Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1964

/ Nr.3

- S.3

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbnicl

Auf die Frage, ob sich die allen Leute im heutigen
Straßenverkehr noch zurecht finden tonnen, liaben
,^!_" Prozent mit Ja geantwortet^ «>^ Prozent haben an.
gegeben, die derzeit gültigen Einrichtungen zur Regelung des Verkehrs zu kennen: an einer Verkehrserziehung interessiert zeigten sich nur ltt Prozent, Die
öfter erhobene Forderung, entsprechend der längeren
Erhaltung der Arbeitsfähigkeit den betagten Menschen
die Möglichteil zu bieten, länger als bieder zu arbeiten, das Pensionsalter anstatt ^u s^n!!,,, Innanfzusetzen,
mag sozialpolitisch interessant und dislulabel sein,
würde aber der persönlichen Meinung und dein
Wunsche der alten Innsbrucker nur teilweise ent^
sprechen. Es haben zwar l."l Prozent der Männer an^
gegeben, noch prende an einer weiteren Betätigung
zu haben, wobei hier aber zum größten Teil nicht an
eine ganztägige Arbeitsleistung gedacht wurde, sondern mehr an die Verrichtung einer leichteren Arbeit
und teils auch uur während einiger Stunden täglich.
Von den Frauen erklärten überhaupt 72 Prozent
von vornherein keine weitere Betätigung mehr zu
wünschen oder leisten zu können. Ein Prozentsatz, der
im Hinblick auf die Tatsache, das; die Frauen größtenteils schon durch die Hausarbeit voll in Anspruch genommen sind nnd daher wohl keine besondere Freude
mit einer zusätzlichen Arbeit haben, durchaus verständlich erscheint.
Erholung:
I m Jahre 1W3 verbrachten rund 4(1 Prozent der betagten Mitbürger einen Erholungsurlaub außerhalb
der Stadt oder uahmen einen Bade- oder Kuraufenthalt. l)0 Prozent sind zu Hause geblieben. Von den
Urlaubern konnte ungefähr die Hälfte die Ferien bei
Verwandten verbringen. Insgesamt 52 Prozent der
alten Innsbrncker hatten in der letzten Zeit einen
größeren Ausflug oder eine Ausfahrt gemacht.
Geregelter
Tagesablauf:
Eine Frage, die unter Umständen auf drohende Verwahrlosung aufmerksam machen sollte, war die Frage
nach einem geregelten Tagesablauf (regelmäßig aufstehen, sich waschen, regelmäßige Einnahme von M a h l zeiten usw.1. Diese Frage wurde von fast allen (94 Prozent) mit Ja beantwortet. Sie alle haben eine geordnete Tageseinteilung, ihr mehr oder weniger regelmäßiges Essen.
Was v e r m i s s e n unsere betagten Mitbürger am
meisten:
Rund die Hälfte erklärte sich mit den gegebenen
Umständen als vollkommen einverstanden, sie ist zufrieden. Die andere Hälfte aber sah endlich einmal
eine (Gelegenheit, alles das offen bekennen zu können,
was einem auf dein Herzen liegt, zumal ja die Beantwortung des vom Statistischen Amt ausgegebenen
Fragebogens vollste (Geheimhaltung des Namens der
einzelnen zugesichert hat. Neben dem Lärm und den
unguten Wohnverhältnissen waren mit Abstand die
am häusigsten genannten (Gründe der Unzufriedenheit
eine angegriffene Gesundheit und „zuwenig (Held".
M i t der Verbesserung der finanziellen Situation
scheint in den Augen der alten Leute ein (Großteil der
Altersprobleme gelöst werden zu können. Eine weitere
große (Gruppe vermißt ihren verstorbenen Ehepartner
oder den Sohn oder die verstorbene Tochter.

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Weiters werden besonders gewünscht ein allgemeiner Preisstopp, eine bessere Qualität der Lebensmittel, der Besuch der Binder und Verwandten, Reisen. eine Kohlenatlion für alle Leute, mehr Heiser für
Alle und Kranke. Haushaltshilfen, liebevollere Behandlung und mehr Verständnis, ab nnd zu ein freundliches Wort, Familienanschluß, das (Gefühl, gebraucht
zu werden, der Kontakt mit (Gleichaltrigen, die auf ent
sprechender Bildungsstufe stehen, mehr Höflichkeit und
Respekt seitens der jüngeren Zeitgenossen, mehr Rücksicht der Verkehrsteilnehmer auf alte Leute, Grünanlagen in unmittelbarer Wohnnähe, mehr Ruhebänke,
Wege ohne motorisierten Verkehr, ein modernes A l tersheim, ein Allerspslegeheim. ein Retonvaleszentenheim, mehr Würdigung der geleisteten Arbeit, „der
Dank des Vaterlandes".
Was s c h l a g e n die alten Leute vor:
Die Vorschläge, Anregungen uud Wünsche unserer
alten Mitmenschen gehen in die Hunderte. Sie wurden
daher in gleichartige Gruppen zusammengefaßt. A n
erster Stelle steht der Wunsch nach Tagesheimen,
eventuell mit Verpflegsmöglichkeit. in denen gebastelt
werden kann, in denen die Frauen Handarbeiten
können unter gleichzeitigem Austausch der Tagesneuigkeiten und Karten gespielt werde«: darf. Diese
Tagesheime sollten mit Radio und eventuell auch mit
Fernsehapparaten ausgestattet sein. Von sehr vielen
wurde an die Stadtgemeinde die Bitte gerichtet, Autobusfahrten für Alte durchzuführen uud einen Vücherzustelldienst, vor allem für die nicht mehr Gehfähigen.
einzurichten. Oft wurde der Wunsch nach einem Altersheim, einem Alterspflegeheim zu erschwinglichen
Preisen und die Errichtung eines RekonvaleszentenHeimes laut.
Besonders hoch im Kurs steht bei vielen die Gesellschaft ,.?lo 3<^necwt6". eine Gesellschaft, die schon weit
über 1000 Mitglieder zählt und mit ihren Wandergruppen, Arbeits- und Geselligkeitsreisen es verstanden hat, vielen alten Leutcu eiueu Lebensinhalt, Zerstreuung und Unterhaltung zu bieten. Der Wunsch
dieser alten Leute geht daher dahin, die Stadtgemeinde
zu bitten, dieser Gesellschaft bei der Erweiterung und
dem Ausbau die entsprechende weitere Unterstützung
zu gewähren.
Wenn diese Erhebung auch gezeigt hat, daß ein großer Teil unserer alten Leute in Einlommensvcrhältnissen leben, die hinreichend sind, um wenigstens die
notwendigsten Bedürfnisse befriedigen zu können, fo
kann eine vorhandene finanzielle Grundlage nie die
Geborgenheil ersetzen, die normalerweise innerhalb
einer Familie gewährt wird. Altern zu müssen, ohne
hilfreiche, verständige Menschen in unmittelbarer Nähe
zu haben, ist nach einem Leben in der Gemeinschaft, nach
einem Leben, das znm großen Teil mit Arbeit für die
Gemeinschaft alisgefüllt war. niederdrückend und traurig. Wenn auch die vorhandene Lebenszusriedenheit
der betagten Mitbürger uns sagt, daß die Ausgliederung, die Vereinsamnng der alten Leute in I n n s bllick nicht so schwer ins Gewicht fällt, wie man vielleicht angenommen hat. so bleiben aber die relativ
kleinen Prozentsätze jener, deren finanzielle Existenz
nicht gesichert ist, und auch jener, die der Vereinsamnng
nnd vollkommenen Verlassenheit preisgegeben sind,
besonders berücksichligungswürdig.