Innsbruck Informiert

Jg.2019

/ Nr.11

- S.59

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© V. LERCHER

ander im Innsbrucker Hofgarten zur Aufstellung. Zwei Generationen später entführte Kurfürst Max Emanuel von Bayern
im Zuge des Bayerischen Rummels (1703)
die Götter und den erzherzoglichen Reiter
nach München. Auf Intervention Kaiser Leopolds I. und unter Mithilfe des Ambraser
Schlosshauptmannes Jakob von Arparell
kehrte das Raubgut am 2. März 1705 nach
Innsbruck zurück. Die Götter wurden wieder zur Zierde des Hofgartens, während
die Reiterfigur in den Innenhof der Neuen
Ruhelust gestellt und nach dem Brand des
Gebäudes 1728 ebenfalls in den Hofgarten integriert wurde.
Umgestaltungen von Hofgarten und Rennweg Ende des 18. Jahrhunderts gaben Anlass, Reiter und Figuren wieder einander
näher zu bringen. Der Maler Peter Denifle
schlug 1798 vor, zwei weibliche Figuren
dem Reiter zur Seite zu stellen. Einen weiteren Entwurf lieferte der Historienmaler
Josef Strickner 1801, wo die Reiterfigur
mit Umzäunung vor dem Hoftheater (heute Landestheater) von je einer weiblichen
Göttin flankiert wird.
Gegen Sitte und Moral verstießen die nackten Figuren in den Augen Andreas Hofers
und seiner Getreuen. Diese dachten an
das Einschmelzen der Bronzen, was durch
das beherzte Eingreifen des Beamten Anton von Pfaundler 1809 vereitelt werden
konnte. Er veranlasste den Transfer nach
Schloss Ambras, wo Götter- und Knabenfiguren im Spanischen Saal eine neue
Heimstatt fanden.Inspiriert vom Entwurf
Strickners, schmückte das Reiterstandbild dann von 1826 bis 1893 den Vorplatz des Hof­theaters.

Auf Initiative Johann Deiningers wurde die Bronzestatue um einen Brunnen
erweitert und vom Landestheater vor die Stadtsäle verlegt.

Ein Brunnen für Innsbruck
„Innsbruck um Sehenswürdigkeiten an
künstlerischen Denkmälern bereichern“,
war das erklärte Ziel Johann Deiningers,
Konservator und Direktor der Staatsgewerbeschule Innsbruck, als er 1893 von
romantischer Eingebung durchdrungen,
an die Innsbrucker Stadtregierung zur
Errichtung eines Monumentalbrunnens
herantrat. Zusammen mit dem Bildhauer Heinrich Fuss wurde ein Modell angefertigt, das bereits am 20. Juni 1890
im Tiroler Landesmuseum der Öffentlichkeit präsentiert worden war. Schwierig gestaltete sich das Zusammenbringen des bronzenen Figurenschmucks
mit dem Reiter. Alle Bronzen waren
1883 inventarisch den „K. K. Sammlungen Schloss Ambras“ zugeordnet, für
die das kaiserliche Obersthofmeisteramt in Wien verantwortlich zeichnete.
Dem Innsbrucker Gemeinderat wurden
erst am 28. Dezember 1892 die Bronzen zur Errichtung des Brunnens leihweise überlassen. Das Kunstprojekt

wurde nicht von allen wohlwollend gesehen. So entbrannte im Jänner und Februar 1893 in der Lokalpresse eine Fehde unter den damals angesehensten
Kulturvertretern von Land und Stadt.
Meinungsverschiedenheiten herrschten
über das Konzept an sich, über Material-, Proportions- und Stilfragen. Deininger blieb standhaft und konnte Kaiser
Franz Joseph und Mitgliedern des Kaiserhauses im Rahmen der Tiroler Landesausstellung erstmals im Frühsommer 1893 seinen Brunnen präsentieren.
Die Innsbrucker Nachrichten feierten
den Brunnen als „einem Werk Rafael
Donners […] ähnlich“. Im Boten für Tirol
und Vorarlberg vom 26. Juli 1894 findet
sich dann lediglich die Notiz, dass „ohne
Sang und Klang der Leopoldsbrunnen
in Innsbruck […] auf dem Rennwege öffentlich zur Auffstellung gelangt“ ist. Damit hatte das frühbarocke wasserspeiende Kunstwerk endlich den heutigen
Ort erreicht und erfreut seitdem Einheimische wie Besucher.
INNSBRUCK INFORMIERT

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