Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1960

/ Nr.4

- S.6

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

brück). Die Auseinandersetzung zwischen lo»lrastreichen Farbtompilationen und abstrakten linearen
Formen, ein Kräftespiel zwischen bloßer Typisierung
und konkreter naturalistischer Auffassung, liegt den
1908 entstandenen Partstudicn aus dem Varon-Sternbachschcn Schlosse zu Mühlau zugrunde. 1W9 entwarf er Skizzen zu etlichen Grabsteinen, die I n n s brucker Steinmetzfirmen ausführten. Obwohl Steinst»
gelegentlich graphische Arbeiten hervorbrachte, hatte
er ziemlich selten Vuchillustrationsaufträge erhalten.
Erwähnenswert von ihm sind Strichzeichnungen von
mikroskopischen Photographien für das naturwissenschaftliche Handbuch. Univ.-Prof. Dr. Schmutz" Fruchtstücke, die er zu Gunsten einer Wohltätigkeitslotterie
spendete und die 1913 im Nahmen der Vlumenausstellung im Ferdinandeum gezeigt wurden, sind Proben seiner oft hervorgehobenen Begabung in der dekorativen Technik. Bei der 1922 abgehaltenen Leistungsschau der Gewerbeschule gewährte Steinsky den
Innsbrucker Kunstfreunden einen Einblick in sein
vielfältiges Kunstschaffen. Der schwelgerische Meister
der Palette, der zudem sehr geschickt alte Gemälde
fachgerecht restaurierte, ist leider zu Unrecht nun der
Vergessenheit anheimgefallen.
Rudolf Glotz
Der gleichzeitig die Radier- und Malkunst ausübende Kollege Steinskys stammte ebenfalls aus
Wien. Am 12. März 1879 geboren, war Glotz von 1911
bis 1939 Professor für Kunsterziehung am Mädchenrealgymnasium. Er starb hochbetagt am 3. M a i 1958
in Innsbruck.
Was Powalsky, Professor der Wiener Kunstakademie, und der Radierer W i l l i a m Unger an nützlichen
Anregungen und harter graphischer Schulung dem
Reifenden gaben, das vollendete der Nompreisträger
Glotz zu wahrer künstlerischer Meisterschaft. Ausschließlich T i r o l , seiner Wahlheimat, galten seine
innersten Gefühle. Die abwechslungsreichen sphärischen
Erscheinungen im Hochgebirge und die gegen die Naturgewalten trotzenden Vergbauerntypen hielten ihn
in Bann. Von der Ölmalerei kommend, wechselte Glotz
zur Temperatechnik hinüber, und mit der großzügigen
flachenartigen Malweise löste er die packenden Stimmungsaussagen, wie sie neben ihm nur noch Albert
Plattner, Altmeister Egger-Lienz und der Kitzbüheler
Alfons Walde überzeugend wiedergeben konnten. I m
Sinne dieser stilistischen Vereinfachung der Darstellung legte er bewußt die Betonung auf die Farbe.
Gerade die effektheischende Farbintensität, die den
monumental wirtenden Dolomitenbildern „Sellajoch".
„Vorfrühling auf Pordoj", „Der Antermojasee mit
Marmolata" und „Der Laserzsee i n den Lienzer
Dolomiten", alle vor 1918 gemalt, sowie den ergreifenden Landschaftsszenen des Rofangebirges (nach
1920) anhaftet, trug ihm den Ruf eines Neoimpressionisten ein.
Als Bildnis- und Volksszenenmaler begegnete er
dem bäuerlichen Brauchtum und religiösen Volksempfinden ehrfurchtsvoll. Seine Motive find etwa
nicht frei erfunden. Vielmehr hatte er sie der Wirklichkeit abgelauscht. Die Bilder „ D r e i Bäuerinnen am
Tuzer Joch" (1925), „Feierabend nach der Heumahd"

Nummer 4

und die für den großen österreichischen Staatspreis
der bildenden Künstler 1931 vorgelegten Stücke „ E i s männer" und „Glelscherprozession" beweisen es.
Arbeiten von Glotz waren mehrmals in Innsbruck
und auf anderen auswärtigen Kunstausstellungen, so
1911 iu Nom, 191!) in München, 1925/2li in ^estsalcn,
in Salzburg und iu Wieu, ausgestellt und fanden gute
Aufnahme in internationalen Fachkreisen. Des Künstlers Öl- und Temperabilder vom Tiroler Gebirgstrieg 1915 bis 1918 besitzt die Gemäldegalerie des
Heeresmuseums in Wien, Radierungen das Österreichische Kriegsarchiv und Handzeichnungen die Österreichische Nationalbibliothet. Ferner gelangten Gemälde in Privatsammlungen (München und Gemäldegalerie Liechtenstein in Wien).
Heinrich Hammer
Professor von 1900 bis 1919, Direktor der Anstalt im
Schuliahr 1917/18. Geboren am 19. März 187:i in Schrunö,
dein Hauptortc des Montafoncr Tales (Vorarlberg); gestorben am 8. Jänner 1958 in Innsbruck, (titern: Be^irlsrichtcr Dr. Eduard Hammer und Rosa Waid.
Selten hat wohl ein angesehener Gelehrter den
eigenen Lebensweg von der Kindheit an bis zum
Höhepunkt seines Wirkens so zurückhaltend und bescheiden beschrieben wie Heinrich Hammer im I. Band
der vom Innsbrucker Nechtshistoriter Nikolaus Graß

geleiteten „Österreichischen Geschichtswissenschaft der
Gegenwart der Selbstdarstellung" (Schlern-Schriften
Bd. li8, 1950. S. 1—16). Es ist wahrscheinlich nur
mehr einigen älteren lebenden Schülerinnen erinnerlich, daß er zwei Jahrzehnte lang uneigennützig die
Gymnasiastinnen der Oberstufe auf Schulalisflügen
zu den bedeutendsten historischen und tunstgeschichllichen Denkmälern Öfterreichs und Italiens führte
und ihnen das Verständnis für die einzelnen Knlturepochen beibrachte. Die Frage nach den geschichtlichen
Voraussetzungen, der Kausalität rhythmischer Entwicklungsphasen und der Gültigkeit der Stilgesetze,
wie sie der von ihm verehrte Schweizer Kunsthistoriker
Heinrich Wölfflin in der Würdigung der Begriffsbestimmung der „inneren F o r m " des Kunstwerkes treffend herausstellte, bestimmte die Knnstbetrachtnng
Hammers.
Durch eine Monographie über den Tiroler Barockmaler Josef Schöpf (1745 bis 1822), eine vielbeachtete
stiltritische Betrachtung der Fresko- und Tafelmalerei
Tirols im 18. Jahrhundert, habilitierte er sich für
Kunstgeschichte an der Innsbrucker Universität. 1920
zum a. o. Universitätsprofessor ernannt, 192»; anläßlich
der ehrenvollen Berufung Professor Dr. Moritz Dregers nach Wien mit der Lehrkanzel und Vorstandschaft
des tunsthistorischcn Seminars betraut, erfolgte seine
Bestellung zum o. ö. Unioersitätsprofessor 1930. Die
deutsche Regierung maßregelte M a r Hainincr am
25. März l939, übertrug ihm jedoch die Fiihrnng der
Lehrkanzel für den zur Wehrmacht einberufenen Nachfolger Professor Dr. Körte, und als dieser in den
Abwelirtämpfen 1945 fiel, vertrat er den megen
Krantheit verhinderten Ordinarius Dr. Otto L n l lerolti bis zu seiner Pensionierung am 1. September
1947.
(Fortsetzung folgt)