Innsbruck Informiert

Jg.2024

/ Nr.3

- S.4

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N

© M. DARMAN

Magistratsdirektorin Gabriele Herlitschka im
Gespräch. Im Bild anlässlich eines Besuches
der Klasse 5C des BRG/BG Sillgasse, die sich für
den Arbeitsalltag im Magistrat interessierte.

An der Spitze
der Verwaltung
Mit rund 2.000 Mitarbeitenden führt Magistratsdirektorin Mag.a Gabriele
Herlitschka, MSc per Definition ein Großunternehmen. Trotz der Größe der
Stadtverwaltung kommt die Menschlichkeit nie zu kurz.

F

rauen an der Spitze einer Stadtverwaltung sind auch 2024 noch keine
Selbstverständlichkeit. Ein Drittel der
Magistrate aller österreichischen Landeshauptstädte werden von Frauen geleitet.
Seit 2021 bekleidet Gabriele Herlitschka
dieses Amt in der Landeshauptstadt. Derzeit sind österreichweit neben Innsbrucks
Magistratsdirektorin mit Mag.a Gerda
Torök (Eisenstadt) und Mag.a Ulrike Huemer
(Linz) zwei weitere Frauen in dieser Funktion tätig. In Bregenz arbeitet Dr.in Birgit
Obernosterer-Führer als stellvertretende
Stadtamtsdirektorin ebenfalls an vorderster Front in der Stadtverwaltung mit.
Anlässlich des Internationalen Frauentages
am 8. März sprechen Gabriele Herlitschka
(GH) und Georg Willi (GW) über das Thema
Frauen in Führungspositionen und die ak6

INNSBRUCK INFORMIERT

tuellen und künftigen Herausforderungen
für Magistrate.

Im Magistrat Innsbruck sind
956 Frauen tätig. Macht es einen
Unterschied, ob eine Frau oder
ein Mann Führungsverantwortung
hat?
GH: Ich habe den Eindruck, dass es in der
Erziehung von Mädchen und Buben nach
wie vor recht verbreitet Unterschiede gibt.
So wird bei Mädchen oft auf Einfühlungsvermögen und Hilfsbereitschaft mehr Wert
gelegt. Tendenziell nehme ich bei Frauen
in Führungspositionen – ganz unabhängig
von der Hierarchieebene und den gängigen
Führungsqualitäten – viel Bemühen und
Flexibilität wahr, möglichst viele im Team
mit ins Boot zu holen.

GW: Es sollte längst selbstverständlich
sein, dass Frauen in allen Positionen und
auf allen Ebenen vertreten sind. Dass hier
noch immer in vielen Bereichen Ungleichheiten herrschen, hat strukturelle Gründe. An kompetenten und fachlich bestens
qualifizierten Kandidatinnen hat es noch
nie gemangelt – im Gegenteil, Frauen sind
in der Regel formal besser ausgebildet als
Männer.

Wie stehen Sie generell zu Frauen
in Führungspositionen?
GH: Ich kenne und erlebe viele Frauen, die
ihre Aufgabe in einer Führungsposition
hervorragend und ermutigend für andere leben und gestalten. Unterm Strich bekenne ich aber klar, dass für mich z. B. bei
der Auswahl in Bewerbungsverfahren das

„Die öffentliche Hand als Dienstgeberin hat eine Vorbildfunktion
Die Stadt Innsbruck bekennt sich
aktiv zur Frauenförderung, in Stellenanzeigen werden Frauen explizit
angesprochen und aufgefordert sich
zu bewerben.“
Bürgermeister Georg Willi

Geschlecht eine völlig untergeordnete Rolle spielt. Entscheidend sind für mich definitiv die fachliche Qualifikation und die
menschlichen Führungsqualitäten. Es geht
mir um Anständigkeit in jeder Hinsicht.
Menschen in Führungspositionen haben
auch eine Vorbildfunktion und mit dieser
Verantwortung gilt es umsichtig, zukunftsorientiert und für das Umfeld nachvollziehbar Entscheidungen zu treffen.
GW: Die öffentliche Hand als Dienstgeberin hat eine Vorbildfunktion. Die Stadt
Innsbruck bekennt sich aktiv zur Frauenförderung, in Stellenanzeigen werden Frauen explizit angesprochen und aufgefordert,
sich zu bewerben. Ich habe in meiner Zeit
als Personalreferent auch eingeführt, dass
die Vorauswahl geeigneter Kandidatinnen
und Kandidaten immer wieder durch eine
externe Personalagentur erfolgt – ich bin
davon überzeugt, dass die politische Einflussnahme bei Stellenbesetzungen in der
Verwaltung so gering wie möglich gehalten
werden muss.

