Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1964

/ Nr.2

- S.2

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

erkennen lasseni „Ich sehne mich sehr nach meinem
verstorbenen M a n n , nnn bin ich ganz a l l e i n . . . " , „es
ist schwer, allein bei Tisch sitzen zu müssen, man möchte
doch zur Familie gehören . . . " , „meine Frau ist schon
tot, die Kinder haben wenig Zeit für ihren allen
V a t e r . . . " , „ m i r fehlt die Familie, mein verstorbener
M a n n , ich möchte auch an: liebsten sterben, das wäre
mein einziger Wunsch!"
Trotzdem ist das Ausmaß der Vereinsamung alter
Menschen in Innsbruck noch nicht so besorgniserregend.
Von allen Befragten erklärten nur 15 Prozent, daß sie
unter Einsamkeit leiden. Von den Alleinstehenden
trifft es auch nur jeden fünften und dürfte damit zu
erklären sein, daß sehr viele alte Menschen ein Leben
in einer gewissen Abgeschlossenheit bevorzugen („bin
froh, wenn ich allein bin und meine Ruhe habe") und
frei von Bindungen leben möchten.
I m Hinblick auf die im Alter unvermeidlich auftretenden körperlichen Gebrechen wurde auch nach der
Lage der Wohnung gefragt. Hiebei ist man zu dem an
und für sich ganz erfreulichen Ergebnis gekommen, daß
20 Prozent der Wohnungen, in denen alte Leute wohnen, Parterrewohnungen sind, 30 Prozent im I. Stock
und weitere 20 Prozent im I I . Stock liegen. Aber selbst
mit höhergelegenen Wohnungen, die, wie aus dem Fragebogen entnommen werden konnte, teilweise nur mehr
mit großer Mühe erstiegen werden, erklärten sich sehr
viele einverstanden. Hiezu wäre noch zu sagen, daß
83 Prozent der Befragten mit ihren Wohnverhältnissen zufrieden find und lediglich 1? Prozent eine
Veränderung wünschen, und zwar sehnen sich dreiviertel von diesen nach einer altersgerechten Kleinwohnung, der Rest würde gerne in einem Altersheim
mit Verpflegung und ständiger ärztlicher Betreuung
unterkommen.
Die Frage, ob man sich mit dem Gedanken trägt,
einmal in ein Altersheim zu gehen, wurde ganz verschiedenartig beantwortet. Es sagten 34 Prozent —
ohne irgendwelche Bedingungen zu stellen — ja, bei
den anderen variierte die Antwort zwischen ja, w e n n
er mit seinem Ehepartner in einem Zimmer untergebracht wird, wenn er die alten Möbel mitnehmen kann,
wenn er die Katze mitnehmen darf, da er sonst lieber
mit ihr in den Tod geht usw., bis zur entschiedenen
Verneinung: „Niemals, lieber gleich ins Anatomische,
lieber vorher begraben lassen, als in dieser Vorkammer
des Todes vegetieren zu müssen."
E i n k o m m e n s v e r h ii l t n i s s e :
Reben der Frage nach den Wohnverhältnissen
zählte die nach dem Einkommen zu der an und für sich
heikelsten Frage. Es sind daher die Ergebnisse mit
einiger Vorsicht zu verwerten, zumal in dem einen
oder anderen F a l l bestimmt nicht die Wahrheit gesagt
und in vielen Fällen überhaupt i n diesem Punkt keine
Auskunft gegeben worden ist. Bei Bezug einer eigenen
Pension oder Rente konnten folgende Einnahmenhöhen
erfragt werden! 3 Prozent haben ein Einkommen unter
500.— Schilling monatlich, 34 Prozent von 500.— bis
1000.— Schilling. 21 Prozent von 1000.— bis 1500. ^
Schilling, 15 Prozent von 1500.— bis 2000.— Schilling
und 27 Prozent 2000.— Schilling und darüber. I n einigen Fällen haben die Befragten, aber nur Alleinstehende, angegeben, ohne Einkommen zu sein.

