Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1960

/ Nr.6

- S.2

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Diese Ausgabe – 1960_Amtsblatt_06
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Amtsblatt der ^andeödauptstadt Inusbrucl
Tiroler A r t , Zander mit Eurrysauce, Tournedos Rossini, Pommes frites, Gemüse, Salate, Käse, Coupes
M a r i l l b r u n n und Mocca.
Nach Aufhebung der Tafel überreichte Bürgermeister Dr. Lugger dem Kaiser als Andenken an seinen
Innsbrucker Aufenthalt eine Ansicht der Stadt aus
dem Ende des I l i . Jahrhunderts, einen kolorierten
seltenen Stich von Lorenz Strauch, den Heinrich
Hammer im Buche „Die tirolische Landeshauptstadt
Innsbruck" (herausgegeben von Bürgermeister Fr.
Fischer, 1929) auf Seite 15 abgebildet hat. Dazu eine
Majolitastatuette, eine Alt-Innsbruckerin darstellend, handgefertigt von Fr. Iosefine Platzer, I n n s bruck, i n einer mit dem Stadtwappen geschmückten
Lederkassette, die von der F i r m a Zettinig hergestellt
worden war.
Gegen 16 Uhr fuhr der Schah mit seiner bereits
genannten Begleitung zur Besichtigung der Ienbacher
Werke, von der er nach 18 Uhr zurückkehrte. Bevor
er sich zur großen Festtafel des Landes i n die Hofburg begab, empfing er im großen Salon des Hotels
T y r o l noch eine Abordnung der i n Innsbruck studierenden persischen Studenten, mit denen er sich längere Zeit unterhielt. Den Abschluß der Empfangsfeierlichkeiten bildete der Galaabend, zu dem die
Landesregierung 130 Gäste i n die Hofburg geladen
hatte. Um 19.W Uhr zeigte sich der Schah geleitet vom
Landeshauptmann und Bürgermeister am Balkon des
Riesensaales der am Nennweg harrenden Menschenmenge. Während des Soupers gaben die Wiltener
Sängerknaben, die Engelkinder aus Reutte und die
Kitzbühler Nationalsänger Proben ihres Könnens.
Eine sichtbare Freude bereitete dem Hohen Gast der
Wörgler Mädchenchor, als er unerwartet ein persisches
Volkslied in persischer Sprache vortrug. Als Erinnerungsgabe des Landes T i r o l überreichte Landeshauptmann Dr. Tschiggfrey dem Kaiser eine bereits auf
der Brüsseler Weltausstellung prämiierte Kristallschale
der Kufsteiner Glashütte, zu der Universitätsbuchbinder Kahrer ein passendes Pergamentetui gemacht
hatte.
Eine unvorhergesehene Überraschung bildete der
Besuch Exkönigs Leopold von Belgien, der nach 22 Uhr
mit den Prinzessinnen de Rethy und Gabriele von
Savoyen i n der Hofburg erschien. Durch die folgende
lange, herzliche Aussprache, die der Schah mit seinen Besuchern pflegte, wurde dessen Abreise um
etwa eine Stunde verzögert.
Da die Presse an den Aufenthalt des Schah Nasreddin i n der Hofburg kaum erinnerte wo er bei
seiner Rückkehr aus Wien am 11. August 1«?3
übernachtete, sei der ausführliche Bericht, den der
„Bote für T i r o l " darüber veröffentlichte, anschließend abgedruckt:
„Hatte es S. Majestät, der Schah von Pcrsien, der Mittelpunkt des Weltalls vor 14 Tagen bei seiner Fahrt nach
Wien verschmäht, die gastlichen Gemächer der hiesigen Hofburg zu seineni Nachtquartier zn benutzen und war er deshalb am Bahnhofe in seinem Waggon geblieben, so hatten
ihn doch die Annehmlichkeiten des Lar,enbnrger Aufenthaltes in so gute Lannc versetzt, daß er beschloß, bei seiner
Rückreise auch der Hauptstadt Tirols, des Vaterlandes seines Generals den Anblick Er. Majestät zu gönnen und hier
eine Rast zu halten. Daß ein so seltenes Ereignis, der Besuch
eines asiatischen Herrschers, dem zu Ehren sämtliche größe-

