Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1961

/ Nr.8

- S.2

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
Einschränkung des Spielbetriebes stellt den goldenen
Mittelweg dar.
Für die Finanzierung des vorgesehenen Großumbaues haben die Stadt Innsbruck und das Land T i r o l
beachtliche M i t t e l aufzubringen, wobei auch ein nennenswerter Sonderbeitrag seitens des Bundes erwartet wird. W i r glauben aber, daß diese Ausgaben
im Hinblick auf die Bedeutung dieser Kulturstätte gerechtfertigt sind und vor aller Öffentlichkeit voll verantwortet werden können.
Durch die Schaffung der verschiedenen Abonnements und nicht zuletzt durch die Einführung des
Sonntag-Landabonnements wurde breitesten Kreisen
der Bevölkerung der Besuch des Theaters ermöglicht.
Gerade diese Einrichtungen haben eine Ausstrahlung des Innsbrucker Kulturlebens weit hinaus auf
das Land gesichert. Dieser Grundsatz wird auch
i n den kommenden Jahren in den Kammerspielen
beibehalten und gilt selbstverständlich auch nach Wiederaufnahme des Spielbetriebes in diesem Hause.
Meine Damen und Herren! Ich sehe es als eine
ehrenvolle Pflicht an, bei diesem Anlaß allen jenen
Künstlern besonders zu danken, die mit anerkennenswerten Leistungen bis zum Schluß dieser Spielzeit
durchgehalten haben, obwohl es ihnen klar war, daß
ihre Tätigkeit am Tiroler Landestheater zu Ende
geht oder zumindest für einige Jahre unterbrochen
wird. Sowohl das Opern- als auch das Operettenensemble machen uns durch ihre prachtvollen Leistungen in der heute ihren Abschluß findenden Spielzeit
das Abschiednehmen besonders schwer. M e i n Dank
gilt aber auch Herrn Intendanten Goritschan, der ungeachtet der vielen Schmierigkeiten, die eine derart
einschneidende Änderung des Spielbetriebes mit sich
bringt, unentwegt bemüht war, in allen Spielgattungen ein beachtliches Niveau zu halten.
Wenn nun die Klänge von Puccinis Musik nochmals ihren Zauber in diesem Hause ausströmen,
wenn herrliche Arien und klangvolle Chöre die Anwesenden in ihren Bann ziehen, dann hoffen wir aus
ganzem Herzen, daß jene Zeit, in der solche Kunst
i n Tirols Landeshauptstadt entbehrt werden muß,
durch die Eröffnung des n e u e n H a u s e s einen
nicht zu fernen und alle Freunde des Theaters begeisternden Abschluß finde.
Den grundsätzlichen Ausführungen des Herrn Landeshauptmannes schloß Bürgermeister Dr. Alois
L u g g e r als Sprecher nicht allein der Innsbrucker
Bevölkerung, sondern aller Theaterfreunde Worte
des aufrichtigen Dankes an. Er dankte dem verdienten Intendanten G o r i t s c h a n und der Verwaltung für ihre oft genug dornenvolle Tätigkeit, dem
künstlerischen Personal für seine prachtvollen schauspielerischen Leistungen, dem technischen für seinen
stets verläßlichen Einsatz, den Billeteurinnen und
Garderobefrauen für ihre jederzeit pünktliche Pflichterfüllung und schließlich dem städtischen Orchester mit
seinen bewährten Dirigenten für seine exakten musila lische» Darbietungen. Aber nicht allein die Großartigkeit der gebotenen Leistungen machten den Abschied schwer, sondern die menschlich feine Atmosphäre
des Hauses, die man nunmehr für längere Zeit werde
cnlbehren müssen.

Nummer 8

Während die Oper „Turando!" über die ausgedienten Bretter geht, erinnert man sich, daß das
gleiche Stück auch vor einem Jahrzehnt zur Aufführung gebracht wurde. Damals spielte die Rolle des
Mandarins Adolf u. Berentamp, der beliebte heimische Sänger, der inzwischen die Bühne des Lebens
überhaupt verlassen hat. Dem trauernden Gedenken
an v. Verenkamp muß aber auch noch das an drei
weitere gern gesehene Schauspieler angereiht werden,
die ein hartes Schicksal zu früh abberufen hat. nämlich an P a u l Schmid, Max Herbert und V i g i l Vreiner. Ebenso darf die große Schauspielerin Frau Ilse
Exl, die Leiterin der Exl-Vühne, nicht unerwähnt
bleiben, die ebenfalls allzu jung abtreten mußte. Sie
ließ damals das „Weiße Rößl" in der Originalfassung
als Lustspiel aufführen und gab selbst die Rößlwirtin, die in der gleichnamigen Operette Frau Grete
Teimer so glänzend darzustellen wußte. Wenn man
dann im Programm des „Rigoletto" liest, daß die
Titelrolle Ernst Gutstein sang und jene seiner Tochter
Gilda die jetzt so berühmte Leonie Rysanet, dann
wird erst so recht deutlich, welch hervorragende Kräfte
nach 1945 am Innsbrucker Theater wirkten. Sie alle
zu nennen, würde hier zu weit führen, nur ganz
wenige Namen mögen das Gesagte unterstreichen, wie
Siegfried Süßenguth, Hans Kraßnitzer, Klaus Veith,
Alexander Pichler, Walter Neyer. Agnes Busch,
Roswitha Posselt, Liselotte Schmidt und Gerty Sper-

lich.
Der vorletzte Abend gehörte der leichtbeschwingten
Muse, der Operette „Die goldene Meisterin". Darin
brachten die Schauspieler in einigen vÄ-c^po-Strophen ihrerseits Abschiedsgrüße an das Publikum
zum Vortrag, die auch einen Dank an die theaterlicbenden und Beifall spendenden Zuschauer enthielten!
Nun ist es wirklich jetzt soweit,
Die Abschiodsstund" ist da,
Und wenn"s einem wo so richtig freut,
Dann geht"s halt besonders nah.
Und nicht nur mir, das kann ich sag"n,
So geht"s uns allen heut.
Es war sehr schön, bei Euch zu sein,
Bei Euch in Freud und Leid.
Du liebes, treues Publikum,
Ich sag"s jetzt grad heraus,
Wir haben Euch gern und danken auch für all Euren Applaus,
Er hat uns "zeigt, daß wir Euch g"fall"n,
Drum Hab ich a Idee,
Auf Wicdcrsehn im neuen Haus,
Danu tut der Abschied mir und Euch
Bestimmt nur halb so weh.
Somit bleibt allseits nur der Wunsch offen, daß der
Neubau möglichst schnell verwirklicht werde, damit
sich bald wieder ein neuer Vorhang heben kann!
„Denn die Erhaltung dieser Bühne ^ so schloß Prof.
Lederer seine eingangs ermähnte Studie
. dieses
südlichen Bollwerkes deutscher Kultur, ist nicht nur
eine Angelegenheil der Stadt Innsbruck, auch nicht
bloß des Landes T i r o l , sondern sie ist und muß sein
eine Herzenssache Österreichs."
Dr. K. Schadelbauer