Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1959

/ Nr.6

- S.5

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Nummer li

Amtsblatt der Landeshauptstadt

- . P r e i s das Ölgemälde ...nähne i»> Hasen" der ata

demischen Malerin Gerhild Diesner, ! l . Preis das
Ölgemälde „Dame im roten K l e i d " der akademischen
Malerin Hilde Röbl. Für Architektur wurde nur der
1. Preis, und zwar a» I » g . l.DipIo!»al"chiletl»l")
Friedrich Wengler für den Entwurf einer Reugestaltung des Hauses Maria-Theresien-Straße 8 «ergeben.
Die Vildhauerei weist wiederum .l Preisträger auf!
Den I.Preis erhielt das Denkmal des „Senselei" des
akademischen Bildhauers Siegfried Hafner, den
^, Preis die Plastik ..Mutter" des akademischen Bildhauers Franz Roilo und den !!. Preis das Girlies
„Freunde" des akademischen Bildhauers Erich Keber.
Es obliegt nun dem Kulturamt der Stadtgemeinde
Innsbruck noch die angenehme Pflicht, den Vorsitzenden und Mitgliedern der drei Preisgerichte für ihre
miiheoolle, uon tiefem künstlerischem Ernst getragene
Arbeit den aufrichtigsten Dank zum Ausdruck zu brin-

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gen. Dan! gebühr! aber auch allen an der Ausschreibung teilnehmenden Künstlern, die durch ihre Beteiligung ihr Interesse an der Entwicklung der Kunst i n
unserer Hauptstadt Innsbruck dokumentierten. Eine
Würdigung der preisgekrönten Arbeiten wird zu gegebener .^"il noch r>on berufener Seite erfolgen.
Es darf noch darauf hingewiesen werden, daß die
rwr wenigen Wochen in dell Innsbrucker Tageszeiluüg^i erschienene Verlautbarung über die Verleihung der Preise auf dem (Gebiete der Dichtkunst weder
durch das mit der administratioen Durchführung des
Wettbewerbes betraute Kulluramt der Stadtgemeinde
Innsbruck uoch durch den Vorsitzenden der J u r y für
Dichtung erging, fondern von privater Seite stammte,
wobei dem betreffenden Schreiber bedauerlicherweise
auch noch einige I r r t ü m e r unterliefen.
Dr. TrentinacMa

Frau Gemeinderat Maria Rapoldi: Vundesstaatlicher Fürsorgerat
Der Herr Bundespräsident hat dem Mitglied des
Innsbrucker Gemeinderates M a r i a R a p o l d i den
Titel „Vundesstaatlicher Fürsorgerat" verliehen. Anläßlich dieser verdienten Auszeichnung durch das
Staatsoberhaupt soll das Leben und Wirten der Geehrten kurz geschildert werden.
M a r i a Rapoldi wurde am 5. M a i 1884 in Kirchdorf geboren. Später übersiedelten ihre Eltern nach
Wörgl, und das Heiin der Familie W i n k l e r bildete dort den Mittelpunkt für jene Männer und
Frauen, die in der Arbeiterbewegung in Österreich
und T i r o l eine bestimmende Rolle gespielt haben:
K a r l S e i t z . Dr. K a r l R e n n e r , Ignaz S a s k a ,
Simon A b r a m, M a r t i n R a p o l d i und viele andere. K a r l Winkler, der vielen politischen Verfolgungen und Maßregelungen ausgesetzt war, gehörte Zu
den Gründungsmitgliedern der Allgemeinen ArbeiterKranten-Unterstützungskasse i n T i r o l . Er war ein
enger Mitarbeiter des sehr verdienten Arbeiterführers Iosef H o l z h a m m e r , dieser bestellte ihn auch
zum Verwaltungsstellenleiter der Arbeitertrankentasse in Wörgl.
Die junge M a r i a trat nach Beendigung ihrer Schulpflich! ^ sie halte immer hervorragende Zeugnisse erhallen
- in die kaufmännische Lehre ein und hat
viele Jahre ihren Beruf als Buchhalterin auch faktisch ausgeübt. I n Wörgl lernte sie ihren M a n n Martin Rapoldi kennen, mit dem sie im Jahre 1905 die
Ehe schloß. Sie hat ihrem Balten zwei Töchter geboren, und heute sonnt sie sich im Glück der Großmntler,
M a r i a Rapoldi trat schon in jungen Jahren für
die politische Gleichberechtigung der Frau ein. Zu
einer Zeit, als man über die sogenannten Frauenrechtlerinnen noch lachte und spottete — lange vor
dem ersten Wellkrieg —. zählte fie zu den Griinduugsmitgliedern der sozialdemokratischen Frauenorganisation in T i r o l .
Nach dem Ende des ersten Weltkrieges wurde Martin Napoldi von seinen Gesinnungsfreunden in den
Landtag und in den Innsbrucker Gemeinderal entsendet, wo er eine bedeutende biotte spielte. Frau

M a r i a Napoldi blieb die bescheidene Gattin, wie sie
es seit eh und je gewohnt war. Am 18. Oktober 1926
traf sie der schwerste Schicksalsschlag! M a r t i n Rapoldi
starb in verhältnismäßig jungen Jahren und ließ die
Witwe mit zwei noch unversorgten Kindern zurück.
I n diesen Jahren lernte sie das Leid kennen, doch
der Schmerz um den geliebten M a n n und der Kampf
um die Existenz für sich und die Töchter machten sie
nicht mürbe. Räch wie vor übte sie ihre Funktionen
in den verschiedenen Sparten der Arbeiterbewegung
aus. M i t Vorliebe wurde der gewissenhaften Frau die
Führung von Kassen anvertraut.
Die große Zeit M a r i a Napoldis kam nach der Auflösung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und
aller ihrer Organisationen. Damals organisierte sie
die Hilfe für die Familien der eingesperrten Gesinnungsfreunde. Sie war unermüdlich in ihrer Tätigkeit
und fcheute weder Opfer noch Gefahr. Ganz besonders
hatte sie sich auch in der illegalen Zeit der Sozialistischen Jugend angenommen und die jungen Leute zum
Ausharren bewogen. I m Jahre 1938 wurde M a r i a
Rapoldi wegen ihrer Fürsorgetätigkeit von der Gestapo verhaftet und erst nach einmonatiger Haft entlassen. Die standhafte und verschwiegeneFrau hat allen
Drohungen widerstanden. Sie gab nichts uon ihren
Geheimnissen preis und war eine derwenigen Frauen,
die gegeu die Diktatur gekämpft haben. Sie hat auch
dem Gestapobeamten, der ihr ihre Sammeltätigkeit
zum Vorwurf machte, mulooll erwidert, daß fie nichts
anderes getan hätte als seine Gesinnungsfreunde in
der sogenannte!! Verbotszeit" damit enlmasfnete sie
den Gegner.
1946 berief die Sozialistische Partei FrauRapoldi in
den Innsbrucker Gemeinderat, dein sie seither ununterbrochen angehört. Dort hat sie sich insbesondere um
die alten Leute, oor allem in den Altersheimen und
in der Pflegeanstalt, angenommen und viel zur Erleichteruug des Loses derselben beigetragen. Sie hat
den Heiminsassen viele glückliche und frohe Stunden
beschert. I h r Wirken galt aber nicht nur den Alten,
sondern anch der Jugend: die städtischen Kinderheime
sind ihr besonders ans Herz gewachsen.