Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1963

/ Nr.2

- S.6

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Amtsblatt t>er Landeshauptstadt Innsbruck

Nummer 2

Der Schneeschuh m den Berqen Tirols
Der erste Schivorlrag in Innsbruck geh,
Um das Jahr 1890 begann man sich in T i r o l mil dem
alpinen Schilauf zn befassen. Nach anfänglicher Ablehnung
fand er bald begeisterte Vorkämpfer. Schon l8W machte der
Hotelier Reisch eine Schitoni anf dasKitzbühlcr Horn. Anch
das M i l i t ä r wandte sich rasch dem Schilauf zu, und 18".!5>
bestieg Oberleutnant Bilgeri erstmals den Glungezer. Den
ersten Schivortrag in Innsbruck hielt am 1. Dezember 1893
der damalige Jurist Otto von Unterrichter im Rahmen
des AkoH. Alpcnklubs in einem Saale des Bürgerlichen
Brauhauses. Herr Stadtfthysikns D r . L. Unterrichter stellt
jenen Vortrag seines Vaters freundlicherweise zum Abdruck
zur Verfügung. (Anm. der Redaktion.)
„Wahrhaft schneidig mühte es sein, einen norwegischen J ä ger oder Touristen mit den Skis nnter den Füßen, über die
blitzenden Schneeflächen dahinsausen zn sehen, bergauf, bergab in windschnellem Fluge seinem Ziele zustrebend. Wie sehr
würde nicht ein solcher Sport anch i n T i r o l , in unseren
heimatlichen Bergen, dazn beitragen, die ernste alpine W i n terlandschaft zu verschönen, aber auch mit dem Alpinismus
Hand i n Hand gehend, die Freude zur Touristik, zur Liebe
nach der freien Natur und nach dem Hochgebirge, in Weitcrc
preise zu bringen und endlich anch, nun auch im Winter,
dcn Menschen gcsnud uud wach zn erhalten, seinen Leib zn
kräftigen, damit er nicht während der trägen Ruhe des W i n ters all das einbüßen müßte, was er im Sommer an Gesuudhcit, leiblicher und moralischer Energie nnd Leistungsfähigkeit gewonnen hatte.
Hier sehen Sie einen norwegischen Ski! M i t Riemen an
den Sohlen befestigt, daß außer dem vorderen Teil der
ganze Fuß sich frei anf- nnd abbewegen kann, ermöglicht es
die ganze Form nnd Lage des Schneeschuhs, daß man in kurzer Zeit bei einer nötigen Schneehöhe (über I") im Winter
Erstaunliches leisten kann. Die Knie leicht gebeugt, schleifend
sich bewegend, mit Parallel gehaltenen Skis, kann man zuerst anf ebener Fläche, dann auf eincm Terrain mit mäßigen
Hügeln laufen. Nach nnd nach wählt man holperigeren Boden, schwierigere Touren, man versucht, steilere Böschungen zu nehmen, man versucht sich im Walde nsw. Die mannigfachen Erfahrungen haben gezeigt, daß man mit großem
Fleiße den Sport betreibend, Großes leisten kann und dcm
Sporte begeistert anhängt; bietet er ja so viel des Schönen,
Neuen, Interessanten, bisher nie Gekannten. Der Tourist
besonders wird in den Skis einen treuen Begleiter finden,
der ihm vieles zu bieten imstande ist. Auch für den Hochtouristen ist der Ski jedoch wichtig wenngleich beschränkt
dnrch die Anzahl der dabei möglichen Touren.
E i n Winter in Innsbruck, ja, was ließe sich da nicht mit
den Skis nnternehmcn, was Per Pedes entweder sehr mühselig nnd behindernd oder wenigstens ganz uninteressant
wäre. Nach dem Voldcrwildbad, nach Gnadenwald, ins S t u bai und nach Keniaten, Liznm, Erler Alpe nsw., auf die verschiedenen Mittelgebirge hinanf, mannigfaltige Talbummel,
Jochübcrcmernngen ini Halltal, kurz, Verschiedenartiges ließe
sich da machen. Besonders wichtig wären aber die Partien
mit Skis, wo man tief in die Hochtäler eindringen, zu dcn
Schutzhüllen hinanfwandern kann, um dann schneidige W i n lcrhochtoureu zu machen. Leicht wird es z. B. sein, tief ins
Scllrain, Stubai, Pitztal, Otztal, Obernberg nsw. einzudringen und um dann einmal fchon so einen hohen Standpuntl
genommen, mit größerer Leichtigkeit das übrige zu bewältigen.
Richtig! Da träumte mir vor einigen Tagen von einer
Slipartie auf den Habicht nnd da mir fo schön nnd lebendig tränmtc, so bin ich so frei, in lnrzcn Worten I h n e n diese
interessante Skitour zu erzählen. Dunkel war es noch, nur
die glitzernde Schnecfläche, welche Berg und Tal meiertief

