Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1964

/ Nr.8

- S.7

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Nummer 8
Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
Seite 7
Kardinal Nikolaus von Cusa und Innsbruck
Kardinal Nikolaus von Cusa, seit 1450 Bischof von starb vor 500 Jahren am 11. August 1464 zu Todi in Um brien. Cusanus, ein gebürtiger Moselländer, war einer der bedeutendsten Denker des ausgehenden Mittelalters. Als Bischof von Brixen scheint er nicht
immer den richtigen Verhandlungston mit dem Landesfürsten wie auch mit seinen geistlichen und weltlichen Untertanen gefunden zu ha ben, wie schon vor hundert Jahren Albert Jäger in seinem Werke „Der Streit des Cardinals Nicolaus von Cusa mit dem
Herzog Sigmund von Österreich“ aufgezeigt hat. Die Stadt Innsbruck hat jedoch Anlaß, seiner dankbar zu gedenken.
Innsbruck hatte mehrfach Beziehungen zu dem Kardinal Als er zu Ostern des Jahres 1452 von einer Legationsreise nach Deutschland und den Niederlanden zurückkehrte, übernahm er die Verwaltung des Bistums. Die Österfeiertage verbrachte er zu Innsbruck,
dann begab er sich nach Brixen.
Als Cusanns in den folgenden Monaten, wahrscheinlich
um sich bei seinen Diözesanen bekannt und beliebt zu machen, zahlreiche Ablässe verlieh, da bedachte er auch die St.=JakobsKirche in Innsbruck mit einem Gnadenbrief. Er ließ ihn zu Brixen am 2. August 1452 für die in St. Jakob erbaute Dreifaltigkeitskapelle,
die auch zu Ehren des heiligen Evangelisten Lucas und der heiligen Blasius und Christoforus erbaut worden war, ausstellen. Alle Bußfertigen, die an den Festen der Kirchweihe wie der Patrone diese Kapelle besuchen, dem Gottesdienst beiwohnen und für den
Bau der Kapelle und ihre Verbesserung ein Almosen spenden, erhalten 140 Tage Ablaß.
Noch im Jahre 1452 begann Nikolaus von Cusa mit der Reform des Stiftes Wilten, wobei er zwar auch keine glück liche Hand zeigte, mit der er aber schließlich eine für die
Stadt höchst bedeutsame Angelegenheit günstig regeln konnte. Die Innsbrucker waren nämlich damals kirchlich noch gänzlich vom Stift Wilten abhängig. Auch die Messestiftungen für die St.=Jakobs=Kirche, für die jäglich fünf, montags sogar sechs Chorherren
benötigt wurden, wollte es nicht aus der Hand geben, obwohl es kaum noch die nötigen Priester hie für aufbrachte. Bereits seit dem Ende des 13. Jahrhunderts empfand die Stadt ihre Abhängigkeit von der nach damaligen Anschauungen doch ziemlich
abgelegenen und entfernten Stiftspfarre als drückende Last und kämpfte unentwegt um die Zuerkennung pfarrlicher Rechte für ihre in der Altstadt gelegene Kirche. Als Cusanns nun die Resorm des Stiftes in Angriff nahm, drang er alsbald auch auf die
Bereinigung dieses Streites mit der Stadt. Er überließ die Vermittlung dabei dem Landesfürsten, Herzog Sigmund, der tatsächlich rasch ein Übereinkommen zustande brachte. Schon am 8. Jänner 1453, dem Erhardstage, an dem der Rat und die Bürger stets
alle wichtigen Geschäfte zu erledigen pflegten, wurde der Vertrag besiegelt. Wenn er auch manche Fragen offen ließ. die bis in die jüngste Zeit noch den Anlaß zu Erörterungen bildeten, so hatte die Bürgerschaft dadurch doch eine wesentliche Erleichterung —
zum Beispiel brauchten die Kinder nicht mehr zur Taufe nach Wilten getragen werden — erfahren. Und dafür mag Innsbruck Nikolaus von Cusa Dank wissen. Dr. K. Schadelbauer
Woran starb die Kaiserin Maria Blanka wirklich?
