Innsbruck Informiert

Jg.2021

/ Nr.5

- S.8

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Diese Ausgabe – 2021_Innsbruck_informiert_05
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Runter mit der Temperatur im Sommer: Wasser und
zusätzliche Bäume sollen zukünftig den Platz beim
Messegelände kühlen.

Klimaprojekte gegen
urbanen Hitzestau
Mit der Klimawandelanpassungsstrategie soll die Stadt Innsbruck
zukunftsfit für die Folgen des Klimawandels gemacht werden.
Projekte zur Errichtung von Grün- und Wasserflächen tragen
dabei zur Reduktion der städtischen Überhitzung bei.

D

er Klimawandel ist nicht nur mess-,
sondern auch spürbar: So ist in
Österreich die Durchschnittstemperatur seit 1880 um rund zwei Grad Celsius gestiegen. Der Alpenraum und somit auch die Tiroler Landeshauptstadt
sind von den Auswirkungen des Klimawandels mit zunehmenden Hitzetagen
und Tropennächten, Trockenheit und
Stark­
regenereignissen stark betroffen.
Die Veränderungen haben Auswirkungen
auf verschiedene Lebensbereiche – insbesondere auf die Gesundheit und das
Wohlbefinden der Bevölkerung. Das Ziel
ist, die Stadt Innsbruck durch Maßnahmen bestmöglich auf die zukünftigen
klimatischen Bedingungen anzupassen,
um negative Klimawandelfolgen zu vermindern, aber auch daraus resultierende

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INNSBRUCK INFORMIERT

Chancen zu nutzen. Die Stadt Innsbruck
hat im Juli 2019 per Gemeinderatsbeschluss dem Klimawandel und seinen
Folgen höchste Priorität eingeräumt. Mit
der Klimawandelanpassungsstrategie
stellt sich die Landeshauptstadt diesen
Herausforderungen. In Zusammenarbeit
von externen und magistratsinternen
ExpertInnen wurde mit dem „Aktionsplan 2020/2021“ ein Fahrplan zur Klimawandelanpassung entwickelt. Dieser
umfasst 15 Maßnahmen, die an den unterschiedlichen Bereichen ansetzen.

Städtischer Hitzeinseleffekt
Im Sommer ist es in Städten mehrere Grade heißer als in den umliegenden ländlichen Gebieten. Die vielen versiegelten
Flächen absorbieren die Sonnenstrahlung

und heizen die Umgebung auf. Man spricht
vom sogenannten „Hitzeinseleffekt“. Der
aktuell vorliegende Plan umfasst vor allem Maßnahmen, um diesen Effekt zu reduzieren. Dazu gehört der Ausbau grüner
(Natur, Plätze, Parks) und blauer (Wasserflächen) Infrastruktur. Besonders Plätze
im Stadtgebiet sollen durch zusätzliche
Bewässerung und Bepflanzung gekühlt
werden. Davon ist auch die ressortverantwortliche Umweltstadträtin Mag.a Uschi
Schwarzl überzeugt: „Mehr Grünflächenanteil, Beschattung durch Bäume sowie
bewegtes Wasser sollen unsere Stadt widerstandsfähiger gegen den Klimawandel
und gleichzeitig attraktiver und lebenswerter machen.“ Gleich zwei Projekte, die
zur Kühlung der Stadt beitragen, sind bereits in Umsetzung.