ren europäischen Höfe die Prächtigsten HuldigungSfestc veranstaltet hatten, unsere Stadt in eine leichte Aufregung
versetzte und in der tropischen Hitze der Huudstage ciuigcs
^cben hervorrief, ist selbstverständlich. Die ersten Symptome
desselben zeigten sich schon darin, daß die hiesigeu KnnstHandlungen in aller Eile die nach einem Bilde aus einem
illustrierten Journale aufgenommene Photographic des
Königs der Könige ausstellten, damit derselbe dem Pnbli«
kum bei seiner Ankunft schon gleich als alter Bekannter
scheinen konnte. Ein weiterer, auf das große Ereignis vorbereitender Moment war es, als nm ^ Uhr eine Aoteiluug
Unteroffiziere auf den Bahnhof rückte, um dort bei den
verschiedenen E i n - und Ausgäugcu Posto zu fassen und
dann durch zweieinhalb Stunden Gelegenheit zu habcu,
die Dekoration des Bahnhofpcrrons zn betrachten, die gleich
wie bei der ersten Durchfahrt des Persers gauz hübsch
uud geschmackvoll mit Tar.gewinden, Fahnen uud Wappcu
arrangiert war.
Um halb drei Uhr zog eine Kompagnie Kaiserjäger in
voller Parade mit Eichenlaub auf den Hüten mit der I n fanteriemusik auf die Burgwachc. Während die Aufführung
der Posten vor sich ging, spielte die Musik mehrere Pieccn,
doch war dem Publikum der Z u t r i t t iu den Hofraum der
Burg währenddessen nicht gestattet nnd an sämtlichen Toren
waren zu diesem BeHufe Gendarmen aufgestellt, um Unbefugte vor dem E i n t r i t t abzuhalten. Um halb l Uhr rückte
dann eine Infanterickompagnie mit Fahnen nnd klingendem
Spiele auf den Bahnhof und zugleich begann auch die Entwicklung der militärischen Kräfte in den Straßen der Stadt,
indem von der Burg über den Franziskancrgraben, die Neustadt und Landhausgassc bis zum Bahnhof ein Spalier von
Kaiserjägcrn und Infanterie gebildet wurde. Natürlich war
auch schon die halbe Bevölkerung der Stadt auf deu Beinen
und bewegte sich gegen den Bahnhof zu, wo sich dir Spitze» der
Z i v i l - und Militärbehörden versammelten nnd die Auffahrt
der Nagen, die nicht bloß aus sämtlichen hiesigen PostLohnkntscher und Privatwagen, sondern auch aus vou Hall
und Schwaz requirierten Fuhrwerken bestanden, begann.
Doch bevor noch die Gäste ans dem Orient kamen, kam
etwas anderes. Um 4 Uhr brach nämlich ein orkanartiger
S t u r m aus. Wer noch nicht weichen wollte, den zwang der
bald daranf losbrechende strömende Regen und das Gewitter znr Flncht. Das M i l i t ä r freilich mußte standhalten
und die nasse Dusche über sich ergehen lassen. Da bei der
drückenden Hitze leicht ein Unfall passieren konnte, war auch
die Sanitätsabteilnng ausgerückt nnd au verschiedenen Punkten postiert.
Z u r festgesetzten Stnndc nm halb 5> Uhr verkündeten die
Salveu der hinter dem Bahnhof postierten Artillerie die
Ankunft des Hofzuges. Derselbe war um 2 Uhr in Kufstein
eingetroffen und von den Kanonen der Festuug begrüßt
worden. Der Schah verließ während des halbstündigen
Aufenthaltes in Kufstein den Wagen nicht und empfing auch
nicht die zu seiner Begrüßung dorthiu gekommenen Herren
Baron Philippovich nnd Hofrat Vorhauscr. Doch salutierte
er der am Bahnhof aufgeslellten Ehrenlompagnie. Als der
aus Ä) Waggous bestehende uud vom hiesigen Oberinspektor
Göbl geführte Zug, auf dem sich uoch der Verkehrsdircktor
Ritter v. Schüler uud Oberinspektor Klaudy befanden, zur
festgesetzte Stuude hier anlangte nnd in den geschmückten
Perron einfuhr, trat die dort aufgestelllr Ehreukompagnic
ins Gewehr und die Musikbandc spielte die Persische Hymne.
Der Schah verließ den Waggon und begab sich durch die
dekorierten Vestibüle zu dem bereitstehenden zweispännigen geschlossenen Hofwagen, den er mit zwei Prinzen
bestieg, um im wahren Sinne des Wortes unter Blitz nnd
Donner, während die spalirrbildrnden Soldaten präsentierten nnd die Tambours deu Grncralmarsch schlügen, zur
Burg zu fahren, wo die früher aufgezogene >laiseriägerlompagnie inS Gewehr trat.
Dem Wagen des Schah znr Seite ri