Innsbruck Informiert

Jg.2017

/ Nr.10

- S.12

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Viel Arbeit, wenig Geld:
Frauenschicksal
Seit mehr als einhundert Jahren kämpfen Frauen um Gleichberechtigung und Gleichstellung. Es hat sich viel getan, doch muss es sich
in den Köpfen der Menschen festigen und auch auf dem Lohn- und
Gehaltszettel widerspiegeln.

V

or 99 Jahren erlangten die Frauen
das Wahlrecht in Österreich. 1948
wurde Zenzi Hölzl die erste österreichische Bürgermeisterin und erst seit
knapp 50 Jahren dürfen Frauen – ohne die
Zustimmung ihres Vaters oder Mannes –
arbeiten. Seit einem halben Jahrhundert
hat das weibliche Geschlecht also freie
Berufswahl und trotzdem sind mehr als
60 Prozent in schlecht bezahlten Berufszweigen tätig. „Jedes Jahr begehen wir den
‚Equal Pay Day‘, den ‚Gender Pay Gap Day‘
und auch den internationalen Frauentag“,
gibt Vizebürgermeisterin und Frauenreferentin Mag.a Sonja Pitscheider einen Auszug aus den Aktivitäten der Stadt Innsbruck. „Durch die Aktionstage alleine wird
sich nicht viel ändern, aber sie bringen die
Thematik in die breite Öffentlichkeit und
die Menschen werden sensibilisiert“, führt
sie weiter aus.

Wichtige Orientierung
bei Berufswahl
In den vergangenen 40 Jahren hat es zahl12

INNSBRUCK INFORMIERT

reiche Gesetze zur Gleichstellung gegeben. „Eine Gesetzesänderung bringt nicht
automatisch ein gesellschaftliches Umdenken“, kommentiert Pitscheider. Noch
immer würden die Menschen in klar geprägten Geschlechterrollen, gerade das
Familien- und Berufsleben betreffend,
denken.
Fast 50 Prozent aller Mädchen wählen einen der drei – dem klassischen Rollenbild entsprechenden – Lehrberufe: Einzelhandel, Bürokauffrau oder Friseurin.
Diese sind deutlich schlechter entlohnt
als typische Männerberufe. „Den Berufswunsch und eine mögliche Karriereentscheidung fällen wir sehr früh in unserem Leben“, erklärt Vizebürgermeisterin
Pitscheider. „Wir müssen unsere Kinder inhaltlich unterstützen und ihnen die nötige
Orientierung in der Berufswelt geben. Das
muss aber überall geschehen – zu Hause,
in der Schule, in den Medien usw. Gleichzeitig können die traditionellen Rollenbilder aufbrechen, und der Horizont unserer
jungen Erwachsenen erweitert sich.“

Täglich weniger Freizeit
für Frauen
Wie dem Tiroler Gleichstellungsbericht
2017 zu entnehmen ist, leisten Frauen
mehr unbezahlte Arbeit in Form von Hausarbeit und Zuwendung zu Kindern, Partner­
Innen und anderen Familienangehörigen
als Männer. Trotz des hohen Teilzeitanteils
von Frauen, arbeiten diese insgesamt täglich um eine halbe Stunde mehr als Männer
und haben damit eine halbe Stunde weniger Freizeit, dies 365-mal im Jahr.
Besonders nach der Geburt eines Kindes
treten die Geschlechterrollen hinsichtlich
Kinderbetreuung und Pflege bei Krankheit
stark in Erscheinung. „Jede und jeder Einzelne ist gefragt, die gesellschaftliche Akzeptanz etwa von berufstätigen Müttern
und Vätern in Karenz zu erhöhen und sie
nicht als ‚Rabenmütter‘ oder ‚Weicheier‘
zu bezeichnen“, ergänzt Sonja Pitscheider.

Armutsfalle Teilzeitarbeit
Mehr als jede zweite Frau (52 %) reduziert
im Laufe ihrer beruflichen Tätigkeit ihre Ar-