Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1965

/ Nr.5

- S.2

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^andcöhcniptstadt Innsbruck

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Standort .zu markieren, den das Laild Tirol und seine
Hauptstadt Innsbruck im nationalen, aber auch internationalen Flugbetrieb einnehmen.
Das Flugwesen besitzt in Innsbruck schon seit vielen
wahren einen festen Stützpunkt. Verhältnismäßig bald
nach dem 1. Weltkrieg entstand im Osten der Stadt, in
der Reichenau, ein Flugplatz mit Graspiste, dessen Errichtung vor allem auf den sich damals wieder belebende» Fremdenverkehr zurückging.
Bereits zu dieser Zeit nahmen der Linienverkehr und
der Flugsport eine günstige Entwicklung.
Dem Neichenauer Flugplatz war aber infolge der
baulichen Ausdehnung der Stadt gegen Osten kein längeres Dasein beschieden.
Die Verlegung des Flugplatzes nach dem Westen der
Stadt war mit Schwierigkeiten verbunden, seine Verwendung für die Zivilluftfahrt durch Jahre nicht möglich.
Einen geradezu stürmischen Aufschwung nahm aber
dort der Segelflugsport. Die einmaligen Möglichkeiten, über Innsbruck föhnbegünstigte Höhen- und Weitenflüge zu unternehmen, verschaffte dem Flughafen
Innsbruck europäische Beachtung und internationale
Bedeutung auf dem Gebiete des Segelfliegens. Auch
für den Motorflugsport ist ein Start von Innsbruck
aus Zum Flug über die Alpen ein besonderes Erlebnis.
Der Verkehrsflug stieg ebenfalls, beeinflußt durch
die Ausweitung des Fremdenverkehrs, erfreulich stark
an.
Diese Umstände sowie der technische Fortschritt im
Flugwesen erzwangen die Neugestaltung des Flughafens Innsbruck und seinen Ausbau zu einem den künf-

Nnmnn"r 5,

tigen Erfordernissen entsprechenden Flughafen. Anläßlich der so glanzvoll verlaufenen IX. Olympischen
Winterspiele 1RU in Innsbruck bestanden die Einrichtungen des neuen Flughafens bereits bestens die erste
Bewährungsprobe.
Die formelle Übernahme des neuen Abfertigungsgebäudes als Zentrale des Flughafens Innsbruck weist
in die Zukunft. Unter der Voraussetzung einer wirksamen Unterstützung durch alle zuständigen Stellen
auch in der Zukunft wird sich der Flugverkehr mit
Hilfe unseres neuen Flughafens, der westlichsten Anlage dieser Größenordnung im Bundesgebiet, sicher
gut entwickeln.
Es ist mir abschließend ein Bedürfnis, allen jenen
herzlich zu danken, die sich um den Ausbau des Innsbrucker Flughafens bemüht und darum Opfer gebracht
haben. Eine Zunahme seiner Bedeutung zum Wohle
Innsbrucks, Tirols und unseres Vaterlandes Österreich wird sie mit besonderer Genugtuung erfüllen.
Das geographisch bedingte und geschichtlich gewachsene Verkehrskreuz Innsbruck im europäischen sanine
will alle Möglichkeiten ausschöpfen, um diese Stellung
auch für die Zukunft zu sichern. I n diesem Sinne
wünscht die Stadt allen, die diesen Flughafen benützen. Glück ab — Gut Land."
M i t dieser Feierlichkeit, deren musikalische Umrahmung die Musikkapelle Mariahilf besorgte, ist nun der
Flughafen Innsbruck mit seinen Außenanlagen und
mit seinem nach den Plänen von Dipl.-Architekt Hoch
nnd Vaurat Dipl.-Architekt Otto Mayr erbauten Abfertigungsgebäude offiziell dem Verkehr übergebe»,
W.E.

Ein kühner Pionier des Tiroler Flugwesens
Raoul Stoisauljevic, Sproß eines aus Agrnm nach
Innsbruck verfetzten österreichischen Berufsoffiziers
und der Tirolerin Adelheid Hohenauer"), wurde am
29. J u l i 1887 in Innsbruck, Südtiroler Platz 4, geboren. Nach Besuch der Volks- und Untermittelschule ging
er an die Kadettenschule, wo er 1911 als Leutnant zu
dem Feldjägerbataillon Nr. 21 in Brück an der M u r
ausgemustert wurde. Nach Absolvierung der Fliegerschule erwarb er 1!112 den Pilotenschein. Er zählte somit zu den ersten Piloten des Flugwesens im alten
Kaiserreich.
Der Weltkrieg führte den jungen Piloten an verschiedene Fronten. Zuerst flog er Aufklärungseinsätze
in Galizien, wobei er in seinem beschädigten Vogel in
russische Gefangenschaft geriet. Nach abenteuerlicher
Flucht hielt sich Stoisaoljevic vier Monate im russisch
besetzten Lemberg verborgen, bis ihn die Österreicher
bei der Wiedereinnahme der Stadt befreiten. Hierauf
machte Hauptmann Stoisavljevic an der Seite des deutschen Lufthelden Freiherrn von Richthofen an der
Westfront die fabelhafte Entfaltung der Fliegerniaffe
mit. später wurde er als Kommandant der Feldfliegerlmnpagnie Nr. Ili an die Isonzofront berufen, wo er
unerschrocken uud erfolgreich wirkte. I m Luftraum
Kärnten—Venedig wurde er eines Tages durch cinen
Die in zweiter Ehe ixn ^"ldniarschall Pankert g
hat.

Engländer abgeschossen und schwer verwundet. M i t
letzter Kraft barg er seine Maschine hinter der eigenen
Linie, ein schwerer Schentelhalsschuß erforderte dann
ein monatelanges Krankenlager und schwierige Operationen, aus denen das Bein verkürzt, aber geheilt
hervorging. Hauptmann Stoi — wie er allgemein genannt wnrde — kehrte mit vielen Kriegsauszeichnungen heim. Unter anderem besaß er den Leopoldsorden,
den Orden der Eisernen Krone, beide mit der Kriegsdckoration und den Schwertern, sowie die Silberne nnd
Goldene Tapferkeitsmedaille für Offiziere.
Nach dem Kriegsende setzte er alle seine Kräfte dafür ein, das friedliche Wiederaufleben des Flugwesens
als modernstes Glied neuzeitlichen Verkehrs zu fördern. Er taufte sich ein Flugzeug und beflog als P r i vatpilot eine Zeitlang die Strecke Wien Budapest,
bis sein Vogel der Vernichtung durch die Enlenletommission anheimfiel. Nun trat er dem österreichischen
Bundesheer bei und diente, zuletzt 1924 als Major,
beim Alpenjägerregiment Nr. 12 in Innsbruck. Als es
ihn im Infnnteriedienst nicht mehr litt, bot ihm Tirol
einen neuen Weg. I n seiner Vaterstadt Innsbruck
übernahm er 1!>2i> am neueröffneten Flughafen Neichenau die Fingleitung der ersten regelmäßigen Linie
Innsbruck München des Süddeutschen Aero-Llol)ds
uud später gleichzeitig die der Österreichischen LuftverleIn"5-AG. Was damals in Tirol zur Ausbreitung des
Flugwesens geschehen ist, wurde von Major a. D. Stoi-