Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1963

/ Nr.7

- S.5

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Nummer 6-7

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

die Jugendlichen zu üdelzen^en, une u"idilig 00 ist.
selbst an der E h a r a t t e r b i l d u n g zu ardeüen, öfler an
dio Mitmenschen zu denken, die weniger haben wie
nur. und den M u t dadurch zu beweisen, daß man
seldsl dann t o r r e t t und anständig bleib!, lvenn die
Umgebung dies lächerlich findet,
Trotzdein Obendorf der Jugend start ins Gewissen
redete, w a r diese doch überzeugt, das; er nur das Veste
für sie w i l l .
D i e Jugend dantle mit einem spontanen B e i f a l l ,
Das; sich die junge G e n e r a t i o n nicht u u r für L u x u s
und Sexus, sondern auch für das Edle und (Hute de
geistert, wenn man m i t I d e a l i s m u s und E i n f ü h l u n g s vermögen richtig herangeht, bewies dieser Abend.
E i n e n besonderen H i n w e i s verdient der oben be-

Seite 5

>cil>." e>"mäl,,ile non D r , Obendors velfaßle ! lseilige
Behelf ..T >, p i >che" I u g c n d d e l i t l e, herausgegeben noni Landesjugendreferat T i r o l , D e r V e r fasser l e i l l die Jugenddelitle in vier <^>>l,ppen ein^
/X. liegen S t a a t . O b r i g l e i l und ^III>^niciulicit.
li. gegen die einzelne P e i j o u ,
(.". gegen fremdes E i g e n t u m und
I). Sittlichteitsdclitte.
^"luch den üblen f o l g e n , die aus einer V e r u r t e i l u n g
enlslelien, sowie der A n s t i s l l i n g . Hilseleislling und M i t täterschaft w i r d in s o r g f ä l t i g dargebotenen Beispielen
ein aufklärendes W o r t gesprochen, das oft gutes w i r ten und schlimmstes v e r h ü t e n kann.
W . E.

Die Müllersttaße in Willen
I m Zuge der heutigen Müllerstraße standen vor
100 Jahren nur die Objekte Nr. 1, 3 und 10. Die
beiden ersteren und älteren waren die Wohngebäude
des Tischlermeisters Müller, das Haus Nr. 10, 1800
vollendet, gehörte der betannlen Familie Neuhauser
non Willen. Vorbei an diesen bescheidenen Behausungen, die inmitten von Wiesen und Äckern standen,
auf denen der „Türken" wuchs, führte ein Fußweg
westwärts zu dem erst wenige Jahre vorher errichteten
Westfriedhof. Aus diesem Weg entstand 1868 eine
feste Fahrstraße, die die Bewohner anfangs als Anichstraße bezeichneten. Diefe Benennung war zutreffend,
zog sie sich doch in Richtung gegen Oberperfuß, dem
Geburtsort des berühmten Tiroler Mathematikers.
Einige Zeit später, spätestens jedoch im Jahre 1876,
beschloß der Wiltener Gemeindeausschuß die Umbenennung von Anichstraßc i n Müllerstraße. Aller Vermutung nach war dieser Beschluß erst nach öfterem
Drängen des Tischlermeisters Müller erfolgt, der an
die Gemeinde Wilten den Grund zur Anlegung der
Straße nur unter der Bedingung, ohne eine Gegenleistung dafür zu fordern, abgetreten hatte, daß der
neue Straßenzug seinen Namen bekommen müsse. I m
September 1877 wurde das von heimischen Architekten
und Baumeistern erstellte Projekt zur Verlängerung
der Straße sowie für die Anlage einer Reihe neuer
Villen festgelegt.
Peter Paul Müller, der sich mitunter auch M i l l e r
nannte, entstammte einem seit mindestens 1703 in
Pradl ansässigem Bauerngeschlecht. Er war, laut dortiger Taufmatritel. am ^!». J u n i 1802 im Hause Nr. 10
ill Pradl als Sohn der Bauersleute Johann und Gertrud geb. Eller zur Welt gekommen. Müller, Vater
von drei Söhnen und zwei Töchtern, zog nach Wilten,
wo er neben seiner Tischlerei auch die Besorgung der
Leichenausbalirung innehalte. Durch handwerkliches
Können und Fleiß erwarb er sich allmählich die M i t t e l
zum Bau der Häuser Müllerstraße 1, 3 und später
auch Nr. l>. M i t der kostenlosen Abtretung des Grundes zur Anlegung bzw. Erweiterung der Straße halte
er sich in das Buch der Wohltäter seiner Heimatgemeinde eingetragen. Leider tonnte sein Eterbedatum
nicht ermittelt werden: sicher ist. daß er im alten W i l tener Friedhof seine letzte Ruhestätte gefunden hat.
Der Grabstein P. P. Müllers, der vor Jahrzehnten

