Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1965

/ Nr.3

- S.4

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1965_Amtsblatt_03
Ausgaben dieses Jahres – 1965
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Seite 4

Nummer A

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Friedhofes wurde eine breite, auch dem starken Sommerverlehr gewachsene Straße angelegt, die etwa
100 Meter westlich der Basilika gegen Norden einbiegt und auf einer mächtigen Brücke den Bahngraben
überquert. Dieses Straßenstück mußte im Niveau so
stark erhöht werden, daß man jetzt in beide Friedhöfe
über einige Stufen absteigen muß. Um die nötige
Vreite und Sicht zu bekommen, mußten mehrere Grübreihen verlegt und die Nordost-Ecke der Arkaden abgerundet werden. Diese wurden bei der Gelegenheit
grau beworfen, wobei allerdings für die letzten Meter, auf denen man noch die obere Hälfte einer Mauerinschrift „ S ü d t i r o l " sieht, der Bewurf nicht mehr
reichte. Eine Neupflanzung der beiden Bäume vor dem
Friedhofseingang steht auch noch aus. I n diesem Straßenzug verlaufen auch die Geleise der Trambahn, die
nur mehr in dieser Richtung ihre Endstation erreichen
kann. Die ehemalige Eisenbrücke, über die die
Trambahn geradezu schwindelerregend die Westbahnstrecke überfuhr, wurde abgebrochen und als Alteisen
verkauft. E i n Stück davon sollte als Steg die Bahn
an der Stelle überführen, wo der alte Weg vom Gasthof „Riese Haymon" zum Stubaitalbahnhof führte.
Leider ist dort bisher kein Fußgängersteg errichtet
worden, obwohl er gewiß manchem Fußgänger ein gutes Stück Weg ersparen würde. Hart am Westrand

der Konzert-Brücke stehen in halber Höhe noch die
zwei Pappeln, die ehemals ein schönes Wegtreuz flankierten. Dieses kam ebenso wie das Missionstreuz im
alten Friedhof bisher nicht mehr zur Aufstellung.
Bereits auf dem B i l d des Stiftes Willen vom Jahre
1?0>l ist dein Westportal der Pfarrkirche gegenüber das
Mesncrhäusl zu sehen, das erst unlängst innerhalb
von drei Tagen abgebrochen wurde. An seine Stelle
kam ein wenige Meter davon errichteter Neubau, der
außer einem Wohntratt auch Räume für einen Pfarrkindergarten enthält.
Die an der Ostseite der Pfarrkirche vorbeiziehende
Vrennerftraße überquert die Vahnsenke mit einer
Straßenbrücke, die aber kein Trambahngeleise mehr
trägt. Hier wurde auch vor mehreren Jahren eine
Tankstelle errichtet. Das schadhafte Gerichlsgebäude,
das noch sichtbare Spuren von Bombensplittern zeigte,
wird derzeit restauriert. Das ungewöhnlich hohe wie
steile Dach konnte gerade noch vor Einbruch des W i n ters neu gedeckt werden. A n der wiederhergestellten
Fassade der Stiftskirche haben nunmehr auch die beiden schwer kriegsbeschädigten Riesenfiguren des Haymon und Thyrsus, die völlig ausgebessert uud frisch
lackiert wurden, ihre Standplätze neu bezogen.
Dr. K. Schadelbauer

Wiederaufrichtung des Wetterhenenbildstockes in Pradl
Am Nordrand der Vurgenlandftraße, dort, wo der
Wetterherrenweg in südliche Richtung abzweigt, wird
das Stadtbauamt Innsbruck den uralteu Bildstock, vom
Volke bisweilen auch „weiße M a r t e r " genannt, noch
im Laufe dieses Monats neu aufrichten. E i n schmaler
Randstreifen läßt den in all seinen Teilen vom bekannten Innsbrucker Bildhauer Roilo instand gesetzten Bildstock an dieser Stelle besser zur Geltung gelangen als früher, wo er um Straßenbreite südlich gegenüber stand.
Durch Wettereinflüfse stark hergenommen, mutzte
der Bildstock über Auftrag des Landesdenkmalamtes
zu Beginn des laufenden Jahrzehnts einer gründlichen
Restanriernng zugeführt werden. Der i n den letzten
Jahren zur Durchführung gekommene Ausbau des
Südringes hat die Wiederaufftellung des Bildstockes
um Jahre verzögert. Die „weiße M a r t e r " erfreute sich
früher, falange sie noch einsam und allein auf weiter
F l u r stand, einer weit größeren Beachtung als in der
neuesten Zeit. Es ist erwiesen, daß Hieher aus Pradl
und Amras sogar Bittgänge um das Gedeihen der
Feldfrüchte stattgefunden haben. Heute ist die Gegend
dicht besiedelt, und ein fast pansenloser Verkehr brandet
liier vorüber.
Der über drei Meter hohe, aus Höttinger Nagelfluh
hergestellte Bildstock ruht auf einem achteckigen Sockel
mit rundem Schaft, der einen vierseitigen Änfsatz mit
Pnramidendach trägt. E i n vierarmiges Eisenkrenz
krönt das Ganze. Das im oberen T e i l eingelassene Relief aus weißem Sandstein, Größe 27 mal 42 Zentimeter, stellt die zwei meistverehrten Wetterheiligen dar.

die mit ausgestreckten Armen ein Ungewitter —- durch
Blitzstrahlen gekennzeichnet — von den fruchtbaren
Fluren abwenden. Darüber ist das Augendreieck Gottes zu sehen. Kaum lesbar stehen in der Steinumrahmung die Schriftzeichen ( - I N I und die Jahreszahl
1618. Die beiden Wetterheiligen haben dem von hier
ansgehenden Weg vor alters schon den Namen gegeben. Der Innsbrucker Gemeinderat vom 26. J u l i N!62
brauchte diesen schönen Straßennamen nur mehr zu
legalisieren.
Die beiden Heiligen, Johannes und Paulus, haben
im 3. und 4. Jahrhundert in Rom den Martertod erlitten („Handbuch der Namen" von Otto Wimmer,
Tyrolia-Verlag). I h r e Reliquien befinden fich in der
nach ihnen benannten Basilika. Eine im ."». Jahrhundert entstandene Legende machte die beiden Heiligen
zu Palastbeamten Konstantinas, der Tochter Konstantins des Großen, die sich später weigerten, in den Dienst
Julians des Apostaten zu treten, und deshalb in ihrem
Hanse heimlich enthauptet und begraben wurden. Als
„Wetterherren" sWellerpalrone) wurden sie wegen
des zeitlichen Zusammentreffens ihres Festes am
26. J u n i mit der Sommersonnenwende bezeichnet. Dar
gestellt werden sie als römische Ritter mit Paliuc und
Schwert in den Händen.
Da der Wetterherrenweg seiner ruhigen Lage wegen
gerne als Spazierweg verwendet wird, sollte mau ilim
in seinem nördlichen Teil, wo er von einem wildwuchernden lebenden ^aun gesäumt wird, etwas mein"
Pflege augedeihen lassen.
W. Eppacher