Innsbruck Informiert

Jg.2019

/ Nr.12

- S.59

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fieber verloren. Sich der Ansteckungsgefahr bewusst, verließ Henriette sofort
den Laden und eilte mit ihrer Tochter
nach Hause. Dort angekommen fühlte
sie sich schon kränklich. Henriette starb
am 29. Dezember 1829 an Scharlach.

Der Christbaum kommt
nach Innsbruck
Bis der neue Brauch des Weihnachtsbaumes auch in Innsbruck bzw. Tirol heimisch wurde, dauerte es noch. Über Wien
gelangte der Weihnachtsbaum letztlich
nach Innsbruck. Clemens Graf von Brandis, Landeshauptmann und Gouverneur
von Tirol, ließ erstmals 1841 in der Innsbrucker Hofburg einen mit Kerzen geschmückten Baum für sich und seine
Familie aufstellen. Dies war der Startschuss, dass auch bürgerliche Familien mit dieser Tradition im Familienkreis
begannen. Und auch die ersten öffentlichen Christbäume ließen nicht lange auf
sich warten.

Vereine laden zu
Christbaumfeiern
Eine Wirkung der liberalen Verfassung
von 1848 war das Entstehen zahlreicher
Vereine. Die Innsbrucker Vereine nutzten
den neuen Trend zu Weihnachten für karitative Zwecke, indem sie ChristbaumFeiern veranstalteten. Der Elisabeth-Verein war der erste seiner Art, der für die
Weihnachtsfeier 1852 im großen Redoutensaal (Stadtsaal) einen Christbaum
aufstellte, der mit 153 Losgewinnen behängt wurde. Der Reinerlös dieser musikalisch-deklamatorischen Veranstaltung
betrug rund 900 Gulden und kam sozial
Bedürftigen zugute. Andere Vereine folg-

Seit 1934 findet sich in der Innsbrucker Altstadt vor dem
Goldenen Dachl der große beleuchtete Weihnachtsbaum.

ten, so etwa der Frauenverein, der Turnverein, der Katholisch-Politische Volksverein für Nordtirol, der Musikverein und
viele mehr. Auch die Feuerwehr veranstaltete Briefbaum-Verlosungen. Alle zusammen machten die Weihnachtsfeiern so zu
einem öffentlichen gesellschaftlichen Ereignis. Besondere Bedeutung kommt dem
Radetzky-Verein zu, der 1849 von Johann
Nepomuk Mahl-Schedl Ritter von Alpenburg gegründet wurde. Zur Unterstützung
invalider Soldaten verschickte er tirolweit
die „Fliegenden Blätter des Radetzky-Vereins“. Auf einem dieser Blätter aus dem
Jahr 1852 findet sich die erste bekannte
Innsbrucker Abbildung eines Christbaumes. Damit hat Mahl-Schedl wesentlich
zur Verbreitung des Christbaum-Brauchtums in Tirol beigetragen.
Auch abseits des Vereinsleben wurde der
Christbaum gerne als Attraktion hergenommen. So stellte etwa um 1860 der
Konditor Johann Nepomuk Munding in
seinem Geschäft in der Kiebachgasse ein
reich mit Zuckerwerk behängtes Christbäumchen ins Schaufenster und sorgte so
für reges Interesse bei den PassantInnen.

Der Wald hat keine Bäume mehr
Der Brauch, Christbäume in familiärer
Umgebung aufzustellen, verbreitete sich
rasch, so rasch, dass es bald zu forstpolizeilichen Maßnahmen kam. Aus Rücksicht auf den Wald wurde schon 1875
der Verkauf von Christbäumen untersagt,
denn „es wurden zu Weihnachten wohl
Hunderte der schönsten jungen Bäumchen gefällt“. In der Folge verlangte die
Bezirkshauptmannschaft einen Lizenzschein über die Fällungs- und Verkaufsbewilligung vorzulegen, wollten VerkäuferInnen ihre Christbäume in Innsbruck
auf den Markt bringen. Zuwiderhandlungen führten zum Verlust der Bäume
und einer empfindlichen Geldstrafe. Den
Mangel an Bäumen, unter dem die Innsbrucker Bevölkerung nun litt, versuchte
man kreativ mit künstlichen Christbäumen zu begegnen.
Trotz dieses kurzzeitigen Engpasses war
der Erfolgslauf des Christbaumes nicht
mehr zu bremsen. Heute schmücken in
der Weihnachtszeit rund 2,5 Millionen
Bäume die Wohnzimmer der ÖsterreicherInnen. RK
INNSBRUCK INFORMIERT

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