Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1960

/ Nr.4

- S.2

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Nummer l

Iungburgerfeier I960
Wie in den vergangenen Jahren fand Heuer ani
Sonntag, den 20. März, im Großen Stadtsaal die
festliche Iungburgerfeier des Jahrganges Ill."itt statt.
Mozarts Ouverture zu „Figaros Hochzeit", vorgetragen vom Städtischen Symphonieorchester, leitete den
Festakt ein. Hierauf begrüßte Vizebürgermeister Hans
sslöckinger mit herzlichen Worten die jungen Staatsbürger. Lauten Beifall erntete der Schauspieler Wolf
Oeser mit den begeisternden Mahnworten Franz
Grillparzers „Mein Vaterland".
I n seiner Festansprache wies Bürgermeister Doktor Alois Lugger, was in der heutigen Zeit der Unterwanderung und Internationalisier«^ besonders
wichtig ist, die Jugend auf den Wert einer Heimat
hin! „Die Gemeinde ist aber nicht nur der Ort der
Freiheit, sondern auch die Heimat des Bürgers. Nur

wo der Bürger sich in der Gemeinde, in der er wohnt,
wirklich zu Hause fühlt, wird er auch den Staat, der
seine Gemeinde schützt, als Heimat empfinden. Ja,
meine lieben jungen Freunde, Sie sind nicht nnr Bürger unserer Stadt, Sie sind auch Bürger unseres Landes und unseres Staates, und wir alle tonnen stolz
darauf sein, Innsbrucker, Tiroler, Österreicher zu
sein." Anschließend legten eine Iungbürgerin und ein
Iungbürger das Gelöbnis in die Hand des Bürgermeisters ab, worauf alle Anwesenden die Landes- und
Vundeshymne sangen. Jeder der Angelobten erhielt
das Iungbürgerbuch als bleibende Erinnerungsgabe.
Eine geschlossene Aufführung von Millöckers beliebter Operette „Der Vettelstud"ent" beschloß den Einstandstag der Innsbrucker Iungbürgerschaft.

Impfung gegen die Kinderlähmung in Innsbruck
Der Kampf gegen die seinerzeit so gefürchteten
Seuchen hat in allen zivilisierten Ländern in den letzten Jahrzehnten ganz gewaltige Fortschritte gemacht.
Viele Infektionskrankheiten sind überhaupt ganz verschwunden. Selbst in den Kriegen, wo die Situation
doch bedeutend ungünstiger ist und es noch im vorigen
Jahrhundert auf einen Toten durch Kriegseinwirkung 5 Sterbefälle durch Seuchen traf, trat ein Wandel ein und man zählt im 2. Weltkrieg wesentlich
mehr Verluste durch Kriegseinwirkung als durch Seuchen. Das Hauptverdienst daran trifft die Verbesserung der hygienischen Zustände einschließlich der Ungeziefervertilgung, aber auch die verschiedenen Impfungen haben an dem kolossalen Rückgang der Infektionskrankheiten großen Anteil.
Nur wenige Infektionskrankheiten haben noch ihren
alten Schrecken behalten, darunter besonders die Kinderlähmung (ergreift aber nicht nur Kinder). Dies
um so mehr, als es bis heute eigentlich kein wirksames Mittel gegen diese Krankheit gibt, wenn sie
einmal den Menschen ergriffen hat. Lange bemühte
man sich, einen brauchbaren Impfstoff zu finden —
das Hindernis war, die Erreger dieser Krankheit,
mehrere überaus kleine Viren, zu erfassen—, und endlich gelang es Salk in den D8/V, nach langen Bemühungen einen Impfstoff zu finden, der nach dreimaliger Injektion einen verhältnismäßig hohen, wenn
auch nicht absoluten Schutz gewährt. Dieser wurde im
Jahre 1954 im Großen erprobt. Nach einigen Rückschlägen verbreitete sich diese Impfung rasch in den
ganzen lI5/V, und heute sind dort schon hohe Prozentsätze der Bevölkerung durchgcimpft.
Erst später kam diese Schutzimpfung nach Europa,
Verschiedene Firmen beschäftigen sich heute mit der
Herstellung des Impfstoffes, doch sind von den einzelnen Staaten scharfe Kontrollmaßnahmen angeordnet,
um die Ungcfährlichkeit der Impfung sicherzustellen.
I m Landessanitätsrat von Tirol beschäftigte man
sich das erstemal im Jahre 195? mit einer allgemei-

nen Kinderlähmungsimpfung und richtete an die
Landesregierung entsprechende Empfehlungen. Dadurch wurde die erste Impfaktion 1958 für ganz Tirol
und auch für Innsbruck ausgelöst. Es folgte 1959 eine
zweite und dann noch eine dritte Aktion. Man darf
sich diese Impfung der ganzen Bevölkerung nicht allzu
leicht vorstellen. Die Injektion selbst ist für den Arzt
sehr einfach, er trägt aber „nur" die Verantwortung, daß nichts passiert" die Nebenarbeiten sind jedoch bedeutend. Es muß Propaganda gemacht werden,
denn die Impfung ist freiwillig. Listen und Karteitarten müssen angelegt, Impfstoff vorbestellt werden. Kann man nun 1000 oder 4000 Impflinge erwarten? Wenn das Amt nun zuviel bestellt, wer
zahlt den zeitlich begrenzten überschüssigen Impfstoff? Wie bekommt man Erstimpflinge dazu, ein
zweites Mal nach 4 Wochen und ein drittes Mal nach
9 — 12 Monaten zur Injektion zu erscheinen? Denn
ohne diese zwei folgenden Injektionen erreicht die
Impfung nicht ihre volle Wirksamkeit. Was sagen wir
den Mißtrauischen, die zweifeln, ob bei jeder Injektion eine neue Nadel verwendet wird oder ob das
Serum auch die volle Wirkung hat? Wo es doch so
viel billiger ist als beim Einzelhandel in der Apotheke. Hier zeigtsichder Vorteil des Masseneintaufes
und des Vehördenrabattes, denn das Gesundheitsamt
verwendet den nämlichen Impfstoff wie die Privatärzte. Unsere Impfstoffe stammten bisher aus Belgien und Kanada. Wenn Eltern kommen und behaupten, das Kind sei einen Tag nach der Impfung
bewußtlos in die Klinik gebracht worden oder habe
den Impfarm gelähmt gehabt, stammt das dann
wirtlich von der Impfung? Dies ist nur ein Ausschnitt der Sorgen des Amtsarztes während der Impfperiode.
Immerhin gelang es allein durch Prlipm^nda. wovon die durch das Radio Innsbruck besonders wirksam war, bis jetzt 8474 Personen zu einer dreimaligen Injektion in das Gesundheitsamt zu bringen.