Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1960

/ Nr.4

- S.5

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Nummer 4

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

menl Pninb, Dr. K a r l Schmutz, Begründer der nalnr
wissenschaftlichen Lehrinillelsaininlnng, Dr. Norbert
Endlich und Dr. Josef Föhn, um nur einige namentlich
zu
und formten Franenpersönlichteilen, die ihren Lehrern windig
waren nnd ihrer ,jeil das lllllurelle Gevräge gaben,
Ader einzelne Lehrkräfte haben das gesamlösterreichische und insbesondere das lirolische Kultur- und
Geistesleben derart fruchtbringend gestaltet und auf
so manchem Forschnngsgebiel bleibende Pionierarbeit
geleistet, daß allein schon deshalb die Veröffentlichung
einiger Lebensbilder jener geistig Schaffenden zum
Jubiläumsjahr gerechtfertigt erscheint.
Josef Poll
Geboren am 8. März 1874 in Heiligkreuz bei Hall i. T.,
geswrbcn am ^ 1 . Juni 1940 in Hall i. T., war zweimal verheiratet. Die erste Ehe schloß er am i^Z. August 18W mit
"."luna Ieueweill (geb. 19. Dezember l871, gest. 7. Äiai 1^5>),
die zweite mit Viaria Theresia .^crber-Grün-Tanzer (geb.
W. Februar 1871) am 13. Februar 1927; beide bliebeil
tinderlos.
Poll übte anfänglich den Beruf eines Voltsschullehrers aus. 1901 erhielt er eine definitive Lehrstelle
an der Knabenbürgerschule in Innsbruck und unterrichtete daneben seit 1904 bis zu seiner Anstellung als
Zeichenlehrer an der Vundes-Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt im Jahre 1920 Schönschreiben
(damals Kalligraphie bezeichnet) an der Höheren Töchterschule bzw. am späteren Mädchenrealgnmnasium.
Bereits durch seine in Prosa und Reime abgefaßten besinnlichen und innigen Schilderungen der weiten bunten heimatlichen Natur und Pflanzenwelt, die
ab 1910 in Zeitungen und Zeitschriften erschienen
sind, machte er viel von sich reden. Auf Grund seiner
ihm zu eigen gewesenen scharfen Beobachtungsgabe
vermochte er mittels SpezialUntersuchungen an Pflanzen erdgeschichtliche Entwicklungsperioden sicher aufzuzeigen, die allenthalben zum seltsamen Florawechsel
in uuseren rauhen Gebirgstälern führten. Dem berühmten Verfasser der Landesflora, Univ.-Prof. von
Dalla Torre, bestimmte er wiederholt die nur fehr
schwer unterscheidbaren, haufenweise vorkommenden
Arten der landesüblichen Blumen und Gräser, die
den Laien höchstens unter einem nichtssagenden Sammelnamen geläufig sind. 1928 übernahm Pöll die
Erneuerung des großen Herbariums des Tiroler Landesmnseums Ferdinandeum, das er bis zu seinem
Lebensende auch betreute.
Abgesehen davon, ist jedoch der Name Josef Pöll auf
das engste mit der unverfälschteil Tiroler Mundartdichtung und mit dem alpenländischen Voltslied verknüpft. Die im Jahre 1904 für die ganze Monarchie
angeordnete und von Univ.-Prof. Dr. Wackernell geleitete Sammlung der Voltslieder wäre uwlil ergebnislos verlausen, hätte nicht er die bodenständigen
Voltsgesänge leidenschaftlich gesammelt, aufgezeichnet
und aus Archiven und Bibliotheken ausgegraben.
Schließlich übertrug man ihm. dein talentierten Schüler des Komponisten Pros. Stop und veranlwortungsbewnßlen Konzerttrititer, die Gesamtleitung des Unternehmens. I n diesem Zusammenhang lag ihm daran,
die schlichte regelmäßige Rotenfvrache der schmeicheln-

