Innsbruck Informiert

Jg.2018

/ Nr.7

- S.59

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Uniformierte Nationalsozialisten auf
einem Propagandawagen vor der
Gemeinderatswahl
im April 1933.

SBRUCK (2)

USEUM INN
HIV/STADTM
© STADTARC

Deutschen Reich unterwarf. Beide NS-Parteien kandidierten 1929 getrennt und verloren. Zusammen errangen sie gerade mal
1,4 Prozent der Stimmen, im Gemeinderat
blieb ein Mandatar, der über die Einheitsliste eingezogen war.
1929 waren die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise schon zu spüren, und die
etablierten Parteien schienen keine Rezepte zu haben, sie für die Bevölkerung abzufedern. Das zeigte sich auch bei der Anzahl der Listen, die sich um Stimmen und
Mandate bewarben. 1929 kandidierten
insgesamt acht Listen, drei aus dem nationalen Lager – Großdeutsche und zwei nationalsozialistische Parteien –, drei aus dem
konservativen – Tiroler Volkspartei, Angestelltenpartei, Hausbesitzer und Gastwirte
–, und zwei aus dem linken – Sozialdemokratie und kommunistische Partei.

Antritt einer reinen Frauenpartei
Im Vorfeld der Wahlen 1931 ereigneten
sich Unruhen und Ausschreitungen, vor allem von AnhängerInnen der NSDAP mit je-

nen der Sozialdemokratie, aber auch mit
der Polizei. Die NSDAP erzielte nur 4,1 Prozent an Stimmen und verlor damit ihr einziges Mandat im Gemeinderat. In diesem
Jahr versuchte auch eine reine Frauenpartei, in den Gemeinderat einzuziehen. Die
aus bürgerlichen Frauen zusammengesetzte Liste sah sich Spott, Verunglimpfungen in der Presse und Druck auf einzelne wahlwerbende Frauen ausgesetzt.
Im Vorfeld spaltete sich eine Gruppe von
der Tiroler Volkspartei ab und wollte unter dem Namen Katholische Tiroler Volkspartei kandidieren. Nach Querelen und öffentlich ausgetragenen Streitereien zog die
Splittergruppe ihre Kandidatur zurück. Die
ehemals beherrschenden Großdeutschen
verloren weiter an Stimmen und damit
Einfluss. Stimmen- und mandatsstärkste
Partei war und blieb die Sozialdemokratie.

Versprechen der NSDAP
Ab Herbst 1931 setzte die NSDAP auf eine
massive Propagandakampagne und Präsenz in der Öffentlichkeit. Aufmärsche,
Fackelzüge, Hakenkreuzschmierereien an

viele Menschen zur NSDAP überlaufen. Die
Ernennung Adolf Hitlers zum Kanzler des
Deutschen Reiches Ende Jänner 1933 verlieh der Tiroler NSDAP weiteren Auftrieb.
Vor der Ergänzungswahl im April 1933 präsentierte sich die NSDAP als Heilsbringer,
versprach, Österreich werde wie das Deutsche Reich unter der Führung Adolf Hitlers
aufblühen und rief zum Beitritt und zur
Wahl auf: „Hinein in die Reihen der braunen Armee!“ Bei der Wahl am 24. April 1933
entfielen 14.996 Stimmen (41,2 Prozent)
und 9 Mandate auf die NSDAP, während die
Großdeutschen, größter Konkurrent im nationalen Lager, sich mit 828 Stimmen (2,3
Prozent) bescheiden mussten. Neun überzeugte und radikale Nationalsozialisten,
darunter der spätere Gauleiter Franz Hofer oder der nachmalige Oberbürgermeister Egon Denz, zogen in den Gemeinderat
ein. Im letzten Moment zögerte die Volkspartei, die vor der Wahl Gespräche mit der
NSDAP über die Kür eines Nationalsozialisten zum Bürgermeister geführt hatte.
Nach dem Mitte Juni verhängten Verbot
der NSDAP verloren die Nationalsozialis-

Wahlaufruf der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Volkszeitung, 15. Mai 1931.

Hauswänden, Flugzettel, Höhenfeuer in
Form von Hakenkreuzen an der Nordkette – dies und das Versprechen, der Nationalsozialismus werde die von der Wirtschaftskrise geschaffenen Probleme mit
Massenverarmung und Not lindern, ließ

ten ihre Mandate. Wenige Monate später
verbot die Regierung die Sozialdemokratische Partei und bis in den März 1938 und
dem „Anschluss“ herrschte der austrofaschistische selbst ernannte Ständestaat
diktatorisch.
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