Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1960

/ Nr.5

- S.7

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Nummer 5

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

der nicht ersichtlich. (5m Empfangsschein, den „Johann ^fer,
^chnllehrer ^n I g l s und B i l l " , ausstellte, beslaligl nämlich
den Erhalt von l."l (^nlden „aus dein Tchnlfiind als "^cl>nlgehallsbeytrag siir das verflosfcnc Cäniljalir voin !>. ^ioveiner
l«»1<; bis Ende Aprill 18U7".
Johann Ofer hat jedenfalls die 3tnrm^eitcn des Frei»
heitskampfes wie die folgenden Notjahre als Lehrer in
I g l s durchgehalten, denn ani ^!<>. März 1ttll> sandte der
(^onvernenr Ferdinand (^ras Pissingen dem „Echnllehrer ,;n
I g l s , Johann Ofer", folgendes vorgedrnckles Bestatigunfio.
detret, in dein nnr Namen nnd O r l mil der Feder eingetrafen werden mnßten: „Da der Hchnllehrer zn I g l s , J o hann Ofer, ordnnngvmäßig den Schuldienst erhalle» nnd

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bei der vorgenommenen ^^inlnniersnchnng seine
lichleit, seinen Diensteifer nnd seine gute ^,"lnffiihrnng ans
eine ganz befriedigende Art erprobt Hal, so wird ihm ;u
seiner Auszeichnung nnd Beruhigung das Bestätignngs»
beeret hicmit in der Hoffnung erteilt, daß er sich durch die
genaueste Befolgung der vorgeschriebenen Lehrart und aller
in Tchulsachen ergangenen Verordnungen, durch geziemende
Achlnng nnd dnrch N"illigen (Gehorsam gegen feine Vorgc»
fehlen, endlich dnrch einen christlichen, der 3chnlj»gend und
der ganzen Gemeinde ^nm Äinsler dienenden Lebenswandel
dieser l^nade ininier n"ürdiger nmchen N^erde."
T>r. K. Echadelbaner

Die Pradler Straße und der Pradler Platz
Die Pradler Strafe kann auf eine interessantere
Entstehuugszeit als andere Strafen dieses ausgedehnten Stadtteiles zurückblicken. Bekannt ist, daß
die in Innsbruck residierenden Tiroler Fürsten häufig diesen Weg benutzten, wenn sie zum Schloß Ambras fuhren. Dementsprechend wurde der Fahrweg
auch vom Hofe erhalten und allmählich zu einer Allee
ausgebaut. Die Ausgestaltung des Weges zu einer
breitereu Fahrstraße ist, was die heutigen Pradler
taum wissen dürfen, dem Kronprinzen Ludwig vou
Bayern zuzuschreiben. Dieser ließ im Jahre 1810 Weg
und Allee gründlich ausbessern uud Teilstücke darwn
mit Pappeln bepflanzen. Zu diesem Zwecke, so erzählte
der Heimatforscher Dr. K a r l Klaar, forderte der Wasser- und Etraßenbaudirektor von Brentano von der
damaligen Gemeinde Amras-Pradl am 2. A p r i l 1812
die Veistellnng von 2W Kiesmaterialhaufen, um den
Fahrweg aufzufüllen. I n ihrer tirolischen Gesinnung
verweigerten die Pradler, die die blutigen Auseinandersetzungen von 180!! noch nicht vergessen hatten,
solchgearteten amtlichen Auftrag. Schließlich vermochte der Gemeindevorsteher die verlangte Kiesliefernng unter Hinweis auf den Namen „Fürstenweg"
auf die Hofkasse abzuwälzen. Gehässigkeiten der Bevölkerung gegenüber der Regierung waren nichts
Seltenes. Zahlreiche Alleebäume, die der Hof in eigener Regie eingesetzt hatte, wurden des Nachts abgeschnitten, umgehackt oder ausgerissen. Trotz strenger
behördlicher Verfügungen und Ermahnungen seitens
der Ortsgeistlichkeit, Weg und Allee zu schonen, wiederholten sich die Boshaftigteiten immer wieder. Eine
vom Vnndirettor v. Brentano dem Generalkommissarint übermittelte Znsammenstellung der am Fürstenweg bis i l.Febrnar !8l."l beschädigten Bäume zählte
121 gefrevelte Pappeln, Als Erzh. K a r l Ludwig.
Statthalter von T i r o l , nach Jahren seinenWohusitz in
Ambras aufschlug >üid über Dreiheiligen diesen Weg
oielsach benntzle. schritt die Hosoerwaltnng nener
dings an dessen Instandsetzung lind Verschönerung,
llnter der Bezeichnung „Oberer Fiirstenmeg" wurde
am 2!!. September 18."><> eine Art Neuoröfsnung des
Weges vorgenommen. Den Fahrweg enllang standen
nun wieder saubere Banmreiden, bis dieselbe» in
späteren Jahren allmählich durch Nenbanlen oer
drängt wurden. (5rst rund ein halbes Jahrhundert
später machte der Fürstenweg wieder von sich reden.
Unmittelbar nmh der Eingemeindung Pradls an

