Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1965

/ Nr.3

- S.1

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Gesamter Text dieser Seite:
Vunoespräsiüent ör. ^lüolf Schärf gestorben
I n der Trauersitzung des Gemeinderates der Landeshauptstadt Innsbruck am 4. März
1965 würdigte Bürgermeister Dr. Alois Lugger, nachdem Beethovens Egmont-Ouvertüre
verklungen war, die Verdienste des Verewigten mit folgenden Worten:
„ I n Trauer versammelter Gemeinderat, hochansehnliche Trauergemeinde!
,Ich habe die traurige Pflicht, Ihnen mitzuteilen, dah unser Bundespräsident Dr. Adolf
Schärf heute um 18.15 Uhr nach einem kurzen, schweren Leiden von uns gegangen ist/
M i t diesen Worten gab Bundeskanzler Dr. Klaus dem österreichischen Volk Nachricht vom
Ableben seines Staatsoberhauptes. Muhte Österreich auch nach den letzten Nachrichten über
das Befinden des erkrankten Bundespräsidenten um dessen Leben bangen, so hatte doch niemand erwartet, dah der Tod so schnell zugreifen würde. Die Nachricht vom Hinscheiden des
ersten Repräsentanten unseres Staates löste daher auch überall aufrichtige Anteilnahme
und echte Trauer aus. Es geziemt sich, dah auch der Gemeinderat der Landeshauptstadt
Innsbruck des verewigten Bundespräsidenten, der Innsbruck und Tirol stets grohe Sympathien bekundete und dies bei seinen wiederholten Besuchen zum Ausdruck brachte, in
dieser Stunde gedenkt.
Ich darf kurz den Lebenslauf des Verewigten aufzeigen:
Adolf Schärf wurde am 2N. April 189U in Nikolsburg in Mähren als Sohn eines Handwerkers geboren. Seine Eltern stammten aus Wien und kehrten, als Adolf Schärf 9 Jahre
zählte, wieder in ihre Heimatstadt zurück. Adolf Schärf hat nach seinen eigenen Worten
wohl harte und entbehrungsreiche, aber trotzdem schöne Kindheits- und Jugendjahre verlebt. Als Gymnasiast war er Gründer einer sozialistischen Mittelschülervereinigung. Während seiner Universitätsstudien wirkte er in der sozialistischen Studentenbewegung.
Nach dem ersten Weltkrieg, den er als Soldat, zuletzt als Oberleutnant, mitmachte, wurde
Adolf Schärf Sekretär des ersten Staatsoberhauptes der neugegründeten Nepnblik Österreich, des späteren Bürgermeisters von Wien, Karl Eeitz. Seit 1918 gehörte er als Sekretär
dl"^ Vcrlmndco der sozialdemotrntischen Parlamentsmitglieder dem Parteiuorstand n>«. 3m
Jahre lü:l:l wurde Dr. Adolf Schärf in den Bundesrat, also in die Länderkammer des österreichischen Parlaments entsendet.
Die Ilil,rc lll."ll bis l!ll7, unterbrachen seine politische Tätigkeit. 1945 wurde Dr. Tchnrf
zum Vorsitzenden der Co^inlistischen Partei Österreichs" gewählt und in die prol"isorische
Stantcre^icrung Dr. Nennerc" berufen; nach der Nntionalratswalil l!<17, im Kabinett ivigl
zum ^i^tanzler bestellt, bctleidcte er dnrch volle <2 Jahre dieses uerautmortuussc.uolle
Amt. I n dieser ^uuttion hat er den Wiederaufbau Österreichs und die Erlangung seiner
Freiheit eutscheidond mitbestimmt.