Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1962

/ Nr.2

- S.5

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Nummer 2

Amtsblatt der ^andeohauptstadt Innsbruck

25». vollendet der lluiv.-Prof. für Fiuauzrrcht, Sclliouschcf
a . D . D r . Richard Psauudlcr, das «<>. Vcbcusjahr.
27. stirbt in Absam der Geologe Stndienrat D r . Karl Kruse,
Ehrenmitglied dcr Universität Innsbruck, der seit l!»l2
an dcr ^chrerbildnngsanstalt lehrte, iin >!.">. Lebensjahr.

Seite 5

findet die erste Standesrvidrnzkontrolle dcr (Grenzschutz»
lompanie Innsbruck in dcr Klosterlasrrne statt.
^"«. eröffnet Stadtrat Arthnr Haidl im Festsaal der Leit.
gebschnlc in Pradl die Vandcskripprnausslcllung von
Scl)ülcrarbcilcu.

geplanten Nathansnenban im Jahre 1862
A m lli. Oktober 1861 schrieb dcr Bürgcrausschuß die
Herstellung „eines der Würde dcr Landeshauptstadt cutsprechende,! Ratshauses an Stelle des dcrmaligeu !d. i. altcn
in dcr Hcrzug-Friedrich-Straße N r . ^1) und des an der
Südseite des Stadtturmes befindlichen Hanfes" ans und
widmete hiefür Prämien zu -MO, ."MI und l5> Eude des Einrcichuugstermiucs war der ^. Jänner, dcr für
die Stadtobriglcit wcgcn dcr Wahl des Bürgermeisters,
Stadtrichterö und Nates seit Jahrhunderten wichtige Erhardstag, bestimmt worden. Einige Entwürfe auswärtiger
Architekten, darunter ein besonders gntcr aus Frankfurt,
waren schon vorher eingetroffen. Ab 12. Jänner waren die
Preiskonkurrenz-Pläne im Landcsmnscnm znr Besichtigung
ausgestellt. Erst am 6. Februar uahm der „Bote für T i r o l "
in einem langen Anfsatz zu den ausgestellten Projcltcn
Stellung. Einiges darin scheint jetzt, nach einem Jahrhundert, noch erinncrnswcrt.
Dcr ungenannte Verfasser w i l l die Pläne vom künstlerischen Standpunkt betrachten, denn „das rein Praktische
Bedürfnis — eines Rathausnenbaues — könnte auf ordinärem handwerksmäßigem Wege gedeckt werden, wie man
z . B . ei» ganz gewöhnliches Zinshans baut, wo man ans
nichts anderes sieht, als nur so viele zinstragende Räumlichkeiten zu erzielen, als möglich. Dies wäre so recht
amerikanisch." Für ein Nathans sei aber noch folgendes zu
bcdeulcu:
„Das Rathaus schließt nebst dem praktischen Bedürfnis
auch noch ein ideales, sehr wichtiges, in der Bedeutung des
Bürgertums liegendes Moment in sich. I m Rathause concent riert sich das ganze bürgerliche Leben, dort wird über
das Wohl und Gedeihen der bürgerlichen Angelegenheiten
bcratcn, das Gcmcindcgut verwaltet, das Armcnwcsen gepflegt, Recht nnd Ehre der Billgerschaft vertreten; im RatHanse beteiligt sich der Bürger am öffentlichen Staatslcbcn,
dort findet die Wahl jener Männer statt, die berufen sind
am Landtage und im Rcichsrat die bürgerlichen Interessen
zu vertreten. Die Bedeutung des bürgerlichen Lebens nnd
seine Stellung znm Staat muß im Baue des Rathauses, als
dein Sitze bürgerlicher Ordnung und Autorität — bestimmt
sich aussprechen; es bedingt ebenso ein bestimmtes Gepräge
wie dic Kirche, die Residenz des Landcsfürsteu, der JustizPalast, das Kloster uud die Börse. Die Kunst als Staatszweck aufgefaßt hat die Bestimmuug, der Antorität nnd der
gesellschaftlichen Ordnung ein imponierendes, monumentales
Auseheu zu verleihen. Wie hoch schon die Griechen nnd
Römer die Knnst im Dienste des öffentlichen Lebens angeschlagen, beweisen ihre Kunstwerke. Daß unsere Ahnen die
nationale Knnst mit ebenso großer Vorliebe als Meisterschaft üblen, beweisen die viclcn weltberühmten altdeutschen
Rathäuser. Eiu Volk, dessen religiöses nnd Politisches ^cbcn
lcincn lünstlerischcu Ausdruck mchr findet, zählt nicht mehr
zu den wahrhast gebildeten Nationen. M i t einem Wort: das
Rathaus muß eiu, weuu auch ciufacher, aber immerhin
lünstlcrisch motivicrtcr Ban scin, soll cr seincr Bedeutung
entsprechen."
Von den Einscudcrn hällcu viclc, „wic aus dcr bodculoscu
Nüchternheit" ihrer Projekte hervorgeht, die vorangcsührte
Bcdrntuug des Baues entweder gar nicht ersaßt oder nicht
angestrebt. Einige dcr etwa 4l) Pläne verlangten einen
totalen Neubau, audcrc bcgnügtcn sich mit einem Umbau.
Als S t i l wurde nichrsach dcr gotische vorgeschlagen. Der

