Innsbruck Informiert

Jg.2020

/ Nr.11

- S.8

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Lebensraum Innsbruck

Liebe, Glück und
Hoffnung im Heim
1.030 MitbürgerInnen leben in Innsbrucks
Wohn- und Pflegeheimen, wo sie rund um
die Uhr betreut werden. Im Alltag einer
Altenpflegerin ist kein Tag wie der andere.

© CHRIST

S

„Wir bekennen uns dazu, dass Menschen
so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung leben sollen. Ein Platz in
den Innsbrucker Wohn- und Pflegeheimen
ist eine sichere Lösung, wenn das nicht
mehr möglich ist.“

INNSBRUCK INFORMIERT

Aufgrund der Covid-19-Situation gibt es seit 19. Oktober eine Besuchsbeschränkung in den ISD-Wohn- und
Pflegeheimen. Es sind maximal zwei BesucherInnen
pro BewohnerIn Tag erlaubt, der Zutritt ist nur mit
Berechtigungsschein möglich. Dieser kann persönlich,
per Mail oder telefonisch bei der jeweiligen Heimleitung beantragt werden.

Bewohnerin Helga Scheiber ist froh, dass
es PflegerInnen wie Esther Grubhofer gibt.

Vizebürgermeister Ing. Mag. Johannes Anzengruber, BSc

ieben Uhr früh, der Tag bricht an.
„War etwas in der Nacht?“, fragt
die diensthabende Stationsleiterin
Gerit. Sie spricht ruhig, aber schnell. Diplompfleger Dominik antwortet wie aus
der Pistole geschossen: „Alles ruhig. Nur
ein paar Mal Glocke, sonst keine besonderen Vorkommnisse.“ Die Dienstübergabe läuft wie am Schnürchen. Drei weitere Pflegerinnen haben am Tisch Platz
genommen: Esther Grubhofer ist eine
von ihnen. Die 36-Jährige arbeitet seit
17 Jahren in der Altenpflege. Eine Liste
der BewohnerInnen wird ausgeteilt. „Das
Schmerzpflaster bei Frau R. muss erhöht
werden.“ − „Passen die Augentropfen für
Herrn M.?“ − „Frau S. geht um 9.30 Uhr
zum Frisör.“ 17 Frauen und zehn Männer
wohnen im Haus A „Am Rain“ des Wohnheims Pradl. Das Diensthandy klingelt.
Eine Bewohnerin ist aufgestanden und
braucht Hilfe. Esther Grubhofer trinkt
noch schnell einen Schluck Kaffee, dann
geht es los.

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© W. GIULIANI

IAN FORC

HER

Covid-19-Besuchsbeschränkung

Wohnheime in Innsbruck
Seit der Erweiterung im Jahr 2017 ist das
Haus in der Dürerstraße das modernste
und größte von insgesamt acht Innsbrucker Wohn- und Pflegeheimen. Geführt
werden diese von der Innsbrucker Sozialen Dienste GmbH (ISD), die zu 100 Prozent der Stadt gehört. Die ISD ist die größte Heimträgerin Westösterreichs. „Wir
bemühen uns laufend, die Lebensqualität für die Bewohnerinnen und Bewohner zu verbessern“, betont Vizebürgermeister Ing. Mag. Johannes Anzengruber,
BSc. Auf gute Arbeitsbedingungen und
faire Bezahlung legt die ISD großen Wert.
Sie fördert Ausbildung und Qualifikation
der MitarbeiterInnen. Auch deren Wohlbefinden spielt eine Rolle: Angebote wie
Yoga oder Fitnessstudio stehen kostenlos zur Verfügung.

Wolfgang Ambros zum Frühstück
Esther Grubhofer ist mit Frühstückmachen beschäftigt. Die Kaffeemaschine

gurgelt. Nach und nach füllen sich die Tische im lichtdurchfluteten Aufenthaltsraum. „Jede Bewohnerin und jeder Bewohner hat eigene Gewohnheiten. Wir
versuchen, auf alle individuellen Bedürfnisse so gut wie möglich einzugehen“,
sagt sie und geht auf eine Bewohnerin
zu, die sich gerade hingesetzt hat. Die
Tische sind rund um einen Kachelofen
gruppiert, Zierkürbisse darauf sorgen für
ein wenig Halloween-Stimmung. „Mach
da kane Sorgen, Mama“, trällert Wolfgang
Ambros im Hintergrund aus dem Radio.
Das passt. In der Nacht wurde eine Bewohnerin auf Corona getestet. Zum Glück
negativ.

Vorsicht, Corona
Die Corona-Situation im Wohnheim Pradl
ist beruhigend. Bis Mitte Oktober gab es
keinen einzigen Fall von positiv Getesteten. Trotzdem ist man gut auf das Virus vorbereitet. „Wir haben ausreichend
Schutzausrüstung und falls es Fälle geben

Kontakt & Infos
Innsbrucker Soziale Dienste GmbH
Innrain 24
Tel.: +43 512 5331 7100
E-Mail: info@isd.at

sollte, können wir Betroffene in einem
isolierten Trakt unterbringen und so besonders schützen“, versichert Heimleiterin Elfriede Steinwender. Schon seit Längerem müssen BesucherInnen vor dem
Zutritt Fieber messen und sich registrieren. Ans Tragen des Mund-Nasen-Schutzes haben sich alle gewöhnt.

Für Menschen da sein
Warum sie schon als Jugendliche zum
Pflegeberuf gekommen ist, erklärt Esther
Grubhofer so: „Meine beste Freundin hat
sich für einen Sozialberuf interessiert.
Die Vorstellung, für Menschen da zu sein,
hat mich gleich angesprochen.“ In dieser Zeit wurde sie schwanger. Erst, als ihr
Sohn zweieinhalb und sie selbst 19 Jah-

re alt war, bewarb sie sich für eine ausgeschriebene Ferialstelle als Helferin im
Wohnheim Pradl. Danach war sie sicher:
„Ich will hier arbeiten.“ Die junge Alleinerzieherin schaffte die Ausbildung zur Pflegeassistentin. Damit sie die schwierige
Zeit nicht vergisst, ließ sie sich – so wie
ihre Freundin – die Worte „Liebe, Glück
und Hoffnung“ auf einen ihrer Unterarme
tätowieren.

Zukunfts-Prognose
Um die Zukunft in den Wohn- und Pflegeheimen macht man sich bei den ISD
unabhängig von Corona Gedanken. Prognosen gehen von einem Bevölkerungswachstum und einer überproportionalen Zunahme der Personengruppe der

über 80-Jährigen aus. Dennoch zeigt der
Trend nicht Richtung mehr Pflegeheime.
Im „Strukturplan Pflege 2012 bis 2022“
haben sich Land Tirol, Stadt Innsbruck
und Gemeinden darauf geeinigt, dem
Ausbau der mobilen Pflege zu Hause den
Vorzug zu geben. Mehr Personal braucht
es so oder so. „Ich finde, dass wir ernsthaft über einen Lehrberuf Altenpflege
nachdenken sollten“, plädiert ISD-Geschäftsführer Dr. Hubert Innerebner dafür, junge Menschen früher für die Pflege
zu gewinnen.
Ein Wunsch, den auch Esther Grubhofer
hat. Für die leidenschaftliche Eros Ramazotti-Anhängerin steht fest: „Pflegeassistentin ist ein erfüllender Beruf, weil man
sehr viel mehr bekommt als nur Geld.“ WG
INNSBRUCK INFORMIERT

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