Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1960

/ Nr.6

- S.3

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Nummer 6

Amtsblatt der Landeshauptstadt Inusbrucl

Säbel Stabsoffiziere des Kaiserjägerrcgimenls und des
Infanterieregiments Nr. ?, von denen leider einer dci5
Unglück hatte, mit dem Pferde zu stürze», jedoch ohne sich
schwer zu beschädige», uud dann folgte» iu den gleichfalls
geschlosseilcn Wagen die Prinzen nud Würde»trägcr, sowie
die ihm bis znr Grenze bcigcgebeue Suite nud das (befolge,
von dem jedoch ein Teil mit der Bagage, deu Pferden und
Hunden schon »ullage, augelaugt und die Neise uach Verona
ohne liingerru Aufenthalt, fortgesetzt haue. Bis die lctzle»
vom (befolge in deu forlwähreud von uud zum Bahnhof
fahrenden Wagen uutergebrachl Ware», war auch das Gelullter uud der Ncgcu vorbei nnd die persischen Gäste kounten sich nnn in der angenehmen Stühle des Abends die
Stadt besehen, was sie auch der Mehrzahl uach tateu, augestaunt und verfolgt vom neugierigen Pnblilnm. Insbesondere war es General Gasleiger, der mit sciuem mit Ordcu
übersähtcu Naffenrock die allgcnlcine A»f»ierksa»ilcit auf
sich zog nnd niit seiueu Verwandten auch zu Fuß vom
Bahuhof hereingezogen war.
Der Großve^ier »lachte abends mit de»i F M L . Baron
Philippovich nnd G M . Baron Schönfcld eine Spazierfahrt
durch uud uni die Stadt. Auch die Herren der türkischen
Gesandtschaft iu Wieu, die den Schah bis an die Grenze
begleiten, fuhreu abcuds spazieren. Viele Perser »lachten
anch in den hiesigen Kunst- und Galanteriewarenhandlungcn Einkäufe. Der Schah selbst, der bei seiner Einfahrt
einen dunklen Anzug mit dem Diamantengürtel getragen
hatte, ließ sich nur eiuigcmale am Fenster der Hofburg
sehen. Für ihn war ein Widder bereitgehalten worden, der
dann auch bald nach seiner Aukuuft im kleinen Burghofe
von einem hiesigen Metzger geschlachtet wnrde. Au dem
vuu dcu Wicuer Hofköchcu hcrgerichtetcu Diner, das um
6 Uhr stattfaud, uahm er uicht teil, wohl aber die Priuzeu
und Würdenträger des Persischen Reiches. Die Suite des
Schah, sowie F M L . Philippovich, Hofrat Vorhauser und
Bürgermeister D r . Tschurtscheuthalcr, wurdeu ebenfalls Znr
Tafel geladen. Abends warcu sämtliche Fc»ster der Hofburg
beleuchtet und das zahlreich vor dieser versammelte Publikum
schaute neugierig zu denselben hinauf. Uni 8.4!"> Uhr machte
die eigens verstärkte Regimcutsmusik von M a r i o c i c - I u f a n terie Serenade, bis ein starker Negeu Musik und Publikum
zum Gehen zwang. Der Negen dauerte denn anch die gange
Nacht fort und schwere Wolken hingen noch gestern morgens
am Himmel nnd sendeten ihr Naß herab. Z u » : Glücke
horte jedoch, als die Abfahrt für die oricutalischcu Nciseudeu uahte, der Negen auf und die freigcwordcuen Bergspitzen an der Nordseite erschienen mit einer leichten
Schneedecke belegt.
Um 9 Uhr begann wieder das militärische Schauspiel
wie tags zuvor, nur mit dem Unterschiede, daß die Truppeu in Mäutelu ausrückten, »lit Ansnahme der im Vahnhofpcrron Postierten Ehrenkompagnie und Mnsikbaudc, die
sich dort der Mäntel entledigten uud blauk aufstelltcu. Z u gleich füllten sich anch die Straßen nnd Plätze, insbesondere vor der Hofburg nnd dem Bahnhofe mit einem zahllosen Publikum, zu dem die Damc»welt kein kleines Kon-

