Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1965

/ Nr.1

- S.2

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Iimsbrucl

brück i» uielen Belange» anders geartet ist. Innsbruck
hat nämlich eine Vielfalt besonderer Eigenheiten!
1. Vor allem ist Innsbruck teine müde oder gar tote
Stadt. ,Pensionistenstadt" wäre nicht das richtige Prädikat. Wer Innsbruck in den letzten Jahren nicht gesehen hat, stannt nun über die rasante bauliche Entwicklung. Ganz neue Stadtteile sind entstanden.
2. Die günstige geographische Lage unserer Stadt
und die überwältigende Schönheit ihrer Umgebung
ziehen Taufende von Gästen aus dem I n - und Ausland sowohl im Winter als auch im Sommer zu erholsamem Verweilen oder zu kurzer Besichtigung historischer Stätten an.
3. Wie keine andere Stadt in den Alpen ist I n n s bruck i n Österreich d i e Stadt des Sportes, sowohl des
Wintersportes als auch des Alpinismus. Die Zahl derjenigen, die hier im Sport Erholung finden, geht in
die Zehntausende — aus allen Schichten der Bevölkerung, vermehrt durch tausende Gäste aus aller Herren
Ländern.
4. Eine weitere Eigenart! Innsbruck kann sich glücklich preisen, bei jeder Repräsentation aus dem reichen
Schatz echten Tiroler Brauchtums schöpfen zu können,
znm Vergnügen der Gäste und der einheimischen Bevölkerung.
5. I m Bewußtsein dieser Eigenart hat Innsbrucks
Führung und Bevölkerung im Jahre 1964 viel für eine
Völkerverständigung und für ein glücklicheres Europa
beigetragen. Dies ist keine billige Redewendung, ein
Rückblick auf das stolze Jahr 1964 beweift es uns:
Die I X . Olympischen Winterspiele haben w i r uns
bereits i n Erinnerung gebracht. Ich denke aber auch an
das Freundschaftsbündnis mit der französischen Stadt
Grenoble im Sommer 1964, und schließlich war die Zuerkennnng des ,Europa-Preises° für Innsbruck ein
sichtbarer Erfolg, Anerkennung und Lohn für viel Bemühen auf diesem Gebiet. Die offizielle Verleihung
des Europa-Preises im kommenden Frühjahr wird
eine Brücke zum neuen Jahr schlagen.
Die Verpflichtungen, welche sich aus all diesen Eigenheiten ergeben, liegen daher zwangsläufig stark in dieser Richtung.

Nummer 1

Innsbruck ist lein interessanter erratischer Block in
den Alpen, dcn man nur bestaunt und bewundert, sondern ein Lebewesen, ein sogar sehr empfindliches, welchem man nachsagt, daß es bei Föhnlage überempfindlich, kritisch und reizbar veranlagt sei
je nach dem
Stand der verschiedenen Barometer. Es muß stets die
Zeichen der Zeit überblicken und immer in Richtung
Zukunft arbeiten, rechtzeitig, oder besser gesagt, vorzeitig planen. Das heißt für uns Bedienstete der Hoheitsuerwaltung! es darf die Tätigkeit nie eine reine Routinearbeit allein sein, sondern es müssen immer neue
Gedanken sein, damit wir im edlen Wettstreit oder im
Konkurrenzkampf nicht überrundet werden können.
Wie jeder einzelne im Leben Glück und Segen von
oben nötig hat, braucht auch die Gemeinschaft aller
Innsbrucker — es sind heute bereits über 107.MM Seelen —, also unsere Stadt, ganz besonders aber Sie,
verehrte Herren der Stadtführung, die Sie an der
Spitze dieser Gemeinschaft stehen, diese Glücksgiiler,"
M i t den herzlichen Glückwünschen für die bevorstehenden Weihnachtsfeiertage und zum Jahreswechsel
dankte Magistratsdirektor Dr. Mangutsch für das Verständnis, das die Stadtführung für die Belange der
städtischen Bediensteten im vergangenen Jahr gezeigt
hat.
GeneraldirektorIng.Egger wiederholte in seinerAnsprache die vorstehenden Ausführungen noch besonders
in der Richtung, daß er ausführlich die Wichtigkeit oon
Glück und Segen für alle Unternehmungen des privaten und öffentlichen Lebens aufzeigte.
Bürgermeister Dr. Alois Lugger dankte seinen Vorrednern und machte die Anwesenden besonders auf zwei
Punkte aufmerksam, die ihm besonders am Herzen lagen. Erstlich habe es ihn höchst befriedigt, daß die große
Mehrarbeit für die Olympischen Winterspiele mit dem
vorhandenen Personal ohne Zuwachs erledigt werden
konnte, und weiters wäre es sein Wunsch, daß man in
dem Fremdenverkehrszentrum Innsbruck immer mehr
von „Gästen" als von „Fremden" sprechen möge, weil
das Wort „Gast" viel herzlicher, wärmer und völkerverbindender klinge.

Nobelpreisträger Univ. Prof. Dr. Victor Franz Heß
Am 28. Dezember 1964 verschied Univ.-Prof. Dr. Victor Franz Heß, der Inhaber des Nobelpreises für Physik des Jahres 1936, an seiner letzten Forschungsstätte,
der Fordham-Universität in Rew Pork. Da Professor
Heß von 1931 bis 1937 als ordenti. Professor für Physik und Vorstand des Institutes für Strahlenforschung
in Innsbruck lehrte, ist es eine selbstverständliche Pflicht,
seiner Persönlichkeit und Forschungsergebnisse hier zu
gedenken.
Nachdem Heß, ein gebürtiger Steiermärker (geboren Waldstein. 24. J u n i 1883), 1906 zu Graz sud
iNl^)icü3 Imperators promoviert hatte, wandte er sich
bereits 1911 jenem Problem der Physik zu, mit dessen
Lösung er seinen Ruhm begründete. Es galt den Nachweis zu erbringen, daß die Ionisation der Luft ausschließlich der aus dem Boden stammenden Gammastrahlung zuzuschreiben sei. Dafür sollten Messungen
am Boden und in einer solchen Höhe vorgenommen

werden, wo diese Strahlung durch Absorption bereits
völlig verschwunden war (vermutlich zirka 3W Meter).
Der Schweizer Physiker A. Gockel von der Universität
Freiburg im Uechtland »nachte als erster 1909 in einem
Ballon derartige Messungen bis in eine Höhe von
4500 Meter (s. Neue Zürcher Zeit. 24. Dezember 1964,
V l . 7). Leider waren seine Meßapparnte noch ungenau.
Bessere Apparate verwendete der Jesnilenpaler Th.
Wulf, der am Eiffelturm Messungen vornahm. Die
Arbeiten der beiden Genannten brachten Heß auf den
entscheidenden Gedanken, daß anßer den radioaktiven
Substanzen der Erde noch andere Strahlen in der Luft
wirksam sein müßten, deren Stärke mit zunehmender
Höhe wächst.
I m Frühjahr l u l l entschloß sich Heß, damals Assistent am neuen Radiuminstilut der Wiener Akademie
unter seinem ehemaligen Lehrer Prof. Schweidler, mit
Ballonaufstiegen weitere genaue Messungen z