Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1960

/ Nr.11

- S.2

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

für Zufahrt und Wasser selbst zu sorgen —, dann
entstehen zwangsläufig Randsiedlungen im Wald oder
in der Höttinger Au, denen es an ordentlicher Erschließung gebricht und die unter Mißständen, wie
Grundwasserverseuchung und dergleichen, leiden. Die
Stadt steht dann vor der Zwangslage, bedeutende
Summen für Straße, Wasser und Kanal aufwenden
zu müssen, und sie hat in diesen Jahren im Nahmen
eines Hunderte von Millionen betragenden Projektes
die Kanalisierung von Hötting besorgt, weil die obenerwähnte liberale Gemeindepolitik Hö"ttings zu untragbaren Zuständen geführt hat.
Da bleibt der Stadtverwaltung nur die Aufgabe,
das Bauen in unerschlossenen Randgebieten zu unterbinden, um nicht mit großen Kosten ein Wohngebiet
geringer Dichte erschließen zu müssen, statt mit dem
gleichen Aufwand an anderer Stelle das Fünffache
an Wohnraum baureif zu machen.
Regionale Planung
Doch damit ist noch nicht alles getan. Denn die Baufreudigen versuchen, jenseits der Gemeindegrenze auf
dem Gebiet der dörflichen Nachbargemeinden eine
Siedlungserlaubnis zu erhalten, was häufig deshalb
gelingt, weil dort weitab vom Dorf gelegene Ackerflächen damit plötzlich den Wert von Vaugrundstücken
erlangen. Doch die Erschließung wird damit nicht entbehrlich und es entstehen dieselben Folgen, wie vorhin von Hötting berichtet, mit dem Unterschied, daß
sich zwei Behörden damit zu befassen haben.
Es sind dies die Verwaltung der autonomen Landeshauptstadt und für die Landgemeinden die Landesregierung. Daß sich deren Schützlinge bis heute
noch nicht zu einer übergemeindlichen regionalen Planungsgemeinschaft zusammengeschlossen haben, ist eine
geschichtliche Tatsache, die für die Planung des Inns-

Nummer

brucker Raumes nicht ohne Folgen sein kann. Es ist
nicht ausgeschlossen, daß eines Tages dieser Raum
zwar verbraucht, aber nicht organisch gegliedert sein
wird.
Viele Fachorganisationen", in denen Planungspraktiker mit Wissenschaftlern, Politikern und teilenden Behördenstellen zusammenarbeiten, bemühen sich,
solchen Fehlentwicklungen vorzubeugen. Von ihrer
ernsten Sorge künden zahllose Schriften. Aus einer,
die vor kurzem gedruckt wurde, greifen wir wahllos
einige Zeilen heraus"":
Ein Amerikaner sagt: „. . . daß die Planung nicht
darauf abzielt, die Einzelpersönlichkeit in ihrer freien
Betätigung zu schmälern, sondern im Gegenteil, ihr
den größtmöglichen Spielraum zu bieten. Die Planung erfüllt für den ästhetischen Vereich die gleiche
Aufgabe, die der Gesetzgebung im sittlichen Bereich
zukommt. Niemand von uns könnte Freiheit und Freizügigkeit wirklich genießen, wenn wir nicht durch die
Gesetze r>on ihrem Mißbrauch geschützt würden. I n die
Sprache der Planung übertragen heißt dies! Niemand
kann sich an unseren Städten und an unserer Landschaft erfreuen, wenn wir uns nicht selbst vor denen
zu schützen wissen, die sie mißbrauchen . . ."
Sicherlich gilt für die Planung nicht der vulgäre
Ausspruch: „Das werden w i r alle nicht mehr erleben",
sondern die Tatsache, daß w i r heute von der Planung
vor 50 und 100 Jahren ebenso abhängen, wie unsere
Nachfahren der Jahre 2010 und 2060 von unserer
heutigen.
4 Z. B. die Österreichische Gesellschaft zur Förderung von
Landesforschung und Landesplanung, Wien.
° Österreichische Ingenieur-Zeitschrift, Heft 4/1960, S.121:
„Zum Werden einer neuen Stadtgestaltung", von V. Grneu,
New York.

Der frühere Vizebürgermeister Hans Untermüller
Zur Vollendung seines 80. Lebensjahres
I n körperlicher und geistiger Frische feierte am
27. Oktober 1960 der langjährige verdiente Funktionär unserer Stadt, Herr Hans Untermüller, den
81. Geburtstag.
I msteiermärkischenEibiswald geboren, erlernte er
das Malerhandwerk, kam aber schon um die Jahrhundertwende nach Tirol, und zwar zur Verwaltung
der Südbahn in Franzensfeste. Als Vahnbediensteter
widmete er sich der dort zu errichtenden Vezirksorganisation der Sozialdemokratischen Partei, der er von
allem Anfang an seine jugendliche Kraft und Begeisterung schenkte und die er in jener Gegend zu einem
bedeutenden politischen Faktor ausbauen half. 1917
erfolgte die Versetzung des Südbahnbeamten Unlermüller nach Innsbruck, wo er sich wiederum als Vertrauensmann der Gewerkschaft uud seiner Partei zur
Verfügung stellte. Vom Vahndienst enthoben, wendete
er sich ab 1934 dem Genossenschaftswesen zu, indem er
anfänglich die Leitung der Alpenländischen Bauge-

nossenschaft, die sich später i n die Baugenossenschaft
Groß-Wien umbenannte, übernahm. Seit 1938 bis
heute obliegt dem Jubilar die Verwaltung der Gemeinnutzigen Ein- und Mehrfamilienhäuser-Baugenossenschaft, eine Tätigkeit, die er bis ins hohe Greisenalter zur vollen Zufriedenheit der Interessenten
ansübt.
Schweres Leid verursachte dem allseits Verehrten
der Verlust seines ältesten Sohnes im Jahre 1929
und die Meldung des Vermißtseins eines zweiten
Sohnes während des letzten Weltkrieges.
I m Dezember 1919 begann Untermüller in Innsbruck als Mitglied des Gemeinderates seine politische
Laufbahn, 1921 wurde er Stadtrat und am 12. Mai
192.1 erfolgte seine Ernennung zum ersten Bürgermeisterstelluertreter" die Wiederernennung in dieser
Eigenschaft fand dann im Mai 192? nnd im Juni 1931
statt, .iur selbständigen Verwaltung an Stelle des
Bürgernleisters übernahm er das Referat für Bau-