Innsbruck Informiert

Jg.2020

/ Nr.3

- S.59

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Die Motorisierung hält Einzug
Ab 1909 stand bei der Rettungsabteilung
erstmals die Idee im Raum, einen mit Motor betriebenen Kraftwagen zu erwerben.
Dabei wurde erwogen, ein „Krankenelektromobil, wie solche in größeren Städten vielfach erprobt und einmütig als das
zweckmäßigste Transportmittel anerkannt sind“, gegenüber einem Fahrzeug
mit Verbrennungsmotor zu bevorzugen.
Als grundsätzliche Vorteile eines Automobils sah man die schnellere Einsatzbereitschaft, da keine Bespannung nötig
war, die Möglichkeit auch weite Transporte über Land durchzuführen und den
schonenderen Transport für Patienten.
Letztlich fiel die Entscheidung aber gegen ein E-Mobil und zugunsten eines mit
Verbrennungsmotor betriebenen Kraftwagens aus.
Um die Anfangsinvestition von rund
20.000 Kronen aufzubringen, wurde 1910
ein eigener Automobilfonds und -ausschuss eingerichtet. In Zusammenarbeit
mit den „Innsbrucker Nachrichten“ wurde
gezielt zu Spenden aufgerufen. Durch zusätzliches Fundraising bei Veranstaltungen wie dem Innsbrucker Blumentag oder
bei Benefiztheater- und Kinoaufführungen war der Fonds im Jahre 1912 bereits
auf knapp 13.000 Kronen angewachsen.
Am 2. Juli 1914 beschloss der Erweiterte
Ausschuss der Rettungsabteilung schließlich die Bestellung eines Sanitätskraftwagens bei der Firma Holzhammer. Richard
Holzhammer, als Leiter von Radrennen
stadtbekannt, unterhielt in der Erlerstraße eine Vertretung für den böhmischen
Autohersteller „Laurin & Klement“ (heute „Škoda“). Auf dem gelieferten Chassis
mit einem 40 PS starken Motor sollte der

Innsbrucker Wagenbauer Anton Menardi
die Karosserie aufbauen. Anton Menardi,
Bruder des Fuhrunternehmers Heinrich
Menardi, war seit 1890 als Wagenbauer mit seiner Werkstätte in der Hunoldstraße 17 und 17a tätig und genoss einen
ausgezeichneten Ruf. Bereits 1912 hatte
Menardi für die Rettungsabteilung einen
schmalspurigen leichten Bergwagen hergestellt. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 verhinderte den
Ankauf des „Laurin & Klement“, sodass er
erst 1917/18 ausgeliefert werden konnte.
Trotzdem brachte der Erste Weltkrieg der
Rettungsabteilung ihren ersten Sanitätskraftwagen. Bei Kriegsbeginn wurde die
völkerrechtliche Verpflichtung gegenüber dem Roten Kreuz schlagend, am so-

genannten „Verwundetenabschub“ mitzuwirken. Bis Kriegsende wurden vom
Hauptbahnhof mehr als 61.000 Verwundete mit Hilfe von Zivilisten in Lazarette verbracht. Zur Unterstützung überließ
der Unternehmer Daniel Swarovski (I.) der
Rettungsabteilung ihren ersten Sanitätskraftwagen „in freien Betrieb“. Aufgebaut
in der Glasschleiferei Wattens für ein dortiges Notlazarett versah ihn die Rettungsabteilung unter anderen mit einer zweiten Liege und einer elektrischen Anlage.
Kraftfahrer, Betriebsstoffe und Reparaturen wurden vom k. u. k. Kriegsministerium gestellt. Am 8. Dezember 1915
wurden mit dem Fahrzeug die ersten
Transporte, davon einer nach Hall in Tirol,
durchgeführt.

© ARCHIV DER FREIWILLIGEN RETTUNG INNSBRUCK

leichter auf engen Landstraßen in der
Umgebung von Innsbruck, die zum Einzugsgebiet der Rettungsabteilung gehörte, einsetzen zu können. 1911 schaffte
man außerdem Schlittenkufen und eine
„Bergstütze“ (Berganfahrhilfe) für den
Wagen an.

Ein am 19. März 1925, um halb vier Uhr, gelieferter
und am darauf folgenden Tag in Betrieb genommener
Sanitätskraftwagen der Marke Gräf & Stift.

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