Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1964

/ Nr.3

- S.4

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Nummer A

Alt Gemeinderat Komm. Rat Josef Langt gestorben
Am l3. Februar verschied in seinem Innsbrucker
Heim. Wilhelm-Greil-Slraße <>, Herr Joses Langl, der
sich dllrch mehr als ein halbes Jahrhundert für die T i roler Wirtschaft und Öffentlichkeit überaus verdient
gemacht hatte. Als Angehöriger der damaligen Großdeutschen Partei gehörte Genannter i n den Jahren
191« und UM) dem provisorischen Tiroler Landtag an
und von 1925 bis 1929 war er Mitglied des Innsbrukter Gemeinderates, in dessen Nahmen er in der Dienstund Nechtssettion, in der Sektion für den Schlachthof
sowie im großen Wirtschaftsausschuß tätig war.
Josef Langt stammte aus Vlattnitz (Sudetenland),
wo er am l). Jänner 1tt?2 geboren worden war. Als
selbständiger Schneidermeister ließ er sich 1^96 in Wien
nieder, von 1901 bis 1953 übte er sein Gewerbe in
Innsbruck aus, wo er mit 15 bis 20 Angestellten bald
eine der größten Werkstätten führte. I n Innsbruck
fühlte er sich schon früh seinen Berufskollegen verbunden und interessierte sich für die allgemeinen beruflichen Belange. Sach- und Fachkenntnis sowie hoher
Idealismus führten dazu, daß er bereits 1903 Genossenschaftsobmann wurde. Seine kameradschaftliche und
soziale Einstellnng zeigt sich vor allem in den Kriegsjahren ab 1914, wo er mit vorbildlicher I n i t i a t i v e dafür sorgte, daß die Witwen von gefallenen Schneider-

meister» nicht nur das Gewerbe fortführen dnrflen,
sondern auch die nötigen Materialien für die damals
hauptsächlich vorherrschenden Heeresausträge erhielten. Bis 191tt fungierte Lang! als stellvertretender Obmann und dann bis 1936 als Obmann des Hauvlverbandes der Tiroler Gewerbeverbände und Gewerbegenossenschaften nnd wirkte in jenen oft schwierigen
Seiten als führender Sprecher des Tiroler Gewerbes.
Von 1921 bis 193l) war er als Vizepräsident der I n d u strie- und Handelskammer tätig. 1931 wurde er zum
Ehrenmitglied des Tiroler Handels- und Gewerbebundes ernannt, 1934 zum Ehrenmitglied der Kleidelmacher-Genossenschaft. 1937 erhielt Lang! in Würdigung seiner vielfachen Leistungen um die Tiroler
Wirtschaft die Ernennung zum Kommerzialrat. Die
Tiroler Handelskammer hat ihn als einen der ersten
Funktionäre in T i r o l 1949 mit der großen Silbernen
Ehrenmedaille ausgezeichnet. Komm.-Nat Langl hatte
maßgebend dazu beigetragen, daß die Interessenvertretung der Wirtschaft später zur Gesamtverlrelnng in der
Tiroler Handelskammer zusammengeführt werden
konnte. Öffentlichen Dank für sein vorbildliches Wirten
sprachen ihm die höchsten Vertreter genannten Instituts beim Begräbnis im städtischen Westfriedhof aus.
W. Eppacher

Schwangerenberatung und Schwangerengymnastik
Vor nicht ganz hundert Jahren war das Leben der
werdenden Mutter bei jeder Geburt in großer Gefahr.
I m Laufe der Jahrzehnte wurde diese Lebensbedrohung sehr stark vermindert. S e m m e l w e i s stellte
in Wien die Ursache des Kindbettfiebers fest und beseitigte sie; die Rachitis ist heute fast gänzlich verschwunden. M a n ist jetzt zu Operationsmöglichkeiten
gekommen, welche in dieser Hinsicht die gesundheitliche
Bedrohung während der Entbindung sehr stark reduziert. Die Neste dieser Gefahren können durch eine ärztliche Kontrolle i n der Schwangerschaft — besonders
was die Nierenaffektionen, den Diabetes etc. anlangt
— noch weiter herabgesetzt werden. Die Stadt I n n s bruck, welche ja jedem lebendgeborenen Kind ein Geschenkpaket überreichen läßt, wußte sehr wohl, daß sie
als eine der Bedingungen die ärztliche Kontrolle in
der Schwangerschaft aufstellte und dadurch die Mütter
mit sanftem Druck zum Arzt führte.
Heute ist nicht mehr die Angst um die Gesundheit
das, was unsere werdenden Mütter bedrückt, sondern
die Angst vor den Schmerzen, die als drohendes Gespenst besonders die Erstgebärende verfolgt. M a n versucht, durch verschiedene Vetäubuugsmittel und Narkosen auch diese Angst auszuschalten. Vor einigen Jahren ist jedoch der englische Gynäkologe N e ad zur
Frage gekommen ..Sind eigentlich Schmerzen bei der
Entbindung unvermeidbar?" Es ist ja ein ganz natürlicher und kein trankhafter Vorgang und als solcher
dürfte er nicht mit Schmerzen verbunden sein. Die

Frauen der Naturvölker tun sich wesentlich leichter mit
der Entbindung, die sie fast ohne Beschwerden hinler
sich bringen. Read kam zum Schluß, daß durch die
Angst eine unnötige Mnskelspannung hervorgerufen
wird, diese Spannung hat eine Blutleere der Muskulatur zur Folge und diese wieder erhöht die Beschwerden noch immer mehr, so daß wir zu einem (^iicuk^
vitio8U5 kommen, der durchbrochen werden muß. Dieser
Gedanke wurde weiterverfolgt und führte zu Übungen,
die nur entfernt etwas mit Gymnastik zn tnn haben,
aber möglichst genan den Gebnrtsakt nachahmen, die
Muskeln für diesen Zweck stärken nnd den Frauen Vertranen einflößen. Diese Methode hat sehr viele Anhänger gefunden und führt, wie schon zehntansendfach
nachgewiesen ist, zu einer bedeutenden Erleichteruug
der Entbindung.
I u der Stadt Innsbruck hat diese Erlennlnis schon
ziemlich lange Platz ergriffen und es wird von privater
Seile bereits mit bestem Erfolg solche Schwangerschaftsgnmnastik betrieben. Nunmehr hat sich auch die
Stadt Innsbruck selbst entschlossen, entsprechende Kurse
durchführeil zu lassen, nm diese Erleichterung breiteren
Voltsschichten zugänglich zu machen. Das städtische Gesundheitsamt hat vor kurzem mit dem ersten Abend
lnrs begonnen nnd hofft, diese Glnnnastit möglichst
allen werdenden M ü l l e r n in Innsbruck ermöglichen
zu können. Inleressenlinnen wenden sich an das städtische Gesundheitsamt. Innsbruck, Fallmeralierstraße
Nr. 1.1. Stock. Zimmer Nr. 325.
Dr. Unterrichte,"