Jüngst erschien kurz hintereinander im „Schlern“ (1964. Heft 1/2. Seite 62) und dann in der „Tiroler Tageszeitung“ 1. August) die Geschichte vom Tode der Kaiserin Maria Blanca, der zweiten Gemahlin Kaiser Maximilians I., am 31. Dezember 1510 infolge des
Genusses von Schnecken.
„Schlern“ heißt es: „Durch den Genuß von zuviel gebratenen Schnecken zog sie sich ein schweres Magenleiden und vollkommene Sterilität zu und starb nach neunzigtägiger Agonie, erst 38 Jahre alt, am 31. Dezember 1510.“
In der „Tageszeitung“ liest man: „Mit 36 Jahren starb sie. Sie hatte sich ihr Lieblingsgericht, Weinbergschnecken. von Italien schicken lassen und sich eine schwere Magenverstimmung zugezogen. Tagelang litt sie Qualen in einer ein fachen Herberge in Freiburg
und erlag am 31. Dezember 1510 dieser Vergiftung, ohne daß Max sich die Zeit genom men hätte, an ihr Krankenlager zu eilen.“
Nun drängt"s — nach „Faust“ —, den Grundtext aufzu schlagen, der sich zweifellos im „Spiegel der Ehren des Erzhauses Österreich“ von Johann Jakob Fugger findet, in dem auf Seite 1277 steht: „Ihre tötliche Schwachheit kam ihr von Erkältung des Magens
und verlohrner Däuung (= Verdauung); diese aber von zuvielem Essen der Schnecken, so auch eine Ursache gewesen, daß sie unfruchtbar geblieben.“
Und wenn dies wirklich der Grundtext ist, warum wurde eigentlich nur immer die Schneckengeschichte erzählt? Es wird auf Seite 1091 ja noch eine zweite Todesursache berichtet „Kaiser Maximilian zeugte kein Kind mit dieser Gemahlin, welche... gleich ihrer
Vorfahrerin am Ehebett von einem Pferdsturz auf der Jagd und Kinds=schwanger in des Kaisers Abwesen Todes verfahren und im Kloster Stambs“ begraben worden.
Leider wird die Schneckenquelle von den Autoren nicht genau zitiert. War es der obgenannte, von Sigmund von
Birken zusammengestellte „Spiegel“, dann war es nur ein trübes Wässerlein. Friedrich Gundolf nennt in seinem Buche „Anfänge Deutscher Geschichtsschreibung“ — vielleicht allzu scharf — das Werk „ein Muster der reinen Hofhistorie, zwei Folianten
geschwollener Huldigungen über klapperdürre Meldungen, die er großenteils Hans Jakob Fuggers Vorarbeiten entnommen hat . . . Birken ist einer der unleidlichsten Schwulst= und Klingelmanieristen ... Seine Wälzer sind wenig mehr als annalistisch gestützte
Schmeicheleien für die mächtigsten Gönner, kurz, pure Liebedienerei eines affigen Literaten.“
Für den 90stündigen — „90tägigen“ ist wohl ein Schreibfehler! — Todeskampf (= Agonie) der Kaiserin hat Oswald Graf Trapp in seiner Arbeit „Die Grabstätten der Landesfürsten etc.“ die Quelle mitgeteilt. In einem Schreiben vom 2. Februar 1511 heißt es: (die
Kaiserin) hat anheben zu ziehen an sand Johanstag (= 27. Dezember).
Woher stammt aber die „einfache Herberge in Freiburg“? In Freiburg befand sich nämlich Maximilian. Der sehr verläßlich arbeitende Hans Hörtnagl schrieb bereits in den „Innsbrucker Nachrichten“ vom 24. Dezember 1927: „Zur Zeit des Todes seiner Gemahlin
weilte Maximilian zu Freiburg im Breisgau. Dorthin schickte die Innsbrucker Kammer eilends reitende Boten mit der Trauerkunde. Die Regierung scheint jedoch mit der Rückkehr des Kaisers nach Innsbruck von vorneherein nicht gerechnet zu haben, sonst
wäre die Eile nicht verständlich, mit der die Bestattung trotz kalter Jahreszeit betrieben wurde.“ — „Die Todesnachricht
seiner Frau dürfte der Kaiser am 3. oder 4. Jänner in Freiburg erhalten haben.“
Woran starb Maria Blanca aber nun wirklich? Ihr Leibarzt Dr. Baptista Baldironus möge diesbezüglich das letzte Wort haben. Bereits am 28. November 1510, also einen gan