Pionierin in dieser Position im
Magistrat Innsbruck, aber jedenfalls keine Quotenfrau? Braucht
es dieses Konzept 2024 aus Ihrer
Sicht nicht mehr?
GH: Das Thema Gleichstellung wird in Österreich sicher noch nicht umfassend gelebt, aber wir machen Fortschritte. Es gibt
strukturelle Probleme mit noch immer sehr
traditionellen Rollenbildern, aber im Magistrat sind wir da auf einem guten Weg.
Das erkennt man am besten an den vielen
kompetenten Frauen, die in und für diese
Stadt arbeiten und Verantwortung tragen.
Und in diesem Sinn habe ich im beruflichen Kontext kein „Frauenbild“, genauso
wenig wie ein „Männerbild“, sondern ich
sehe Menschen, die mit viel Kompetenz

Was macht die Magistratsdirektorin?
Die Magistratsdirektorin vertritt den Bürgermeister in der
Eigenschaft als Vorständin des Magistrats und hat die Aufsicht
über sämtliche Dienststellen des Magistrates. Zu den Kernaufgaben zählen die Betreuung der Angelegenheiten des Stadtsenats
und Gemeinderates. Der Magistratsdirektorin obliegt die Leitung
des inneren Dienstes und der Verwaltungsentwicklung. In der
Wahrnehmung der Aufgaben des inneren Dienstes hat die Magistratsdirektorin für einen einheitlichen, geregelten und gesetzmäßigen Geschäftsgang in allen Zweigen der Stadtverwaltung zu sorgen.
Dazu ist sie allen Bediensteten gegenüber weisungsbefugt und hat
umfassende Inspektions- und Einsichtsrechte.

und Einsatzfreude für unsere Stadt arbeiten. Darauf kommt es mir an.

Wie stehen Sie zum Thema
Frauenquote?
GW: Quoten sind wichtig, um Gleichstellung dort herzustellen, wo sie nicht gegeben ist, und weil sie strukturell wirken.
Betreuungspflichten werden noch immer
zum Großteil von Frauen getragen, sie gehen nach der Geburt eines Kindes öfter
und länger in Karenz als Väter und auch
die Pflege der älteren Generation ist im
Regelfall Frauensache. Steigen sie wieder in den Arbeitsmarkt ein, dann oft in
Teilzeit – mit allen ökonomischen Nachteilen – Stichwort Pension. Aufgabe der
Politik ist es, faire Rahmenbedingungen
zu schaffen, heißt im konkreten Fall auch:
Ausbau der Kinderbetreuung und des Pflegebereichs.

Vor welchen Herausforderungen
steht der Magistrat in den nächsten Jahren?
GH: Die Bevölkerung Innsbrucks wird immer vielfältiger und ich bin davon überzeugt, dass wir alle damit verbundenen
Aufgaben und Herausforderungen umso
besser erfüllen können, je vielfältiger wir
uns selbst aufstellen. Diese gelebte Vielfalt oder Diversität verfolge ich in allen
Bereichen: Geschlechter, Lebensalter, Be-

rufs- wie auch Lebenserfahrung und natürlich eine breite Palette an fachspezifischen Ausbildungen. Je vielfältiger sich
unsere Fachteams in den Ämtern und Referaten darstellen, desto umfassender ist
der Blick auf schwierige Sachverhalte und
umso besser können wir die berechtigten
Wünsche und Ansprüche unserer Bevölkerung erfüllen. Natürlich sind auch wir
bemüht, die Digitalisierung umfassend
voranzutreiben. Allerdings stellt Digitalisierung für mich keinen Selbstzweck dar.
Vielmehr wollen wir vorrangig dort digitalisieren, wo es rasch erkennbaren Mehrwert
für die Bevölkerung und unsere Mitarbeitenden gibt. Bei meinen strategischen Entscheidungen, die Geld kosten, bin ich mir
stets sehr bewusst, dass unsere Leistungen
durch Steuermittel finanziert werden.
GW: Die Herausforderungen für und die Ansprüche an die Verwaltung steigen stetig
und in allen Bereichen. In den nächsten
Jahren, auch aufgrund einer Pensionierungswelle, wird es entscheidend sein,
dass sich der Magistrat als moderner, verlässlicher und spannender Arbeitgeber
präsentiert. Der Wettbewerb um die besten
Köpfe wird immer härter, hier gilt es, die
Vorteile des Magistrats als Arbeitgeber hervorzustreichen – und diese auch laufend zu
optimieren.
Das Interview führte Katharina Rudig.
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