Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1960

/ Nr.4

- S.4

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

dinand auch auf den Gründen des Schlosses Ambras
eingerichtet nebst einem Kunstgarten, in welchem die
herrlichsten Südfrüchte wuchsen. Nebenbei hatte er
dort auch eine Fasanerie mit über 1500 auserlesenen
Exemplaren in Betrieb" andere Fasancngärten besaß
er beim Löwenhaus und in Völs. Merkwürdigerweise haben sich einzelne Tiere dieses Gartens bis
herauf in unsere Zeit noch weiter erhalten und fortgepflanzt. Vor 50 Jahren unternahmen Innsbrucker
Waidmänner öfters lustige Fasanenjagden in dem damals noch bewaldeten Gebiet zwischen I n n und Bahn,
wie mir kürzlich der damals als Stationsvorstand in
Völs wirkende Graf Alberti mitteilte, und es kam ab
und zu einmal vor, daß dieser und einige Freunde den
Nestern der Wildvögel Eier entnahmen, sie von
Hennen ausbrüten ließen und so ohne Büchsenschuß
auch zu einem solennen Fasanenbraten kamen! Außerdem besaß Erzherzog Ferdinand noch einen Gamsgarten in der Klamm beim Kerschbuchhof und ein
Rehgehege beim Nechenhof sowie ein hauptsächlich
mit Steinböcken belegtes Tiergehege in Martinsbühel.
Ein Tiergarten, der freilich nicht für das gewöhnliche Volk offenstand, sondern ausschließlich nur der
Belustigung des Landesfürsten und seines Hofes
diente, war das kleine Tiergehege beim Löwenhaus,
dessen wilde Tiere deshalb gehalten wurden, um sie
aufeinander loszuhetzen. So ließ man z. V. einen
großen Bären, eine mächtige Löwin und einen grimmigen Tiger nacheinander auf einen starken Stier los,
auf daß sie sich gegenseitig zerfleischen sollten. Dabei
konnte man aber die gar sonderbare Beobachtung
machen, daß, wie ein Durchreisender damals berichtete,
die wilden Tiere vielfach gar nicht aufeinander losfuhren, sondern sich nur zähnefletschend ansahen und
dann in ihre Käfige zurückkehrten, also viel mehr
edles Gefühl an den Tag legten als die neugierig
zuschauenden noblen Herren und feinen Damen des
Hofes, welche sich am blutigen Kampf und Tod der
Bestien ergötzen wollten! I n diesem Tiergehege waren
außerdem noch vorhanden ein Leopard, ein Riesengeier, indianische Raben oder Papageien und eine

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Anzahl exotischer Hunde, darunter ein „dupfter", dessen unteres Maul länger war als sein oberes, und
ein gar schönes kleines „lö"wlin" für die Herzogin.
Anschließend an den Hofgarten muß sich damals
auch ein kleiner Tiergarten befunden haben, denn
im Jahre 1574 nahm die Stadt Innsbruck, wie aus
einer Urkunde hervorgeht, Stellung gegen die „Erweiterung des Tiergartens beim Hofgarten", worauf
der Erzherzog Ferdinand seinen Rehgarten gänzlich
aufließ.
I m Jahre 1569 kaufte, wie Hofrat Klnnr berichtet.
Anna Welser, die Mutter der schönen Philippine, das
Schloß Weiherburg. I h r Schwiegersohn Erzherzog
Ferdinand gab dann zwei Jahre darauf den Auftrag,
in der Nähe des Schlosses einen Tiergarten anzulegen. Dies geschah auch, und zwar auf dem Platze
oberhalb des Schlosses, wo früher ein Doppelbruiüieil
mit zwei Linden und einem Steintisch stand, an dem
die Jäger des Kaisers Max einst fröhliche Zechgelage
abhielten. Heute sind noch einige Mauerreste der Umfassungsmauer zu sehen, und zwar an der nordöstlichen
Seite der Weiherburg, die übrigen Mauern wurden
abgerissen, als die Stadt 1911 den Wilhelm-GreilWeg erbaute. Der Tiergarten reichte östlich bis zum
Tuftbachl, der Grenze zwischen Hötting und Mühlau,
wo ebenfalls alte Mauerreste gefunden wurden. Der
Mittelpunkt der ganzen Anlage dürfte der Hügel gewesen sein, auf dem sich das Engländergrab befindet,
wo seit 1840 ein Marmorstein zwischen zwei Zypressen
an einen in der Weiherburg von seiner Lungenkrankheit Erholung suchenden und hier verstorbenen englischen Theologen erinnert.
Wir sehen also, daß schon in alten Zeiten bei unseren Vorfahren größte Vorliebe für Wild und Wildparke bestand, und deshalb können die idealen Bestrebungen des bekannten „Tieronkels" nur lebhaft
begrüßt und gewünscht werden, daß er sein angestrebtes Ziel, die Errichtung eines Alpenzoos, recht
bald erreichen möge zur Belehrung unserer Jugend,
zur Freude und Belustigung der Großen und als Anziehungspunkt für die fremden Gäste.

Das Mädchenrealgymnasium in Innsbruck und seine Lehrer
Von Landesarchivar Dr. Fritz Steinegger
Anläßlich des fünfzigjährigen Bestandes der ersten
Mädchenmittelschule Nordtirols, die im Jahre 1911
aus der 1898 in Innsbruck eröffneten Höheren Töchterschule hervorging, geziemt es sich, nicht nur des
geistigen Initiators der Anstalt, des verdienten
Innsbrucker Gemeinderates Univ.-Prof. Dr. Friedrich
Stolz, Onkel des 195? verstorbenen großen üandeshistorikers Univ.-Prof. Dr. Otto Stolz, zu gedenken,
sondern auch an jene Mitglieder des Lehrkörpers
pietätvoll zu erinnern, die seit dem denkwürdigen
Jahre 1911 über die dienstlichen Lehrverpflichtungen
hinans noch ihre karg bemessene Freizeit zu wissenschaftlicher Forschertätigkeit opferten.
Freilich haben viele Lehrkräfte mehrfach neben ihrer
schwierigen Erzieheraufgabe in der Presse und in
pädagogischen Fachzeitschriften zu gegenwartsnahen

Vildungsfragen und zum jeweiligen Tagesgeschehen
Stellung genommen und nicht minder ihre wertvollen
Kräfte kulturellen, sozialen und karitativen Organisationen zur Verfügung gestellt. Nur nebenbei sei erwähnt, daß dem Lehrkörper die drei Volksvertreter
Dr. Franz Sales Kolb, Abgeordneter zum Tiroler
Nationalrat von 192? bis 19!N, Dr. Arthur March.
Mitglied der Tiroler Landesregierung 1!)l5. und Nikolaus Falger, Gemeinderat der Landeshauptstadt
Innsbruck von 1945 bis 1919, angehörten, die in schicksalschweren Tagen die Geschicke unseres leidgeprüften
Vaterlandes, das in den letzten N0 Jahren wie ein
Schiffchen auf hoher See vom politischen Sturm hin
und her getrieben wnrde, sicher lenkten.
Eine gediegene Allgeineinbildung und ein gut fundiertes Fachwissen vermittelten die Herren Dr. Kle-