste große E-Werk am Ruetzbach, nnd der Bau des
Achenseewerkes, das Industrie- und Vahnstrom zu liefern hatte, stand vor dem P l a n . W i r bauten damals
das Speicherwerk Spullersee in Vorarlberg und in Arbeitsgemeinschaft das Achenseetraftwerk. Die beiden
Kraftwerke waren die ersten Epeicherwerke in Österreich — Vorbilder für alle folgenden. Die Elektrifizierung oder der Ausbau der Energiewirtschaft in T i r o l
ging dann stark weiter. Städte, Gemeinden, Genossenschaften, Gewerbebetriebe nnd Landwirte bauten
Werke verschiedener Größe. M i t dem Achensecwerk
verbunden ist auch die Schaffung der Verbundwirtschaft. Es wurde das Achenseewerk mit den übrigen
Werken in T i r o l verbunden und darüber hinaus mit
den Bayern-Werken. Der Ausbau der Energiewirtschaft ging weiter bis zum Jahre 1930. I m Jahre 1930
brach eine schwere Wirtschaftskrise in Amerika aus,
griff auf Österreich über und führte zum Zusammenbruch jener Banken. Der Ausbau der Energiewirtschaft
ging damit nur gedämpft weiter. I m Jahre 1938 kam
der Zwangsanschlnß an das Deutsche Reich. Zu Beginn
eine reiche Ausbautätigteit. Es wurde das Gerloskraftmerk,ldlls Werk Kirchbichl geschaffen und das Wert
im Ötzial begonnen. Dann kam die Katastrophe, der
Zusammenbruch, die Besetzung Österreichs und Tirols
durch die Siegermächte; alle Räder blieben still. Während der braunen Zeit wurde die Stadtgemeinde ihrer
Macht in der Energiewirtschaft entkleidet. Sie mnßte
lixler Zwang das Achenseewerk gegen eine geringe Bezahlung an ein dentsches Konsortium abgebeu. Infolgedessen waren dann beim Zusammenschluß diese ganzen
Werte Staatseigentum. Es wurde zur selben Zeit auch
ein Staatsgesetz über die Verstaatlichung der gesamten
Energiewirtschaft gefaßt. Es drohte für T i r o l in der
Energiewirtschaft eilte Tragödie. Es wurde aber doch
besser als befürchtet. Das Achenseewerk mit Zubehör,

mit Ausnahme des Gerloswertes, wurde dem Land
übergeben. Die beiden Zillertaler Werte bekam die
Tauernwerkgesellschaft, eine Tochtergesellschaft der
Verbnndgesellichaft, mit der Verpflichtung zum weile
reu Ausbau, dem sie jetzt nachlam. lind der Verpslich
tung. die Wintertraftleistnng dem Achenseewert zu
überlassen, damit dieses die Verpflichtung der Slromabgabe nach Bayern und Innerösterreich durchführen
konnte. Die Stadtgemeinde Innsbruck machte ihre Ansprüche geltend, aber umsonst. Sie erhielt nur eine
kleine Geldentschädiguug. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen! Es ist bedanerlich,
baß anch die Vrennerwerke nicht der Stadtgemeinde
übergeben wurden. A n sich ist es richtig, daß das Achenseewerk dem Land und nicht der Stadt verblieb, damit
das Land die Verpflichtung hat, oen Ausbau durchzuführen. Das besorgte damals das Land auch glänzend
durch einen ausgezeichneten Stab von Ingenieuren und
die Verbindung mit Herren in der Landesregierung.
Es wurde die Dürrach in das Achenseewert eingeleitet,
das Innwerk bei Imst gebaut uno das Kannerlalwert
mit dem Pumpspeicherwerk. Nur das angefangene Ötztaler Wert blieb als Gemeinschaftswert dem Land
T i r o l und der Verbundgesellschaft. Die Speicherwerke
gewinnen immer mehr an Bedeutung. Je mehr «die
Energiewirtschaft in Europa zunimmt, nm so wertvoller werden die Speicherwerke. Das geplante Speicherwerk im Ötztal wird das zweitgrößte in Europa.
Das größte ist das Viandel-Werk in Luxemburg. Das
Speicherwerk im Ötztal ist nur um 10 Prozent in der
Leistung geringer. Es ist zu hoffen — mein Vertrauen
gilt dem verehrten Herrn Landeshanptmann —, daß
es gelingt, das Werk allein dnrch das Land ohne Verbundgesellschaft zustande zu bringen, um so mehr, als
die Verbnndgesellschaft ja schon ein Plus im Zillertal
bekommen hat. Außerdem hat die Verbnndgesellschaft,
was anzuerkennen ist, das Umspannwerk bei der Station Ötz ausgeführt. Es ist das bedeutendste Umspannwerk in Österreich. Von hier aus laufen die Leitungen
über das Marienberger Joch nach Deutschland, über
Vorarlberg nach Deutschland und Frankreich, über
Neschen nach I t a l i e n . Innsbruck, mit der Groteske, daß
es die Schöpferin der Tiroler Energiewirtschaft ist,
hatte nnr mehr das Sillwerk in Besitz und die kleine
Wasserkraftanlage i n Mühlan. Aber es begann nun
mit dem Ausbau des Wasserkraftwerkes Mühlali bei
der höchstinöglichen Gefällstnfe. Die Kunst war, die
viele Quellen, die in Abständen von 130 Meter sich
befinden, mit einem Sammelstollen im Berginneren
abzufangen, und es gelang. M i t dem Wasserwerk
kommt die Gemeinde Innsbruck an erster Stelle in der
Trinkwasserversorgnng der Einwohner unter den
Städten nicht nur in Österreich, sondern in ganz
Europa. Das erschlossene Wasser bei Mühlnu ist ein
lei infreies, weiches Wasser, es hat nur ? Härtegrade
lind eine Temperatur von 5 Grad. Die Quellen sind
nur l Kilometer vom Stadtzentrum entfernt und
leisten nebenbei l l Millionen Kilowattstunden an
Energie. Ebenso hat die Gemeinde gegenwärtig die
Untere S i l l im Bau.
Jedenfalls sind das alles Glanzleistungen der Gemeindeverwaltnng. der zuständigen Stellen in I i i n s brnck. Aber T i r o l ist nicht nnr beglückt durch eine gule
Verwaltung der Stadt Innsbruck; ebenso gnl sind die