sachlich nüchterne Kritiker ging scharf ins Gericht. So
fchreibt er: „No. A3 ist mehr gelb als fchön" oder „Wenn
die Anfgabe lautete: aus dcm alten Etadtturm und dem
Rathaus dcu größtmöglichsten architektonischen Gallimathias
^u machen, würde No. ^ den Preis verdienen." Telbst die
beigcfüglcn Mottos erregten seinen Unwillen (allerdings
wohl mit Recht!), wic z . B . „Guter Rat ist teuer" oder „Der
Herrgott wende Alles ab, was diesem Plane schaden mag".
Die Einbeziehung des altehrwürdigeu Ttadtturmcs drängte
die Frage ans: „ S o l l denn überhaupt am altcn Stadtturm
etwas geändert oder modifiziert werden? Welche Gründe
sprechen dafür nnd welche dagegen?" Der Kritiker des
„Boten" gibt darauf folgende A n t w o r t :
„Dcr Rathaus-, gewöhnlich der Stadtturm genannt, ist
kein Glocken- und kein Fcstuugsturm, sondern für die Feuerwache bestimmt. Dieser Bestimmung entsprechend, ragt er
über die Hänser empor, uud gestattet durch seine Galerie
und seine Erker eine vollkommene Umsicht. Aus dieser
Bestimmnng motiviert sich seine lebendige nnd kräftige
Form, die sogar auf die Physiognomie des Stadtvlatzes und
des äußeren Bildes dcr Stadt, auf die Silhouette derselben
einwirkt. Dcr T u r m hat eine charakteristische, kräftige nnd
lebendige Form, die nichts weniger als nnschön ist, anch ist
bis znr Stnnde es noch niemanden eingefallen, eine Umgestaltung zu beantragen. Technisches Siechtum oder Altersschwäche sieht mau ihm durchaus nicht an, anch hat bisher
noch nie etwas davon verlautet, nnd wenn es wirklich der
Fall wäre, so hätte ja ein so wichtiger Pnnkt ins Programm
(d.i. die Ansschreibnng) aufgeuommeu werden müssen.
Dieser alte T u r m ist ein Wahrzeichen der Stadt Innsbruck,
und ist schon seines altertümlichen, monumentalen Charakters wegen der Erhaltung wert. Unsere Zeit tanzt manchmal
mit großem Leichtsinn über die Vergangenheit hinweg ohne
sie erreicht zn haben. Was nnscrc Vorfahren Gutes gestiftet
und erbaut haben, muß nns schon der Erinnerung wegen
tener und dcr Erhaltung im höchsten Grade wert sein. Eine
Stadt, die nichts baulich Altertümliches mchr an sich hat,
ficht ans, als hätte sie keine Geschichte."
I n den „Tiroler S t i m m e n " von: tt. Febrnar erschien nun
ein „Eingesandt", in dem der Projektierte Rathausbau als
nicht zeitgemäß bezeichnet wnrde; ein neues Tchulhaus, ein
Bürgcrversorgnngshaus und ein Invalideuhaus für die
Kaiserjäger fei viel wichtiger. Der Nathausneubau sei ein
Luxus. Gegen diesen Vorwurf verwahrte sich nnn wieder
der „Bote", der am 11. Febrnar schrieb: „Der Bau eines
neuen Rathauses wird als Lur.us hingestellt nnd dem B ü r gcransschnsse, der denselben, so viel w i r wissen, einstimmig
als notwendig anerkannt nnd zn dem Zwecke bereits das an
den Stadttnrm anstoßende Haus angekauft hat, wenn nicht
in nackten Worten, doch so, daß es nicht schwer zn verstehen
ist, Verschwendung vorgeworfen. W i r finden diesen indirrl»
ten Vorwurf gegeu uusere Gemeiudevrrtrctung ungerecht,
es ist ein großer Unterschied zwischen Verschwendung nnd
zwischen dcm hochhcr^igcn Entschluß, den Zeitpunkt des
neue» freien Aufblühens des Gcmcindclcbens durch eiuen
dcr Proviuzial-Hauptsladt würdigen Umbau eines unzweckmäßigen und unschöueu Rathauses zu bezeichnen und so der
Nachwelt ein Denkmal der Freude und des Dankes für die
onrch die Gnade S r . Majestät erlangte Selbständigkeit zu
hinterlassen, dcsscu Kostcn, so bedeutend sie anch erscheinen
mögen, bei einem üng ausgcdachtcn Tilaungsplane auf die