Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1962

/ Nr.1

- S.3

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Amtsblatt der tandeshauptstadi Innsbruck

brück. Er studierte zunächst Geographie und Geschichte,
um in diesen Fächern das Mittelschullehramt zu erlangen, wandte sich dann aber bald ganz der Geographie und Geologie unter den bekannten Professoren Johann Solch, Raimund v. Klebelsberg und Hermann Wopfner zu. Nachdem er noch während seiner
Studienzeit die neugeschaffene Assistentenstelle am
Geographischen Institut erhalten hatte, promovierte
er 1923 mit einer Dissertation über die Hauptzüge
der Landformung im Westlichen Oberöfterreich zwischen Traun und I n n . Anschließend inskribierte Kinzl
noch mehrere Semester an der rechts- und ftaatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck, um
volkswirtschaftliche und soziologische Studien zu betreiben. Als Johann Solch 1928 nach Heidelberg berufen worden war, lud er seinen Mitarbeiter Kinzl
ein, ihm dahin als Assistent zu folgen. I n Heidelberg
konnte er sich im Frühjahr 1931 habilitieren.
Von Professor v. Klebelsberg, der heute hier die
Akademie der Wissenschaften die Ehre hat zu vertreten, vorgeschlagen, war es Kinzl möglich, im Jahre
1932 an der von Dr. Borchers geleiteten Alpenvereins-Ezpedition in die Cordillera Bianca in Peru
teilzunehmen. Anschließend besuchte er die Tiroler
Kolonie Pozuzo und lernte die Länder Bolivien,
Chile, Argentinien und Brasilien kennen.
Nachdem Kinzl bereits in Heidelberg schon zeitweilig die geographische Lehrkanzel betreut hatte,
wurde er 1935 zum außerordentlichen Universitätsprofessor für Geographie und zum Vorstand des
Geographischen Institutes an der Universität Innsbruck ernannt.
Die Höhepunkte der Innsbruck« Lehrtätigkeit von
Professor Kinzl bildeten die Jahre unmittelbar nach
dem zweiten Weltkrieg, nicht nur wegen der großen
Zahl der Hörer, die mitunter auf über 300 stieg, sondern auch wegen der Mitarbeit der schon reiferen
Studierenden, die sich gegenüber dem Heimkehrer aus
dem ersten Weltkrieg besonders aufgeschlossen zeigten.
Als Kinzl zum 50. Geburtstag in einer Vorlesungsftunde der ihm gewidmete Band 65 der SchlernSchriften „Alpine geographische Studien" überreicht
wurde, sprach Professor v. Klebelsberg von seinem
„zeitlich und leistungsmäßig ersten Schüler", gerade
über das Verhalten des schwerkriegsversehrten ehemaligen Heimkehrers zu den Heimkehrern des neuen
Krieges.
Während seines Innsbrucker Wirkens botsichKinzl
die Möglichkeit, drei
Expeditionen in die peruanischen Anden zu führen,
und zwar in den Jahren 1936, 1939 und 1954. Während seines Ausenthaltes in Peru überraschte ihn
1939 der Ausbruch des zweiten Weltkrieges, und er
konnte erst ein Jahr später über Japan, China und
Sibirien in die Heimat zurückkehren. I m Anschluß
an die Internationalen Geographenkongresse dereiste
er im Jahre 1952 die Vereinigten Staaten und 1956
Brasilien, wobei er unter anderem auch die Tiroler
Siedlung Dreizehnlinden besuchte.
Es konnte nicht ausbleiben, daß einem so hervorragenden Fachgelehrten zahlreiche Berufungen in
andere, meist noch größere Wirkungskreise zugingen.
So wurde Professor Kinzl 1951 die geographische

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Lehrkanzel an der Technischen Hochschule in München
zu äußerst günstigen Bedingungen angeboten. 1952
erhielt er eine Berufung an die Universität Wien als
Nachfolger seines einstigen Lehrers Solch. Außerdem
hatte ihn 1951 die peruanische Regierung eingeladen,
in Verbindung mit einer Professur an der Universität Lima ein hydrologisch-gletscherkundliches Amt einzurichten und zu leiten. Es spricht für die Liebe und
Treue zur Heimat, daß Kinzl sämtliche Berufungen
ablehnte und sich für ein dauerndes Verbleiben in
Innsbruck entschied.
Die immense Arbeitskraft Kinzls erhellt auch aus
der Tatsache, daß er neben seiner eigentlichen Berufsarbeit mit großer Liebe Zeit fand, sich in immer
steigendem Maße dem Öfterreichischen Alpenverein zu
widmen. Kinzl trat bereits 1922 in den Gletschervermessungsdienst des Alpenvereins. Er nahm damals die
Stubaier, nachher auch Venediger-, Glockner-, Sonnblick- und Silvrettagtetscher in seine Obhut.
Er wurde 1947 als Sachwalter für Wissenschaft,
Kartographie und Veröffentlichungen sowie als Vorsitzender des Wissenschaftlichen Unterausschusses in den
Verwaltungsausschuß berufen. I n den Jahren 1953
bis 1957 war er zweiter Vorsitzender und damit Vorsitzender des Verwaltungsausschusses, und seit 1958
fungiert Kinzl als erster Vorsitzender des Österreichischen Alpenvereins.
Es erscheint fast als selbstverständlich, daß die Ergebnisse eines so reichen Forscherlebens ihren Niederschlag in einer ebenso reichen Fachliteratur fanden.
Nur auszugsweise darf ich anführen i „Durchbruchstäler am Südrand der Böhmischen Masse in Oberöfterreich" (1926), „Die größten nacheiszeitlichen Gletschervorstöße in den Schweizer Alpen und in der Montblanc-Gruppe" (1932), „Die Cordillere von Huayhuash" (1937), „Die künstliche Bewässerung in Peru"
(1944), „Die Herausgabe einer stereo-photogrammetrischen Karte 1:100.000 des Tüdteiles der Cordillera
Bianca" (1945), „Alpengeographische Studien" (1950),
„Cordillera Huayhuash, Peru, ein Bildwerk über ein
tropisches Hochgebirge" (1954), „Die Darstellung der
Gletscher im Atlas Tyrolensis von Peter Anich und
Vlastus Hueber" (1956), „Um die letzten Sechstausender der Anden" (1957), „Hofrat Martin Busch — sin
Charakterbild" (1958), „Die Alpenvereinskarte der
Langkofel-Sella-Gruppe" (1959), „Veda Weber als
Geograph" (1960), „Die Alpenvereinskarte des Wetterstein- und des Mieminger Gebirges" (1960) und
„Das Inntal—die Kernlandschaft Nordtirols" (1961).
Die Wertschätzung der Kollegenschaft geht aus der
Festschrift zum 60. Geburtstag von Hans Kinzl,
„Geographische Forschungen", besorgt von Herbert
Paschinger, hervor, die von Professor v. Klebelsberg
mit „Kinzl-ErinnerunIen" eingeleitet wurde.
Professor Kinzl bekleidete verschiedene akademische
Ämter an der Universität Innsbruck, so als Senator,
als Dekan der philosophischen Fakultät und (1958/59)
als kecwl massnilicus. Seine tiefgehende Inaugurationsrede befaßtesichmit den „Wandlungen im alpinen Vevölkerungsgebiet".
Wir finden Kinzl in zahlreichen wissenschaftlichen
Gesellschaften: seit 1936 Ehrenmitglied der Geographischen Gesellschaft in Lima (Peru), 1940 korrespon-