Innsbruck Informiert

Jg.2019

/ Nr.5

- S.59

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Das Kraftwerk entsteht
Bereits im September 1901 begannen
die Bauarbeiten. Die Bauleitung lag in
den Händen Innerebners. Von städtischer Seite nahm Ing. Albert Leyer die
Bauaufsicht wahr und Ing. Ferdinand
Mayr übernahm die Ausstattung der
Hochbauten. Innerhalb von nur zwei
Jahren wurde das Mammutprojekt fertiggestellt, was angesichts der damaligen technischen und logistischen Möglichkeiten umso bemerkenswerter ist.
So mussten etwa die 27 Tonnen schweren Generatorenläufe mit Pferdetransporten zum Kraftwerk geliefert werden.
Das in Form eines Schlosses errichtete
Kraftwerk besticht durch klare Architektur und hohe Funktionalität. Die 40
Meter lange und rund 15 Meter breite
Maschinenhalle wurde aus Bruchsteinmauerwerk errichtet, welches auf einem
Beton-Fundament ruht. Angesichts der
abgelegenen Lage des Werkes im Silltal
wurden auch Personalunterkünfte und
ein Wirtschaftsgebäude gebaut.
In Anwesenheit von Vizebürgermeister Eduard Erler fand am 7. Oktober
1903 die offizielle Eröffnung des Kraft-

werks Obere Sill statt. Am darauffolgenden Abend lud der Gemeinderat der
Stadt Innsbruck alle Beteiligten zu einem Festdinner ins Hotel Sonne ein. Am
Schluss seiner Festrede äußerte Bürgermeister Wilhelm Greil den Wunsch: „Es
[das Kraftwerk] möge Innsbruck mit einem Meer von Licht versehen, mit Kraft
ausstatten und überhaupt segenbringend wirken.“

Die Technik
Die Ausführung der elektrischen An­lagen
bewerkstelligte die „Österreichische Union-Elektrizitätsgesellschaft“ aus Wien.
Die Rohrleitungen, die vom Wasserschloss zum Kraftwerk führten, sowie die
Maschinen stammten von der Prager Maschinenbau-Aktiengesellschaft. Die Erst­ausstattung der Maschinenhalle bestand
aus zwei Maschinensätzen, welche zweiphasigen Wechselstrom lieferten. Jede
dieser Pelton-Turbine hatte eine Leistung von rund 2.500 PS. Bereits 1908
war der Bedarf an elektrischer Energie
so groß, dass man auf sechs Maschinensätze erweitern musste. Mitte der
1920er-Jahre wurde auf drei leistungs-

stärkere Maschinensätze umgerüstet,
wobei jeder Generator eine Leistung bis
zu 6.000 kW lieferte. Jede einzelne Turbine verarbeitete rund vier Kubikmeter
Wasser pro Sekunde. Durch diese Ausbaustufe katapultierte sich das Kraftwerk Obere Sill zum größten Wasserkraftwerk der Donaumonarchie.
Im Zuge der Umrüstung wurde zudem auf
die Erzeugung von dreiphasigem Wechselstrom umgestellt. Dies war für den
Beginn des Stromverbundes in Tirol von
entscheidender Bedeutung. Das 1927 errichtete Achenseekraftwerk und das Sillkraftwerk konnten somit in den Handel
mit Strom einsteigen.
Abgesehen von Wartungen und laufenden technischen Anpassungen sind die
Maschinensätze heute noch dieselben
wie vor 90 Jahren.
Mit dem Kraftwerk erlebte Innsbruck einen bedeutenden Aufschwung. Ohne
diese elektrische Energie wären die Inbetriebnahme der elektrifizierten Stubaitalbahn (1904) und Straßenbahn (1905)
sowie der Beginn der Erschließung der
Bergwelt durch die Hungerburgbahn
(1906) nicht möglich gewesen. RK

© STADTA

RCHIV/S
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Das Kraftwerk Obere Sill befindet
sich heute direkt unterhalb der
1963 errichteten Europabrücke.

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