Nummer 2

71 Prozenl versicherten, mit ihrem Eintommen das
Auslangen zn finden. Der Rest gab an, sich beim Einkauf von Lebensmitteln, bei Kleidung oder vor allein
aber bei sonstigen Reuanschaffnngen und der Vesor»
gung von Heizmaterial stark einschränten zu müssen.
I m allgemeinen tann gesagt werden, daß unsere
alten Mitbürger finanziell nicht allzu rosig gebettet
sind, daß sie aber sehr bescheiden zn leben verstehen.
I n einigen Fällen ist es ihnen möglich, sich ein zusätzliches Einkommen aus Beschäftigung oder Vermietung zu beschaffen.
Die Frage nach dem Vorhandensein entsprechender
Sommer- und Winterbekleidnng wurde in !»8 Prozent
der Fälle positiv beantwortet.
Gesundheitszustand:
34 Prozent der betagten Mitmenschen bezeichneten
ihren Gesundheitszustand als sehr gut oder gut und
(ìli Prozent als schlecht. Die häufigsten Beschwerden
werden durch Kreislaufkrantheiten und Krankheiten
der Vewegungsorgane hervorgerufen. Jeder dritte
steht in dauernder ärztlicher Behandlung, 44 Prozent
nur fallweise. Relativ schlecht sieht es aber aus, wenn
ein alter Mensch, vor allem der, der ganz allein für
sich lebt und wohnt, ernstlich erkrankt. Wie die Erhebung gezeigt hat, haben zwar 87 Prozent jemanden,
der den Arzt verständigt, 77 Prozent haben sogar jemanden, der sie pflegt und i n 74 Prozent der Fälle
wird bei Erkrankung ein Angehöriger, eine Nachbarin
oder Freundin das Einkaufen, Aufräumen, Kochen
usw. übernehmen," was ist aber mit den restlichen?
Hier setzen nun die Bitten der alten Leute ein. Auf
die Frage, welche Einrichtungen wünschen Sie sich für
einen Krankheitsfall? sprachen sich ungefähr die Hälfte
für eine schnelle Aufnahme in ein Krankenhaus aus.
mit der weiteren dringenden Bitte, nicht sofort, das
heißt nach kaum begonnener Besserung, wieder nach
Hause geschickt zu werden," die andere Hälfte würde
lieber zu Hause bleiben, wenn stundenweise oder ganztägig eine Haushaltshilfe oder Krankenschwester zu
erhalten wäre. Bei jenen Fällen, in denen ein altes
Ehepaar allein in einer Wohnung lebt und der andere
Teil ins Krankenhaus muß, wurde besonders die große
Sorge um den daheimgebliebenen, eventuell pflegebedürftigen Ehepartner hervorgehoben. Nachdem aber
heute Krankenpfleger und Haushaltshilfen zu besonderen Mangelberufen zählen, und daher, wenn überhaupt zu erhalten, kaum erschwinglich sind, tritt selbstverständlich in diesen Fällen, und das sind nicht wenige, letzten Endes der Wunsch einer möglichen Unterbringung in einem Alterswohnheim mit Verpflegung
nnd ständiger ärztlicher Betreuung, in einem Allerspflegeheim oder in einem Genesungsheim klar hervor.
V e r r i c h t u n g der t ä g l i c h e n

Arbeiten:

Die Fragen, die darauf abzielten, zu erfahren, wie es
mit der Verrichtung der täglichen Arbeilen, wie einkaufen, aufräumen, kochen usw. steht, ob diese Arbeiten
selbst gemacht werden können und welche Schwierigkeiten sich dabei ergeben, brachteil folgende Antworten!
Die Hälfte der gänzlich alleinstehenden Männer müssen alle Hansarbeiten selbst verrichten. 80 Prozent
der Männer, die nicht allein zu wohnen gezwungen
sind, sind von der Verrichtung der täglichen .Hausarbeit