Innsbruck Informiert

Jg.2018

/ Nr.11

- S.20

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 2018_Innsbruck_informiert_11
Ausgaben dieses Jahres – 2018
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
USEUM

HIV/STADTM

© STADTARC

Blick auf den Planötzenhof gegen Süden, 1933. Der Name Planötzen
leitet sich vom Lateinischen „planitia“ ab und bedeutet Ebene. Die
Ebene, auf der der Planötzenhof errichtet wurde, erstreckt sich noch
nach Osten und nach Westen.

Tiroler Flurnamen sind
UNESCO-Kulturerbe
Seit Kurzem zählen die Tiroler Flurnamen zum immateriellen nationalen Kulturerbe der UNESCO. Die Grundlage dafür haben ForscherInnen unter der Federführung eines Teams der Universität Innsbruck gelegt. Über zehn Jahre lang haben
sie die heimischen Flurnamen umfassend erhoben.

I

n einem Forschungsprojekt im Fach­
bereich „Sprachwissenschaft“ des In­
stituts für Sprachen und Literatur wurden 120.000 Bezeichnungen der Fluren
in Tirol zusammengetragen. Die WissenschafterInnen sammelten die Flurnamen
in einer Datenbank und verorteten sie in
einem geografischen Informationssystem. „Mehrere hundert Chronistinnen und
Chronisten, Informanten und lokale Wissensträger haben uns dabei unterstützt
und sich in den 279 Gemeinden Tirols ehrenamtlich um die lückenlose Erhebung
aller Flurnamen bemüht“, erzählt der
Sprachwissenschafter Dr. Gerhard Rampl.
Auch Innsbrucker Flurnamen waren darunter: Etwa die „Fleischbank“, wie eine
Flur unterhalb der Bodensteinalm auf
der Nordkette heißt. „Der Name kommt
in Tirol häufiger vor. Es handelt sich dabei immer um mehr oder weniger steile Stellen, an denen Wild und Vieh häufig abstürzte und dann verendete“, erklärt
Rampls Kollegin Elisabeth Gruber. Auch

20

INNSBRUCK INFORMIERT

im Stadtgebiet von Innsbruck finden sich
viele Stadtteil- und Straßennamen, welche auf alte Flurbezeichnungen zurückgehen, wie z. B. „Sadrach“ (abgeleitet von
„Sater/Satel“, bezeichnet einen schmalen
Ackerstreifen), „Pradl“ (vom Lateinischen
„pratum“ = Wiese) oder „An der Furt“, der
auf eine seichte Stelle im Fluss verweist.

Namen als Kulturgut
Flurnamen liefern wichtige Informationen
über Kultur und Geschichte. Zudem geben
sie über den Sprachwandel eines Landes
Aufschluss. So liegt etwa dem heutigen
Siedlungsnamen Schöfens im Wipptal ein
ostindogermanisches Wort für Heustadel oder Scheune zugrunde. Das lässt sich
auf eine frühe Besiedelung des Wipptals
durch die Breonen zurückführen. „Mit den
Ergebnissen der Erhebung sind wir nun
imstande, weitere weiße Flecken in der
frühen Siedlungsgeschichte Tirols aufzuarbeiten. So können immer genauere
Aussagen über die Verbreitung von Völ-

kern in Tirol gemacht werden, über die wir
nur marginale schriftliche Überlieferung
besitzen“, erläutert Rampl.

Im Blaulicht-Einsatz
Die Datenbank findet auch konkrete Anwendung im Alltag: Die Leitstelle Tirol
greift für Katastropheneinsätze und die
Einsatzplanungen darauf zu. Die Datenbank hilft entscheidend dabei, die Einsätze der Tiroler Blaulichtorganisationen
trotz modernster GPS-Technik noch gezielter zu koordinieren. „Die Aufnahme
der Tiroler Flurnamen in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich ist für uns eine sehr erfreuliche
Anerkennung zum Abschluss eines Projekts, das uns über sehr lange Zeit begleitet hat“, so Rampl. Er hat das Projekt
gemeinsam mit MMag. Bernhard Mertelseder koordiniert. Weitere ProjektpartnerInnen waren die Leitstelle Tirol, die Tiroler Nomenklaturkommission und das
Tiroler Bildungsforum.