Innsbruck Informiert

Jg.2017

/ Nr.9

- S.58

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Stadtgeschichte

Wie eine mutige Innsbruckerin 10.000
Kinder aus den Konzentrationslagern
der kroatischen Ustaša rettete
Diana Budisavljević ist heutzutage fast vergessen. Ihre Aktion, die zwischen 1941 und 1945
mehr als 10.000 Kindern das Leben rettete, blieb unbedankt. Mit dem biografischen Roman
„Dianas Liste” wurde dieser außergewöhnlichen Frau ein Denkmal gesetzt.
von Wilhelm Kuehs

A

ls Tochter des Kaufmanns Max
Obexer 1891 in Innsbruck geboren,
wuchs Diana in einem gutbürgerlichen Hause auf, lernte mehrere Sprachen,
schwärmte für die Musik von Richard Wagner und ging gerne auf die Jagd. Der Erste Weltkrieg änderte alles. Diana Obexer
besuchte einen Pflegekurs an der Universitätsklinik. Sie wollte helfen, wollte einen Beitrag leisten. Dort im Krankenhaus
lernte sie aber nicht nur, wie man Wunden versorgt, sie traf auch ihren zukünftigen Mann. Julije Budisavljević arbeitete als
Chirurg im Innsbrucker Krankenhaus. Nach

dem Krieg folgte Diana ihrem Mann nach
Zagreb. Er baute dort die chirurgische Abteilung der Universitätsklinik auf. Diana
lebte als Hausfrau und Mutter. Nichts bereitete sie auf die Aufgabe vor, die ihr zur
Bestimmung werden sollte.

Grauen und Terror
Als 1941 die faschistischen Ustascha in
Kroatien an die Macht kamen, begann ein
brutaler Genozid an Serben, Juden und
Roma. Jasenovac wurde zum Auschwitz
des Balkans, und die faschistischen Mörderbanden machten auch vor Kindern

nicht Halt. Als Diana Budisavljević davon
erfuhr, dass Kinder in Konzentrationslagern zu Tode geprügelt wurden, verhungerten und an Seuchen starben, zögerte
sie nicht. In ihrem Tagebuch schrieb sie:
„Ich ging von dem Standpunkt aus, dass
mein Leben nicht wertvoller sei als dasjenige all der unschuldig Verfolgten, und
dass, wenn ich anderen zu helfen in der
Lage wäre, ich dachte da in erster Linie an
Kinder, mein Leben so reich sei, dass ich
dann hinnehmen müsste, was eben kommen würde.“

Die geretteten Kinder
In den Lagern, auf den Bahnhöfen und in
den Kinderheimen – überall registrierten
Diana und ihre Helferinnen Kinder und
bauten so eine Kartothek auf, die nach
dem Krieg dazu dienen sollte, die Kinder
wieder zu ihren Eltern zurückzubringen.
Über 12.000 Namen soll diese Liste umfasst haben.
1945 wurde diese riesige Kartothek
vom neu errichteten kommunistischen
Staat beschlagnahmt. Darüber war Diana Budisavljević erbittert. Dennoch war
die Kartothek nicht verloren. Dianas Liste diente nach dem Krieg genau jenem
Zweck, den Diana ihr zugedacht hatte. Viele Kinder aus Kroatien und Bosnien fanden durch Dianas Aufzeichnungen
ihre Eltern wieder.
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