Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1961

/ Nr.8

- S.1

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S ck r i f t l e i t il ii g : N a t h a n s
3. S t o c k , Z i m m e r N r . 1 0 0
Hernsprecker N r . 6".i7l/190

Erscheint einmal
im M o n a l
Iahresabonn. 3 20.—, Einzeln 3 2.—
Erbaltlick beim °Natbaus-Poltier
Nummer 8

August l 9 6 l

24. Jahrgang

Abschied vom alten Musentempel
Nachdem der Theaterbau am Nennweg — bald
National-, bald Stadt- und Landestheater genannt
— 115 Jahre treu und redlich gedient hatte, schloß
er am 2U. J u l i 1961 seine Pforten. Zum 90. Jahre
seines Bestandes, das zugleich das 50. als Stadttheater war, veranstaltete Theaterdirektor P a u l Kolkwitz
gemeinsam mit dem städtischen Theaterkonsulenten
Dr. Walther Pembaur eine Theaterausstellung. zu
der Professor Hans Lederer einen kurzen Abriß
der Geschichte des Innsbrucker Theaters verfaßte.
Lederer erzählt darin, wie das frühere, bereits sehr
baufällig gewordene Gebäude am 3. A p r i l 1844 mit
der Aufführung des Stückes „Die Kinder des Hauses"
oon Theodor Hell geschlossen wurde. Bereits drei
Tage nachher begann der Abbruch. Der Neubau ging

so rasch vor sich, daß schon nach zwei Jahren, am
19. A p r i l 1846, das neue Haus mit Nauernfelds
Drama „ E i n deutscher Krieger" eröffnet werden
konnte.
Und nun ist also auch jener Neubau wieder abbruchreif. Schon bald, nachdem der Spielbetrieb nach
dein Ende des zweiten Weltkrieges wieder aufgenommen worden war, wurden Kritiken und Bemängelungen laut, die sich von Jahr zu Jahr mehrten. Der
Bühnen räum war zu klein und technisch veraltet, die
Echanspielergarderoben waren derart beengt, daß
mcni kaum noch auswärtige Gäste hineinzuführen
wagte, die Stiegen zu schmal und steil und die Zuschauerlogen wegen des darin verbauten Holzes feuergefährlich. Ein Pessimist vertrat sogar die Ansicht, daß
der Feuerwehrkommandant bei einem Thealerbrandc
ohnehin nur mehr ..Hut ab zum Gebet!" zu befehlen
branche. Glücklicherweise kam es zu keiner Probe aufs
Erempel in dieser Beziehung und der alte Musentempel hielt brav aus, bis sich zum letzten M a l der
eiserne Porhang — dessen Wert übrigens auch angezweifelt wurde
senkte.
Als Abschiedsvorstellung gab man Giacomo Puccinis Oper „Turandot". Ehe sich der Vorhang hob,
trat Landeshauptmann Dr. T schi g g f r e y an das
Rednerpult, um mit folgenden Worten Abschied zu
nehmen non dem geliebten alten Theater!

Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wenn ich mir erlaube, vor Beginn der heutigen
Vorstellung einige Worte an Sie zu richten, so bin ich
mir dessen voll bewußt, daß der heutige Abend für
alle Freunde des Tiroler Landestheaters Freude und
Trauer zugleich bedeutet. Freude darüber, daß nunmehr mit dem so notwendigen Gesamtumbau dieses
seit 1846 bestehenden Hauses Ernst gemacht und damit
ein den Erfordernissen der Gegenwart entsprechendes
Bühnenhaus geschaffen werden soll, und Trauer deshalb, weil es Abschied nehmen heißt von einer Künstlergemeinschaft, die sich im wahrsten Sinne des Wortes in die Herzen der Tiroler hineingesungen und -gespielt hat. Dies gilt ganz besonders auf dem Gebiete
der Oper, wo ein Leistungsniueau erreicht wurde, das
einer Großstadt würdig ist. Aber so wie die Kunst
und insbesondere die Schauspielkunst den M u t des
Vekonnens erfordert, um das so oft verhärtete Gemüt
des Menschen zu ergreifen und die menschliche Seele
aufzurütteln, so verlangt auch die Schaffung von
neuen und großen Werken den M u t zur Entscheidung.
Schließlich bedeutet auch die Tatsache, daß auf dem
Platz der sogenannten Dogana bereits im Jahre 1627
das erste Operntheater des deutschen Sprachraumes
errichtet wurde, eine Verpflichtung für T i r o l und
seine Landeshauptstadt. Es müssen daher auch in der
Gegenwart finanzielle Opfer gebracht werden, um der
Schauspielkunst eine würdige und zeitgemäße Heimstätte zu schaffen. Bedenken w i r doch, wie reich Österreich an Kulturbauten aus Jahrhunderten ist. in denen der allgemeine Lebensstandard sicher nicht das
heutige Niveau auch nur annähernd erreicht hatte.
Der geplante Totalnmbau des Tiroler Landestheaters steht nun fast ein Jahr hindurch ini Widerstreit der Meinungen. Diese Ansichten erstreckten sich
von der Empfehlung der Errichtung eines neuen Hauses an einem anderen Platz und der Weiterbespielung
d i e s e s Theaters während der Vauzeit bis zur
völligen Ablehnung jeglichen Um- oder Neubaues.
Der vom Land T i r o l und der Stadt Innsbruck nunmehr eingeschlagene Weg eines Totalumbaues bei