Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1936

/ Nr.4

- S.8

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war sein Werk, bzw. geschah unter seiner Leitung. Aber
nicht allein hier hat er sein Wissen und sein Entgegenkommen gegenüber dem Schlachthof gegeigt. Durch
Jahre hindurch, bis zur Erstellung eines eigenen Laboratoriums für bakteriologische Fleischuntersuchung,
stellte er Räume seines Institutes für diese Untersuchungen zur Verfügung und war stets bereit, helfend beizuspringen. An seiner Lehrkanzel wurde es dem Berichterstatter ermöglicht, eine Dissertation auszuarbeiten, die
die Grundlage seines Doktorexamens bildete. Nur allzu früh hat er unsere Stadt verlassen, um einem Ruf
an die Universität Göttingen Folge zu leisten. Aber auch
aus der Ferne nimmt er Anteil an den Geschehnissen
unserer Stadt und steht weiterhin in geistiger Verbindung mit der Schlachthofleitung.
I m Jahre 1924 erfolgte die Pensionierung des
Schlachthofleiters Oberveterinärrat Josef Kofler. Es erübrigt sich, im besonderen auf die großen Verdienste, die
sich der scheidende Schlachthofleiter auf dem Gebiete der
Fleischhygiene und Schlachthoftechnik erworben hat,
einzugehen, weil sie ohnehin im Bericht aufscheinen.
Neben seiner amtlichen Tätigkeit hat er sich aber auch
mit anderen Gebieten der Tiermedigin eingehendst befaßt, was aus den wissenschaftlichen Abhandlungen
hervorgeht, die nicht unerwähnt bleiben sollen. Er schrieb
über:
1. Die Gewährschaft im Tierhandel. Verlag der Wagnerschen Buchhandlung 1894.
2. Einiges über Folgekrankheiten der Druse. Monatshefte für praktische Tierheilkunde, Band X I V . 1903.
sHabilitationsarbeit zur Bewerbung um die Lehrkanzel
für Veterinärmedizin an der Universität Innsbruck. Die
Lehrkanzel wurde später aufgelassen.)
3. Zur Aetiologie der Bauchhernien. Berliner Tierärztliche Wochenschrift, Heft 14. 1903.
4. Die letzte Invasion der Maul- und Klauenseuche in
Tirol 1889—1902. Tierärztliches Ientralblatt, Heft 12.
1904.
5. Generalisierte Botryomykose. Tierärztliches Ientralblatt, Heft 8. 1906.
Wie bekannt, wurden bei Eröffnung des neuen
Schlacht- und Viehhofes die Leitung desselben und die
Veterinär-Amtsleitung getrennt. Die Zweigleisigkeit
hat sich nicht bewährt und die Wiedervereinigung beider Aemter unter einheitlicher Leitung war zu begrüßen.
Mit der Gesamtleitung wurde Veterinärrat Richard
Strohschneider betraut.
I n den Nachfolgestaaten, die unter den Kriegsverhältnissen nicht so stark gelitten hatten wie unser Vaterland, hatte sich die Landwirtschaft in bezug auf Vieherzeugung so weit erholt, daß der Ausfuhr von Schlachtvieh nichts im Wege stand. Wir selbst allerdings waren
noch immer auf Gefrierfleisch überseeischer Herkunft angewiesen.
Das Bild änderte sich schlagartig und bald brachte
die Einfuhr ungarischen. jugoslawischen, polnischen und
rumänischen Schlachtviehes auf unsere österreichischen
Märkte einen durchgreifenden Umschwung. Gefrierfleisch
wurde von unserer Bevölkerung nie besonders geschätzt.
Wir ersehen das daraus, daß es schon in den Jahren
1910 und 1911 mehr oder weniger abgelehnt wurde. Es
r"nrde damals von der Stadtgemeinde zum Preisausaleick gegenüber Frischfleisch versuchsweise eingeführt,
konnte sich jedoch auf die Dauer nicht durchfetzen. I n

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der Nachkriegszeit war man notgedrungen darauf angewiesen, Gefrierfleisch einzuführen, weil Frischfleisch
nicht zu haben war. Wie es daher vorauszusehen war,
wurde die Einfuhr von Frischfleisch freudigst begrüßt,
wobei sich der Uebergang um so leichter gestaltete, als
die Preise für Frischfleisch im Vergleich zu Gefrierfleisch
niedriger waren. Der Abbröckelungsvrozeß im Gefrierfleischhandel hat damit naturgemäß eingesetzt.
Wie oben erwähnt, wurde der Wunsch nach einer geräumigen und den hygienischen Verhältnissen der Neuzeit angepaßten Fleischgroßmarkthalle immer lauter.
Nach langwierigen Verhandlungen wurde im Jahre
1928 mit dem Bau begonnen. Die Uebergabe an die
Benutzer erfolgte anfangs 1929.
Damit wurde auch der langgehegte Wunsch nach einer
eigenen bakteriologischen Fleischuntersuchungsstelle zur
Wirklichkeit. Das Laboratorium wurde nach dem Muster der Veschaustelle in Wien-St. Marx nach den Angaben Prof. Dr. O. H. Hennebergs, unter dessen Leitung
der Verfasser seine Ausbildung in bakteriologischer Fleischuntersuchung erhielt, erbaut und eingerichtet. Das Laboratorium besteht aus drei Räumen. Einem Raum, der
für rein bakteriologische Arbeiten eingerichtet ist, einem
chemischen Laboratorium und getrennt von diesen beiden
aus dem Waschraum mit Apparaturen zur Sterilisation.
Die Einrichtung der Untersuchungsstelle, in der durch
das Entgegenkommen der Stadtgemeinde auch die tierärztliche Üntersuchungs- und Beratungsstelle des Landes untergebracht ist, ist allen einschlägigen Arbeiten
vollauf gewachsen.
Auch die Trichinenschau erhielt in der neuen Fleischgroßmarkthalle über Antrag des Berichterstatters und
nach seinen Vorschlägen ein neues Heim. Die Trichinen^
Untersuchungsstelle mußte im Fahre 1926, man möchte
fast sagen über Nacht, eingerichtet werden. Sie wurde
der Veschaustelle im alten Fleischbankgebäude angeschlossen. Ursprünglich standen nur ein veralteter Trichinenprojektor und ein Trichinenmikroskop als Untersuchungsbehelfe zur Verfügung. Die Zahl der Mikroskope
wurde zwar erhöht, doch konnte der Plan, eine neuzeitliche Projektionsanlage einzubauen, nicht verwirklicht
werden, mit dem Hinweis darauf, daß die Veschaustelle
im Fleischbankgebäude ohnehin in absehbarer Zeit verlegt würde.
Die Untersuchungsstelle in der Fleischgroßmarkthalle
besteht aus einem geräumigen lichten Arbeits- und
einem Bildwerferraum, in dem zwei Reichertfche Trichinenprojektoren aufgestellt sind.
Die jährlichen Untersuchungen bezifferten sich auf:

1926:
1927:
1928:
1929:
1930:
1931:
1932:
1933:
1934:

22.786
24.818
30.335
25.463
28.512
36.514
26.964
25.001
25.390

Seit Bestehen der Trichinenschau in Innsbruck wurden in 17 Fällen Trichinellen festgestellt. Der Herkunft nach waren es Schweine, bzw. Schweinefleisch
aus Amerika (Gefriersckweine), Polen. Jugoslawien
und Oesterreich. I m Inland wurden Trichinellen bei
Schweinen aus Oberösterreich und bei 4 Schweinen aus