Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1963

/ Nr.5

- S.5

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Nummer b

Seite 5

Die Iahnsttape in Drecheillgen
I n der Kohlstatl. wie die Gegend der heliligen
Iahnstraße und der unlliegende» Straßen sriilier hieß.
I,al >eil M a r i m i l i a u s Zeilen stets ein dnnles Leben
lind Treiben geherrscht. Hier standen u,l>r durcheinander kleine Hällschen für die Bemmen nnd Hütten
für die Handwerker des neuen .^"ughauses. Die liehen
.^Kohlenmeiler, die zur Gewinnung von Holztohle er
lvarcn, Hallen der Siedlung den Na"Ami, ein Um die M i l l e des vorigen Jahrhunderts erfuhr der
Vorort Dreiheiligen samt der Kohlstall illsolge der
Nähe der neuerrichtelen Eiseilbahll eine ziemliche Erweiterung. Zahlreiche Neubauten erstanden und die
Bevölkerungsdichte nahm rasch zu. I m Herbst 1852
ließ die Stadtverwaltung im östlichen Teil eine Reihe
Bäume setzen, die zur Vereinigung und Systemisierung des Straßeilzuges beitrug" 1875/70 erfolgten
mehrere Grundeinlösungen und Regulieruugsarbeiten, die bis 1900 fortgesetzt wurden. Durch den in der
Folge durchgeführten Abbruch des Salcherschen Durchganghauses wurde die Kohlstatl endlich zu einem geschlossenen Straßeilzug. Gemeinderat Thuruer, besser
betüllnt als Innsbrucker Turnvater, war es, der am
12. J u n i und erneut wieder am 10. Ottober 1902 den
Antrag stellte, die nunmehr ansehnliche Straße zum
ehrenden Andeuten an den Vegrunder des deutschen
Turnwesens, das inzwischen auch in T i r o l eine ständig
wachsende Pflege erfuhr, zu benennen. 1904/05 verschwanden die letzten Althäuser, wodurch die Straßenregulierung und -Verbreiterung abgeschlossen wurde.
Friedrich Ludwig Jahn, allgemein als Deutscher
Turnvater bekannt, war am 11. August 1770 im
Pfarrhaus zu Lanz (Prignitz) geboren. 1810 wurde
er Gymnasiallehrer in Berlin. Er eröffnete 1811 i n
der Hasenheide eine Tnrnanstalt, wodurch er die
Freude an Leibesübungen erst wieder zu neuem Leben erweckte. 1813/14 nahm er im Lützowschen Korps
an verschiedenen Feldzügen teil. Dann zog der Berliner Lehrer wiederum mit seinen Schülern ins Freie
uud ließ sie unter seiner Leitung Veweguugsspiele
und allerlei Übnngen, die auf Entwicklung von Geleutigteit uud Kraft abzielten, vornehmen. I n Anlehnung an die mittelalterlichen Turniere nannte Jahn
diese Übungen „Turnspiele". Schließlich begrüudete er
i» der Berliner Hasenheide den ersten Tnrnplatz der
Well, der seither wohl unzählige Nachfolger gefunden
hat. Seine Gedanken. Vorschläge und Bestrebungen
fanden alsbald Anklang in der ganzen gesitteten Well.
Jahn, der anch in verschiedenen Schriften für die

Wichtigkeit der körperlichen Ausbildung eintrat und
immer wieder ihre Bedeulung für die volks- und
slaalsvolilische Erziehung unterstrich, wurde 1848 in
die Nationalversammlung gewählt. Er starb zu Freyburg a. d. Unstrut am 15. Oktober 1852.
Von der lärmendeil Well wohltuend entrückt, verbindet die zirka 300 vieler lange, gebogene I a h n slraße die Dreiheiligenstraße mil der Zeughausgasse.
Mehrere ihrer Gebäude drücken reiches Eigenleben
aus, anderen ist wiederum äußere Flachheit und
Gleichmäßigkeit zn eigen. Als wichtigstes öffentliches
Gebäude beherbergt die Straße die 1875/76 von einem
Wiener Architekten im Renaissancestil entworfene und
vom heiinischen Baumeister Spörr erbaute Voltsschule
von Dreiheiligen. Zierlich nimmt sich gegenüber das
zwischen modernen Bauten liegende Geschäftshaus im
Vauernstil aus. Ein beachtlicher Gewinn wäre, wenn
das abbruchreife Haus Nr. 14, das die Lieblichkeit der
Straße seit langem schon verschandelt, durch einen gefälligen, etwas zurückversetzten Neubau ersetzt würde.
Einst nannte mail dieses Haus „Das Dreimäderlhaus iil der Kohlstatt". Hier wohute nämlich der
theaterbegeisterte Schnhmachermeister Hans Gftöttner
mit seinen drei Töchtern Anna, M i m i uno Pepi, die
später viel von sich reden machten. Am Haus Nr. 18
ist ein treffliches Muttergottes-Mosait aus dem Jahre
ll>02 augebracht. Beim Hause Nr. 25, gegeuüber der
Einmündung der Grillparzerstraße in die Iahnstraße,
erinnern wir uus, daß hier der Heimatforscher Doktor
Hans Vruner, dem der Stadtteil Dreiheiligen wertvolle heimatkundliche Forschungen verdankt, gewirkt
hat" am 15. März 1900 ist derselbe hier verstorben.
Den eindrucksvollsten Schmnck der Iahnstraße stellt das
gotische Kruzifix vor den Häusern Nr. 31 und 33 dar.
Früher wahrscheinlich an einem dieser Bauernhäuser
angebracht, wurde es im vorigen Jahrhundert — zumal ihm sogar Wundertätigkeit zugeschrieben wurde
— i n die M i t t e der Straße versetzt, wo es von Bäumen umschattet wird. Diese vermutlich aus dem
16. Jahrhundert stammende wertvolle Plastik war
Eigentum eiuer Vesitzergemeinschaft dortiger Bauern.
I n der Gegenwart wird das Kreuz von den wenigen
noch lebenden Erben, namentlich von Fräulein Z i t a
Steinlechner, sorgsam betreut. B i s 1914 erfreute sich
die Ehristusfigur großer Verehrung. Wallfahrer, vor
allem ans Willen, pilgerten Hieher. Begrüßenswerteriveise besorgte das hiesige Dentmalaml nunmehr eine
gründliche Restaurierung, die von Oberingenienr
I . Kultier im Jahre 1901/02 bestens ausgeführt
wurde.
W. Eppacher

Etndtlinunmt Innsbruck
^ 1 . V!
l!!!»3, lüli^

1903, Z I . VI-4993/l902. wurden !.nr die Sladlgebiele
Amras, P r a o l — Teilgebiel westlich der JohannSlrauß"Slraße, Hotting
westlich der Karwendelbahn und südlich der Bundesstraße einschließlich des
gesamten Fürstenweges und eines Teiles des Hutterweges, Mühlau
Deutsches Heim, im Sinne der Bestimmungen des Gesetzes über Gebändenumerieruug,
Slraßen- lind Orlsbezeichnung vom 13. November
I!!.",!, L G B l . Nr. 5, neue Straßenbezeichnungen festgelegt.

Betrifft! Straßenncndcncnnun^ nnd
meiierung in den Stadtgebieten Ainra^, PradI,
ling nnd Mühlau.

Kundmachung
Durch die Beschlüsse des Gemeinderales der LandesImnvlstadt Innsbruck vom 2li. J u l i 1902 bzw. 21. März