Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1966

/ Nr.4

- S.2

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Diese Ausgabe – 1966_Amtsblatt_04
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Amtsblatt der Landcshanplstadt Innsbruck
darstellende .^nnst unler Felix, Weingartner und
Joseph Krips besucht. Er la,n dann nach Reichenberg,
Troppan und Linz, von wo aus er in don Krieg zog.
1!»l Generalmusikdirektor am Stadttheatcr Oldenburg.
Vielfach iral Randolf auch als Gastdirigent bei großen
Symphonieorchestern und in bedeutenden Opern-

Nummer 1

ern aus. ^löge dein in seine österreichische Heimat
zurücklehrenden G M D . Karl Randols
wie es der
„Innsbrucker Konzertspiegel" wünscht
ein glückliche
und erfolgreiche Tätigleil in seinem neuen, oon
internationalem Publitum viel beslichlen Feld der
Tätigkeit, Innsbruck und T i r o l , beschieden sein zum
Wohle der Ätusik uud aller, die sich ihr verbunden
fühlen!

Von Ostereiern
Wenn auch unsere moderne, realistisch denkende Welt
so manchen schönen alten Osterbrauch verdrängt haben
mag, eine Sitte, nämlich sich zur österlichen Zeit Eier
zu schenken, die sich übrigens in unserem Gebiet bis ins
13. Jahrhundert zurückverfolgen läßt, ist heute noch
überall in Dörfern und Städten üblich. Sogar in den
Geschäftsauslagen Innsbrucks finden w i r von den einfachen, buntgcfärbten Hühnereiern bis zu den kunstvoll
bemalten alle nur erdenklichen Arten von Ostereiern.
Das Kunsthandmerk, das im Tiroler Volk seit alters
her stark verwurzelt ist, hat hier wieder neue Möglichkeiten gefunden, seinen Ideenreichtum zu entfalten.
Als besondere Ostergabe gelten die mit sinnreichen
Sprüchen gezierten Eier. Diese werden zusammen mit
einem Sträußlein frischer Nelken und Rosmarin mit
Vorliebe von jungen Mädchen an ihre Verehrer verschenkt. Die ehemalige Bäckerei Schwaighofer in der
Maria-Theresien-Straße (im Haus des heutigen
Triumphkinos), die namhafte Familien Innsbrucks
zu ihren Stammkundschaften zählen konnte, so die
Grafen Lodron, Enzenberg und Trapp, auch Konrad
von Hötzendorf und Victor Dankl, bot zur Osterzeit
neben den Fastenbrezeln, den Kümmel- und Anisbrezeln und dem Fochiz solche mit Verslein bemalte
Eier an. Auf dunkelroter Farbe, die selbst aus Naturfarben hergestellt wurde, stand da fein säuberlich mit
Glasfcder und Salzsäure geschrieben." „ T u auf Dein
Herz, ich tu D i r drein, einen ganzen Haufen Vergißnichtmein" oder „ E i n Osterei ich D i r schenke, nimm es
doch in Deine Hände, wenn es auch nicht kostbar ist, so
denke-doch, von wem es ist" oder „ Z u Weihnachten "s
Scherzi (hier ist das Scherzi vom Zelten gemeint), zu
Ostern das E i , zu Pfingsten "s Herzl und die ewige
Treu". I n den Kriegsjahren 1915 und 1916 war es in
Innsbruck allerdings bei Strafe verboten, zu Ostern
gefärbte Eier zu verkaufen.
Heute begegnen w i r allenthalben auch dem „Osterbaum". A n einem großen Palmkätzchenzweig werden
ausgeblasene, mit allerlei Borten geschmückte Eier
an bunten Seidenbändern aufgehängt. E i n Brauch,
der sich erhallen hat, ist auch das Einbacken von bunten
Eiern in feinen Vriocheteig. Dieses Brot, das die Form
von stilisierten Hasen und Hennen hat, wird von dem
Paten oder der P a t i n der Ostergabe für ihre Palentinder beigelegt. Früher gab es auch noch die Osterlämmer. die in alien Modeln gebacken wnrden nnd mit
einem Fähnchen und einem Osterei geschmückt waren.
Es ist schade, daß auch schon in unserer Stadt an die
Stelle dieses so sinnreichen Geschenkes vielfach kitschige
Schokoladefigurcu, wie radfahreude Osterhasen mit
Sonnenschirm nnd dergleichen mehr, getreten sind.

Warum ist nun gerade das Ei ein Symbol für die
österliche Zeit geworden? Dem Ei liegt bekanntlich ein
Symbolgehalt von jahrtausendealter Tradition zugrunde. I n Indien spricht der Brahmaismus von
einem goldenen E i , aus dem der Schöpfer des Himmels
und der Erde, der Götter und der Menschen kam. Der
ägyptische Mythos spricht von einem Weltei. das aus
dem Munde des geflügelten Zeitgottes Kneph hervorgegangen sei und aus dem sich die Welt entwickelt
haben soll, der phönizisch-karthagische Mythos von der
ErschaffungderWelt berichtet.daß ein Ei der Ursprung
des Universums war: Als es aufbrach, erschienen aus
ihm Himmel und Erde, die Gestirne und alle lebendigen Wesen. I n der ältesten Philosophie Griechenlands galt das Ei als das in sich selbst vollendete, abgeschlossene und aus sich selbst entwickelte Wellganze,
also als Ursprnng aller Dinge. I m alten Rom wurden
jährlich im Frühling auf dem lüircu» ^Vlaximul, Eiertänze und Eierspiele aufgeführt. Dieses Fest war den
Dioskuren Ellstor und Pollux, den Söhnen der Leda,
geweiht, denen die Fabel ihren Ursprung aus dem E i
der Leda beilegte. Die Eierspiele, die bei uns noch in
den Dörfern leider nur mehr selten aufgeführt werden
und bei denen es oft sehr lustig zugeht, lassen sich von
diesen heidnischen Bräuchen ableiten.
Während jedoch das Ei bei den heidnischen Völkern
mit jener uralten Vorstellung der Weltbildnng in
Zusammenhang gebracht wurde, galt es in der christlichen Welt gleichsam als Symbol der Auferstehung.
Denn die Auferstehung Jesu wird von den Ehristen
gleichsam als eine neue Schöpfung, als der Anfang
einer neuen Welt betrachtet. I n der Zeitung ..Der
Aufmerksame", einem vaterländischen Voltsblatt vom
Jahre 182«. Nr. 64, steht in einer Abhandlung über
das Osterei zu lesen! „Es ist neutestamentliche Lehre,
daß die Welt durch Ehristus, das Wort Gottes (den
Logos, der von Ewigteil bey Gott war), geschaffen
worden (Ev. I o h . 1). Ebenso wird derselbe in der
Offenb. I o h . als das /V und O , der Anfang und das
Ende, der Vollender aller Dinge dargestellt. Merkwürdig ist, daß wenn man diese beyden Buchstaben
verseht xv ^ s<>v;>), man sowohl das griechische als
lateinische Wort bekömmt, das Ey bedentel."
I m Abendland hallen heidnische Sitten die Einführung des Ostereies in christliche Zeremonien sehr erleichtert. Die heidnischen Branche sind oft bis hexte
ihrer Form nach beibehalten, jedoch nur mit einer
christlichen Deutung unterlegt worden. Wer denll
allerdings noch heim Anblick einer Hunten österlichen
Eierpracht an den lieferen Sinn, der ihr .zugrunde
liegt?
Dr. Moniln Fritz