Pilotprojekt: „cool-INN“
Zur Abkühlung der Hitzeinseln hat die
Stadt gemeinsam mit der Innsbrucker
Kommunalbetriebe AG (IKB), der Universität Innsbruck sowie der Universität
für Bodenkultur Wien (BOKU) das Projekt „cool-INN“ gestartet. Das Projekt
wird seitens der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) im
Rahmen des Programms „Smart Cities
Demo 2019“ gefördert. Die Idee des Projekts ist es, die Aufenthaltsqualität des
Platzes und Parks in der Ing.-Etzel-Straße, zwischen Messegelände und der neuen ÖBB-S-Bahn-Haltestelle „InnsbruckMesse“, durch zusätzliche Bepflanzung
und Bewässerung zu kühlen.
Es kommen unterschiedliche Wasserelemente, wie ein Trinkbrunnen, verschiedene Wasserfontänen oder Sprühnebelbögen, zum Einsatz. Zusätzlich gibt
es drei Wasserläufe und eine zentrale
Wasserfläche, die mit Wasser aus einem
Brauchwasserkreislauf gespeist werden.
Die Wegebereiche sind aus verschiedenen wasserdurchlässigen Materialien.
Dadurch wird das Niederschlagswasser
lokal gespeichert und an heißen Tagen
Feuchtigkeit aus dem Boden wieder an
die Umgebung abgegeben und diese somit gekühlt. Die Sitzmöglichkeiten werden so gestaltet, dass die Luft besser
zirkulieren kann und somit eine kühlende Wirkung erzielt wird. Der Grünflächenanteil wird zudem durch die Auflassung eines Teils der Siebererstraße
erweitert und der Anteil der versiegelten
Flächen reduziert. In Kombination mit
den bestehenden und neu gepflanzten
Bäumen soll so ein angenehmes Klima
für PassantInnen und BewohnerInnen
entstehen. Nach einer intensiven Planungsphase starten diesen Sommer die

„Es geht es vor allem darum, dass wir uns
auf die möglichen Auswirkungen vorbereiten und notwendige Maßnahmen setzen,
damit die Belastung durch ansteigende
Temperaturen reduziert wird. Oberste Priorität hat der Klimaschutz, der oftmals Hand in
Hand mit Anpassungsmaßnahmen geht.“
Stadträtin Mag.a Uschi Schwarzl

Bautätigkeiten. Der Park und seine technischen Anlagen sollen ab dem Früh­­jahr 2022 in Betrieb genommen werden. Darüber hinaus sollen die geplanten Maßnahmen wissenschaftlich
begleitet und nach Abschluss der Bauarbeiten fachgerecht evaluiert werden.
Die Ergebnisse des Pilotprojekts werden für zukünftige Folgeprojekte herangezogen.

Schwammstadt-Prinzip
Zunehmende Hitzeperioden und langanhaltende Trockenheit setzen auch den
Bäumen in der Stadt stark zu. Gleichzeitig
überlasten Starkregenereignisse als Folge
der Klimaerwärmung die Kanalsysteme
und sorgen für lokale Überflutungen. Das
städtische Grünanlagenamt reagiert auf
diese Klimawandelfolgen und setzt daher zunehmend auf das SchwammstadtPrinzip. Diese Technik wird im Zuge der
Neugestaltung der Begegnungszone Ing.Etzel-Straße rund um die neue S-Bahn-

Haltestelle zum Einsatz kommen. Auch
bei der Neugestaltung des Bozner Platzes
wird diese Vorgehensweise angewandt.
Um die zunehmende Hitzeentwicklung
in den dicht versiegelten Bereichen kompensieren zu können, braucht es die
schattenspendende und kühlende Ausgleichsfunktion der Bäume. Stadtbäume
übernehmen in Zeiten des Klimawandels
eine wichtige Funktion. Gleichzeitig leidet aber der Baumbestand unter diesem
enormen Hitzestress. Damit die Bäume
für zukünftige Entwicklungen bestmöglich gerüstet sind, können mithilfe des
Schwammstadt-Prinzips unter den Straßen und Gehwegen neue Wurzelräume
geschaffen werden. Dazu wird unterhalb
der versiegelten Oberflächen im Straßenraum eine Schicht aus grobkörnigem
Schotter sowie feineren, wasserspeichernden Materialien angelegt. Das anfallende Regenwasser wird gespeichert,
zurückgehalten und steht den Bäumen
länger zur Verfügung. MF

Straßenbaum mit SchwammstadtPrinzip: Aufbau von unten nach oben:
Mutterboden, grobe Schotterschicht,
wasserführende feine SchotterPflanzenkohle-Schicht, Tragschicht,
Deckschicht als Plattenbelag

© © STADT INNSBRUCK/L. STÖLLNBERGER

© W. GIULIANI

© C. FORC

HER

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