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tiugcut lieferte. Von der Hofburg nnd de»! österreichischen
Hofe weg rollten nnn ab nnd zu die Karossen uud brachleu die Perser zum Bahuhof. Um !».45> Uhr gaben die
Kauouensalven das Zeichen, daß der Sonncnlicbling seine
Apparlemenls verließ. Die Neugier des Publikums sollte
diesmal befriedigt werden. Der Schah fnhr in einem offe«
ne» zweispäunigen kaiserlichen Hofwagen im Schrille nnd
die (^rüße der Menge freundlich erwidernd, durch die
Straßen der Stadi. Er trug einen duulleu Wassenrock,
vorne mil Diamanten verschwenderisch geziert. Aus der
hohen Mütze war eine Neiherfeder mit einer prachtvollen
Brillauleuagrafse befestigt. Dem Schah gegenüber im Wagen saßen F M ^ i . Graf Ereuueville und eiu persischer Priuz.
I n einem zweiten Wagen folgten der Bruder des Schah
nnd die Suite. Nach der Aukuust der Wageu am Bahuhof
bestieg der Schah sogleich den Hofsalonwagen, in den: sich
bereits einige Prinzen befanden nnd verweilte zumeist
freundlich lächelud auf der Terrasse und dann bis zur Abfahrt im I n n e r n desselben, jedoch znmeist am Fenster stehend. Die Musikkapelle hatte die Persische Volkshyume intoniert, die Kompagnie war ins Gewehr getreten und die
Artillerie hatte hinter dem Bahnhof die Salutschüsse gegeben. Alles dieses wiederholte sich, als dann nach Verlauf
von l<> Minuten der von 2 Maschinen gezogene lange Zug
den Bahnhof verließ, wobei der Schah die Ehrcnbezeignngen
der freilich nicht mehr in fo großer Zahl wie bei seiner A u kuuft versammelten Z i v i l - und Militärbehörden durch S a l u tiereu erwiderte. Der Herrscher aus dem Orient scheint
jedenfalls in bester Lauue Iuusbruck verlassen zn haben und
hat auch auf die Bewohner unserer Stadt eiueu sehr günstigen Eindruck gemacht, wie man aus den Äußerungen des
Publikums entnehmen konnte. Seine Haltnng war eine
dnrchaus würdevolle, sein Gesicht zeigte von Intelligenz, seine
Bewegungen verraten eine formelle Bildnng, in welcher er
sich von europäischen Fürsten unr wenig unterscheidet.
Überhaupt zeigte sich hier seiu und seines Hofstaates Erscheinen nnd Auftreten durchaus widersprechend den Nachrichten, welche Berliner nnd Wiener Blätter in wahrlich
nicht gastfrenndlicher, ja nicht einmal in anständiger Weise
über den orientalischen Herrscher nnd seinen Hof gebracht
habeu. Die Appartements der kaiserlichen Hofburg dcchier,
i n welchen der Schah nnd sein Hofstaat wohnten, sahen nach
deren Abreise, wie Angenzeugen versichern, so rein nnd blank
ans, daß man kaum glauben konnte, es habe hier ein
ganzer Hofstaat sein Nachtlager gehabt. Die ganze orientalische Dienerschaft benahm sich iu und außer der Hofburg
so cmstäudig uud bescheiden, daß man dasselbe nnr auch
von allen unseren enropäischen Hofdicncrschaften w ü n schen möchte. Vou barbarischeu Sitteu hat man hier weder
an: Schah noch allenfalls an seiner ganzen Begleitung
eine Sftnr entdecken können, man müßte nur allenfalls
dem Schah als Barbarei anrechuen, daß er noch vor seiner
Abfahrt sich Zeit nahm, das Grabmal des Kaisers M a x i milian i n der Hofkirche mit einem Interesse zn besichtigen,
welches w i r nur allen unseren gebildeten Neisenden in
gleicher Weise und Stärke wünschen »lochten."

Aus dem Gememderat
Am 2. Juni IWl) versammelte sich der Innobrucker
Gcmeinderat zu einer ordentlichen Sitzung. Der Tagesordnung gingen Anfragen und Anregungen voraus.
Gemeinderat Eichler bat den Bürgermeister, sein
Augenmerk darauf zu legen, dast die Innstraße nach
der Beendigung der ^analisierungsarbeiten wieder
in eiue» ordentlichen Zustand versetzt wird. Gleich-

zeitig beantragte er. den Waltherpnrt als Erholungsund Spielplatz in Ordnung zu bringen.
Ein weiterer Antrag betraf, den Veuwhnern des
linken Innufers, die unter die Vestimmungen des
Äiiuderbemitteltenlarifes für Strom und Kas
fallen, auf Ansuchen die Knnalanschluftgebiihren beziehungsweise die j(anal- und Wassergebühren rückzuerstatten oder Beihilfen zu gewähren.