Innsbruck (1. Jänner 1W4) erfolgte in knappem Abstand die Erstellung des Regulierungsplanes sowie die
Anlegung uud Benennung von Straßen im nunmehr
ueueu Innsbrucker Stadtteil. Es verwundert nicht,
wenn der Innsbrucker Gemeiuderat mit Beschluß
vom 20. Oktober 1W4 die beiden ersten Straßenzüge,
die rechts der S i l l zu benennen waren, als Pradler
bzw. Amraser Straße bezeichnete. Beiderseits der
Pradler Straße, an der außerhalb von A l t - P r a d l
mit Ausnahme der alten Kirche und des Widums
samt Volksschule nur ganz vereinzelte Bauernhäuser
staudeu. begann nun vorwiegend durch die private
Hand ein Vanen, das sich bis nach dem ersten Weltkrieg hinzog. Dabei kam es häufig vor, daß die Bauherren mit den Bestimmungen der Bauordnung, die
die Vorschrift enthielt, die Häuser nicht höher zu
bnueu, als die Straße breit ist, sich nicht abfinden
wollten. Die Pradler wollten eben höher bauen, als
das Ortsgesetz es zuließ. Die Folge waren langwierige und heiße Debatten im Innsbrucker GemeindeParlament. Schließlich einigten sich die Stadtväter
auf Zulassung von Mansarden, wie solche i n M ü n chen damals sehr in llbuug waren. Es war dies ein
beachtenswerter Ausgleich, um doch über die genormte Höhe hinausbauen zu dürfen. E i n bisweilen
recht auffälliges Gewirr von steilen Ziegeldächern
und Fensterluken kennzeichnen diese Bauten noch in
der Gegenwart.
Heute bietet die 770 Meter lange Pradler Straße,
beginnend bei der Pradler Brücke und reichend bis
znr Amraser Straße, manche interessante Sonderheit.
Schon zu Beginn der Wanderung ergötzt sich der Vesncher an den ans der Zeit von A l l - P r a d l stammenden Überbleibseln von niedlichen Hänsern, die sich
neben den zumeist unförmigen Neubauten überaus
zierlich ausmachen. Allgemein ist der Wunsch, daß
wenigstens diese Relikte an^ srülierer ,;ci> eri,allen
bleiben. Am engen Platz vor dem anheimelnden und
putzig aussehenden Hans Nr. l."l steht zwischen zwei
binden der schöne alte Dorfbrunnen mit einer zierlich
überdachten Florianfigur. Dieser Brunnen wurde
l ü ü l über I n i t i a t i v des Kemeinderates Hans Hört»agl hieher verlegt und N!7>!» in gediegener Weise
erneuert. An der Stelle, ivo bis 1!>ll> die kleine alle
Ortslirche mit umliegendem Friedhof l>nisgelassen
1!»28) gestanden ist. fehlt heilte leider noch der Geist
der Neuordnung und Planung. Weilerschreilend er-