Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1962

/ Nr.1

- S.2

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

für Musikwissenschaft an der Universität Innsbruck.
Hier suchte und fand Fischer ein reiches Betätigungsfeld für sein eminentes Fachwissen. So wurde er bald
Mitglied der Innsbrucker wissenschaftlichen Gesellschaft, wirkte als Vortragender und Kursleiter der
Innsbrucker Urania, war Vortragender der volkstümlichen Vorträge der Universität Innsbruck und in der
Zeit von 1932 bis 1937 auch Geschäftsführender im
Vorstand des Innsbrucker Musikvereins. 1938 begann
für Fischer eine schwere Zeit. Er war untragbar geworden und wurde in den zeitlichen Ruhestand versetzt, erhielt Verbot für Tirol und fand in Wien als
Bürohilfskraft und später als Metallschleifer in einer
Fabrik Beschäftigung.
1945 finden wir ihn in ungebrochener Schaffenskraft als Direktor der Musiklehranstalten der Stadt
Wien, als Professor der Musikgeschichte an der Staatsakademie für Musik und als Vortragenden der Wiener
Volkshochschulen. 1948 nahm Fischer wieder seine
Lehrtätigkeit als Professor der Musikwissenschaft an
der Innsbrucker Universität auf.
1957 emeritiert, arbeitete Fischer bis zum heutigen
Tage unermüdlich weiter als Forscher und Lehrer in
zahlreichen Organisationen und Institutionen. Erwähnt seien seine Vorträge bei den Ferienkursen der
Universität Innsbruck in Mayrhofen, seine Tätigkeit
als Kursleiter und Vortragender der Volkshochschule
Innsbruck einschließlich der Schwedenkurse, seine Arbeit als Vorsitzender des Zentralinstituts für MozartForschung in Salzburg und als Mitarbeiter bzw. Herausgeber und Redaktionsmitglied der neuen MozartAusgabe sonne als Vorstandsmitglied der deutschen
Händel-Gesellschaft.
Zahlreich sind auch die Publikationen Fischers, von
denen ich auszugsweise erwähnen darf." „Geschichte der
Instrumentalmusik von 1450—1888", „Zur Entwicklungsgeschichte des Wiener klassischen Stils", „Tanzbrevier" (1925), „Zur entwicklungsgeschichtlichen Wertung der Kirchenfuge Bruckners" (1926), „Beethoven
als Mensch" (1928), „Wesen und Methodik geschichtlicher Forschung" (1930), „Volkstum und Tonkunst"
(1933), „Albanische Tonkunst" (1933), „Rhythmus
und Takt" (1933), „Das Grablied des Seikilos, der
einzige Zeuge des antiken weltlichen Liedes" (1954),
„Wolfgang Amadeus Mozart, Symphonien" (1956),
sowie besonders auch seine rege Mitarbeit als Herausgeber der „Denkmäler der Tonkunst in Österreich".
Dazu kommen noch zahlreiche wissenschaftliche Aufsätze in vielen europäischen Fachzeitschriften.
Daß einer so profilierten Persönlichkeit auch zahlreiche »ehrende Anerkennungen zuteil wurden, kann
nicht wundernehmen. So wurde ihm die Große Silberne Mozart-Medaille der Stadt Salzburg verliehen,
wurde er zum Ehrenmitglied der Deutschen MozartGesellschaft ernannt sowie zum Mitglied des Kuratoriums der internationalen Stiftung Mozarteum. Die
Überreichung der „Festschrift Wilhelm Fischer" zum
70. Geburtstag im Mozart-Jahr 1956 als Sonderheft 3 der „Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft" bedeutete für Fischer sicherlich eine besondere
Freude und Ehre.
Ich möchte noch kurz auf die Erfolge der Lehrtätigkeit Professor Fischers hinweisen.

Nummer 1

So gingen aus seiner Schule allein in der Zeit von
1948 bis 1958 24 Doktoren der Musikwissenschaft hervor, die heute als Hochschulprofessoren und Dozenten,
als Lehrer für Musik, als Rundfunlberater und Musikschriftsteller in Österreich, in der Bundesrepublik
Deutschland, in den USA und in Südafrika wirken.
Wahrlich — Freude für den Lehrer und Beweis für
die Richtigkeit seiner Zielsetzung.
Innsbruck war in der Geschichte der Musik zeitweise
eine Pflegestätte von erheblicher Bedeutung, insbesondere ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
I n der allgemeinen Enzyklopädie der Musik, herausgegeben von Friedrich Blume, „Die Musik in Geschichte und Gegenwart", hat Walter Senn eine ausgezeichnete Kurzfassung Wer Innsbruck gegeben. I n
den friedlichen Zeiten dieses Jahrhunderts tritt die
Musik in unserer Stadt immer mehr in den ganzmenschlichen Bereich unserer Mitbürger.
Der heutige Tag möge auch ein Bekenntnis sein zur
Musik, in der Vegriffsweise von Augustinus, der in
„De muzica" in der Musik das Bild einer höheren
Ordnung ficht, deren wir durch ihre Vermittlung
teilhaftig werden, wobei es an uns liegt, diese Ordnung in sittliche Kraft zu verwandeln. Gerade am
Beispiel Professor Fischers können wir wahrnehmen,
wie sich eine romantisch-künstlerische und eine rationalistisch-wissenschaftliche
Haltung
musikalischen
Kunstwerken gegenüber sehr wohl miteinander vertragen.
M i t besonderem Dank möchte ich die stets uneigennützige und liebenswürdige Vereitwilligkeit von Professor Fischer ermähnen, wenn die Stadtgemeinde
Innsbruck seines erfahrenen Rates bedurfte.
Lassen Sie mich diese kurze Biographie mit Worten
von Herrn Professor Hans Zingerle, dem Herausgeber der „Festschrift Wilhelm Fischer" schließen i „Was
ihn als Lehrer auszeichnet, ist die ungewöhnliche Vertrautheit mit allen Zweigen der Musikwissenschaft,
die, verbunden mit einer seltenen pädagogischen Begabung, ihn instand setzt, seinen Schülern eine umfassende fachliche Bildung zu vermitteln und ihnen
bei eigenen Untersuchungen auf was immer für einem
Teilgebiete der Disziplin wertvolle Anregungen zu
gsben. Schon die vielen jüngeren Musikwissenschaftler
aus aller Welt, die zur Zeit, da Fischer noch als Dozent und Assistent des Begründers des Wiener Musikhistorischen Institutes, Guido Adler, wirkte, seine Unterweisung empfingen, werben dankbar anerkennen,
wieviel sie sachlich, wie methodisch von ihm lernten."
Universitätsprofessor Dr. Hans Kinzl wurde auf
dem seit Jahrhunderten in der Familie vererbten
Irbergut in Rainiding, Gemeinde St. Florian am
I n n , am 5. Oktober 1898 geboren. Nach Besuch der
Volksschule in der Heimatgemeinde kam Kinzl an
das humanistische Gymnasium Collegium Petrinum in
Urfahr-Linz.
Noch vor Abschluß der 6. Klasse rückte Kingl im
Mai 1916 zum Kaiserschützenregiment I I I ein. Am
Weihnachtstag 1917 wurde er bei der Erstürmung
des Weilers Ecchele durch sin Dumdumgeschoß an
der rechten Mittelhand schwer verwundet. Erst nach
dem Zusammenbruch konnte er seine Mittelschulstudien beenden und bezog 1919 die Universität Inns-