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den Melodien der mittelalterlichen Minnesänger zu
ergründen. So entdeckte er die längst uertlungeuen
Wei>en Oswalds von wollenstem für die Ehormusil.
Pöll hat nicht zuletzt das glückhafte Erlebnis der erwanderten Heimat T i r o l und der unuergänglichen
lirolischen V o l l s l u l l u r iu selbst verfaßten und selbst
uerlonlen Mundarlversen besungen. Seine drei Bändchen „Lieder zur Laute im Voltston" (1922 bis 1934)
fanden schnell den Weg ins Volt. Heule noch gehören
sie zum eisernen Bestand des Liederrepertoires eines
leden Voltsliederchors. Es war kein Zufall, daß Josef
Pöll Gründungsmitglied des Deutschen Männergesangsuereines war, den der damalige Hanoelsatadeiniedirettor K a r l Haberer 1902 ins Leben gerufen
halte. Aus ihm ging nämlich 1921 die Sängervereinigung „Woltenfteiner" hervor, deren erster Ehorleiter
Pöll wurde. M i t seinen eigens tamponierten Voltsweisen führte er diesen Männerchor zur höchsten Vlüte.
Vom vielfältigen Lebenswert des stillen Lehrers, der
ebenso vortrefflich mit Bleistift, Pinsel und Farbe
umzugehen wußte, bleibt immerdar das Hauptverdienst die Ausmerzung der überhandnehmenden voltsfremden Klangelemente aus unserem heimischen Liedgut.
Die wohlverdiente Anerkennung wurde ihm noch
zu Lebzeiten zuteil. Die Stadt Innsbruck zeichnete ihn
am 24. A p r i l 1931 mit dem Ehrenring aus. 1934 i n
den dauernden Ruhestand übergetreten, erhielt er den
Berufstitel Regierungsrat. Die Universität Innsbruck
würdigte am 2«. M a i 1934 sein tatkräftiges Bestreben,
die Kenntnisse über die alpenländischen Tier- und
Pflanzengattungen zu vertiefen, durch die Verleihung
des Ehrendottorates der Philosophie. F ü r die Anlegung der Tiroler Voltsliedersammlung, die gleichsam
die Rettung des althergebrachten Liederschatzes bedeutete, empfing er 1938 in Salzburg den Preis der
Mozartstiftung. Der Stadtrat von Innsbruck benannte
nach ihm 1942 in P r a d l die Straße zwischen der
Grenzstraße und Nordkettenstraße. Dem unvergleichlichen „Sänger T i r o l s " gedachten 1940 die Tiroler
Heimatblätter i n einem reich ausgestatteten Sonderheft, und der ihm befreundete Schriftleiter K a r l Paul i n band 1944 eine Auswahl der 44 schönsten romantischen Erzählungen, geschichtlichen Miszellen, musikhistorischen Studien und botanisch-zoologischen Aufsätze Pölls zu einem reizvollen Blumenstrauß heimatkundlicher Schriften zusammen.
Wilhelm Steinsky
I n Wien am 23. M a i I860 geboren, stand Wilhelm
Steinsty, Absolvent der bildenden Kunst dortselbst.
seit 1891 bis 1923 i n Innsbruck im Mittelschuldienst.
Seine Berufsstatiouen waren! das Knabengymnasiuln. die Realschule und von l904 bis 191l» das Mädchenrealgl)mnasium. Er starb im Alter von 71 Jahren
am 12. M a i 1937 in Innsbruck.
An der Jahrhundertwende vollzog sich in der bildenden Knnst ein revolutionärer Umbruch. Während
ein Teil der Künstler weiterhin die Bahnen der soliden Tradition beschritt. erzielte Steinst!) mit den
modernen Stilgrnndsätzen schöne Erfolge. Er malte
hauptsächlich Porträts in Öl und Pastell, ferner Landschaften in Aquarell (1902 den Bäckerbühel in I n n s -