an der Mauer der Wiltener Pfarrkirche noch zu sehen
war, ist abhanden gekommen.
Die 620 Meter lange, südwärts zur M a x i m i l i a n straße laufende Müllerstraße, zählt zu den bevölkerungsreichsten Straßen des Stadtteiles W i l l e n . Begrenzt von der Leopold- und der Friedhofftraße, und
von mehreren Querstraßen durchbrochen, ist in ihrem
ganzen Lauf heute kaum mehr eine unvollendete
Stelle zu entdecken, wie solche vor Jahren noch vorhanden waren. Erfreulich ist ferner, daß auch die
Behebung der Bombenschaden so gut wie abgeschlossen
ist. Mehrere großangelegte Geschäfte haben erst in
neuester Zeit hier ihren Sitz aufgefchlagen. Beide
Fronten bestehen durchschnittlich aus dreistöckigen Stadthäusern, doch zwischendurch erblickt man auch romantisch aussehende Kleinhäuser mit daoorliegenden V l u mengärtlein, die der Straße Anmut und Abwechslung
verleihen. Vom unscheinbaren Haus Nr. 3 erzählt man
sich, es habe vor dem ersten Weltkrieg die Arbeitsstätte
des Leander Matzneller, des bahnbrechenden Erfinders
einer hubfchrauberartigen Flugmaschinc, beherbergt.
Während der Verbotszeit der N S D A P bezeichneten
es die Innsbrucker als „Braunes Haus". Z u einem
Kultur- und Wirtschaftsfaktor von größter Bedeutung
erhob sich das umfangreiche Gebäude Nr. 10, das,
ursprünglich als Glashütte erbaut, in den Jahren
1870 bis 1873 von Architekt v. Stadl zur Tiroler
Glasmalereianstalt erweitert wnrde. Eine Marmortafel erinnert an die Tage, an denen Kaiser Franz
Josef I. die Anstalt befuchl hatte. Hochwertige Kunstprodutle gehen von hier aus in alle Erdteile. Während das Gasthaus zur ..Philippine Welser" bereits
seit November 1!)10 zum Besuch einladet, erkennt man
im Note! „Mozart" eine Schöpfung uuferer Zeil. Das
Wohnhaus Adolf Pichlers. Müllerftraße 33, ist mit
einer Torinfchrift gekennzeichnet. Vom geschichtlichliterarischen Gesichtspunkt nennenswert ist das Haus
Nr. 34, wo sich die schaurige Tat ereignete, die um die
Jahrhundertwende einen gewaltigen Prozeß zur
Folge hatte. Bekanntlich diente der damalige R u l l Hoser-Prozeß für Rudolf Greinz zum Vorwurf für
seinen berühmten Roman „Die Stadt am I n n " .
Einen sichtbaren Ausdruck seines Zeitgeistes bietet
der Bau der Knnbenhauplschule Müllerstrnße 38.
Nachdem die Stadtverwallung vom Marienheim den