bedeckt hielt, bildete die Leuchte ins Wagnis. Sofort aus der
Stadt herausgekommen fchnallten wir unsere treuen Schneeschuhe an die Füße nnd bald ging es in ziemlich scharfem
Laufe anf der tief verschneiten Landstraße hinaus zum Bergisclplatcau, wo die Stadt in der Tiese einen eigentümlich
ruhig-ernsten Anblick bot. Nnn sausten wir auf der Landstraße eben hinans und bogen dann rechts in den Nattererweg langsam gleitend, den Körper vorgebcngt, und gelangten bald anfs Nattercr Plateau, wo wir nun über Feld nnd
Wiese unterhalb Natters gegen Krcith fuhren, immer schneller wurde die Fahrt, da das Terraiu besser für den Schneeschuh wurde, hügclauf, hügclab dnrch die schönen Kreithcr
Lärchcnwäldcr und gelangten bald ober Tclfcs, von wo wir
dann windschnell hinunterfuhren in die Tiefe des Tales znr
Ache, die w i r bei der Fnlpmer Brücke erreichten. Nnn ging
es gemütlich, sehr gemütlich, zwischen Flnß und Straße im
tiefen Schnee herrlich gleitend, dahin nach Medratz, dann
dort über die Ache nnd dann durch hübsche Fichtenwälder
hinanf nach Leder, zweieinhalb Stnndcn hatten wir von
Innsbruck hichcr gebraucht. I a ^ auf einer Skitonr, da lernten w i r erst so recht die schöne Natur im trotzigen Winterkleide kennen, da entrollte sich vor unseren Augen ein schönes B i l d nach dein anderen. W i r konnten es mit Muße
beobachten, da w i r nicht, wie sonst, nut den Schneereifen
mühsam daherschnauftcn; mit dem Schneeschuh nnter den
Füßen konnten w i r hier ohne größere Anstrengung die
Ungnnst des Schnees überwinden. Nicht gerade der Zeitgewinn ist hier etwas Besonderes, sondern der herrliche
Sport das Vergnügen beim Skiläufen, der nns den sonst
so langweiligen Weg doppelt so interessant gemacht hat.
Jetzt aber in Neder bedurften wir gründlicher Stärkung, welche wir auch solid durchführten, um gegen 12 Uhr
nus aufzumachen, mit Sehnsucht uuscrem heutigen Ziele,
der Innsbrucker Hütte zustrebend. Das ganze Pinnistal
war tief verschneit, die Talsohle mehrere Meter, also ein
herrliches Feld für nnsercn Schneeschuh, denn beim Ski gilt
der Grundsatz: , I e tiefer der Schnee, desto freiere Bahn."
Von Neder nnn ging es langsam hinauf zum Eingang des
Pinnistales dann in dieses hinein, es ging beiläufig wie
im Schnellschritt während des Sommers, bald schneller, bald
langsamer. W i r mnßtcn öfters den Bach wegen der Tallahncn aufsucheu, die wir mit Mühe nahmen, um dann inii
größerem Vergnügen wieder hinunterzufahren. Bald kamen
w i r an Heustadeln nnd Hütten mehrerer Alpen vorbei, nur
mit dem Dache aus dem Schnee ragend. Nnn waren w i r
endlich knapp vor dem Ende des Tales w i r traversierten
die Talsohle an der linken Seite, da, wo im Sommer der
Weg geht, aber höher, uud suchteu durch große Ecrpeutincn
zuerst die Iochhöhc zn erreichen, nm dann mehr eben dieser
znstreben zu können. Das letzte Stück war ziemlich mühsam,
wir mnßtcn ganz nach vorne dcn Körpcr gcbengl, die Schnee
schuhe oft übers Kreuz bald parallel, bald schlangenlinien
artig uns hinanfwindcn. Als w i r dell Paß erreichten, such
ten w i r vergebens nnser Ziel, die Innsbrncker Hütte, die w i r
endlich, ganz im Schnee vergraben, fandcn nnd deren T ü r
w i r erst freischaufeln mnßten, nm in das I n n c r c zu drin-gcn. Hier in der Hütte aber begann ein gemütlicher Abend,
wie ihn nur Hochtouristen, wie ihn nnr befreundete Brüder
des Alpeuclubs in einer Schutzhüttc erleben können. Früh
morgens bei Anbruch des Tages brachen N"ir auf, per Ski
uolabeuc und nuu giugs im Zick-,zack bei ziemlich weichem
nnd sehr tiefem Schnee, die Schneeschuhe übereinander Iren
zcnd nnd so uns immer weiter hinausschiebend auf diese
Art dnrch dreiviertel Sluudeu. Jetzt mußten w i r nns die
Schneeschuhe abschnallen, es ging zu steil uud zu felsig. M i t
Schueereifen wären wir vielleicht gar nicht oder schändlich