Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1959

/ Nr.3

- S.5

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Diese Ausgabe – 1959_Amtsblatt_03
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Nummer 3

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

20. übergibt der Er.zherzog-^Tlaühaller der Muslerhaupt"
schule 10 Exemplare des Buches vou Edmund v. Ambach
„Der juuge Staatsbürger" znr Verteilung an fähige und
fleißige Schüler.
24. fiudet in der Universüälslirche ein Requiem sür deu in
Ron» verstorbenen Pros. F l i r , Rektor der Anima und
der Universität Innsbruck, statt.
— stiftet I o h . Frh. v. Stcrubach iu Bruueck ein Stipendium
vou 5>2 Guldcu 5,0 >lro»en für ciueu Schüler der Realschule aus dein Bezirk Bruneck oder aus Tirol.
3 l . läßt der Statthalter Erzh. K a r l Ludwig im „Boleu" folgende „,^undmachuug" verösfenUichen: „ M i l Rücksicht

Seite 5

auf die dermaligen Zeüverhäüuisse ldamals war die dro»
hende Kriegsgefahr mit I t a l i e n ) und die dadurch cutstaiu
dene teilweise Stockung in der Industrie finde I c h Mich
beistimmt, die Ableitung der Industrie-, .Kunst-, landund forstwirtschaftlichen Ausstellung für T i r o l und Vorarlberg, deren Beginn für dcu 15,. M a i d. I . festgesetzt
war, bis auf weiteres zu verschieben, uud behalte M i r
vor, deu Zeitpunkt, wann dcreu Abhaltung stattfinden
wird, belanuizugebeu. ^fch habe übrigens mit besonderem
Wohlgefallen ersehen, daß sür diese Anstellung bisher
bereits über ?<><> Anmeldungen eingelangt sind und daß
sür das Gelinge» derselben im ganzen La»de ein reger
«eist herrscht..."
^

Vas Wichtigste vom lohten Monat
Februar l!!",!»:
1. wird die Kunsteisbahn in der Messehalle eröffnet (siehe
Amtsblatt 1959, N r . 2, Seite 3.)
2. beginnt der Bau der Kanal isatio» ani linken I n n n f e r .
7. findet die Firstfcier am Neubau der Raiffciscu-Zcntralkasse T i r o l am Südtirolcr Platz N r . 6 statt.
! l. u. 15». wird der Laudcsvartcitag der Tiroler O V P in Gegenwart des Bundeskanzlers I n g . J u l i u s Raab abgehalte».
17. wird Uuiv.-Prof. D r . Raimnnd v. K"lebelsberg mit der
Albrecht-Penck-Mcdaillc ausgezeichnet.

findet i n der Hofkirche die alljährliche Landesgedenkfeier
zum Todestag Andreas Hosers statt.
eröffnet Landeshauptmann D r . H. Tfchiggfrcy in einem
Festakt i m Landcsthcater das Landcs-Gedenkjahr 18N9—
195>9. (3s wird Kranewitters „Andre Hofer" aufgeführt.

27. bis I . M ä r z tagt ein sozialhygienischer Kongreß m i t dem
Thema „Die psychische und Physische Überlastung".
trifft Bundespräsident D r . Adolf Schärf ein, um die
Promotion 8uk 2U5picii8 pi-i»e«i6enti5 der cand. Phil. I n g e borg Marxer-Huber vorzunehmen.

Gedankenspäne eines Müßiggängers von 1859
I m „Boten sür T i r o l " vom 30. März 185i9 erschien unter
dem Strich ein längMes Feuilleton „Gebankenspäne eines
Müßiggängers" von einem ungenannten Verfasser. Da dieser mit Rücksicht auf ,die damals eben eröffnete Eisenbahn
eine Vorschau auf die weitere Entwicklung des Landes gab,
die sich zum guten T e i l erfüllte, andererseits anch das Stadtbild seiner Zeit originell skizzierte, mag es nicht uninteressant
sein,, einige Sätze daraus nochmals abzudrucken
„Müßiggang ist aller Laster Anfang, dachte ich an einem
schönen Herbstmorgen auf den Höttingcr Höhen nnd verglich
im stillen mein Dasein mit dem eines Maurers, «der eilenden Schrittes zum noch nicht vollendeten Bahnhof hinabging.
Der glückliche M a n n , dessen Los beneidenswert ist, ohne daß
er es zu schätzen versteht, denn fremd ist ihm die Langeweile,
Arbeit würzt ihm die M i t t a M o s t uud fester Schlaf stärkt
seiue müdcu Glieder. M i r schleiche» die Stunden träge dahin,
deuu ich bin eines jener Zwittcrgcschöftfe, die nicht leben, um
zu arbeiten,, sondern bloß arbeiten, nm zu lcbcu, uud da ich
iocder ackern noch pflügen, weder hämmern noch meißeln
kann, so überlasse ich mich gerne dein Fluge der Phantasie
und wandle aus des Alltagslebens cugeu Gcleiseu ans ihrer
^aubcrbahu in weite Fernen. Ich überblicke das Prachtvolle
Panorama vor m i r . . . I m Ostcu erhob sich iu der Talcbeue
der Viadukt d n Eisenbahn, jeurr steinerne Gedankenstrich,
der jedcu uicht ganz (Gedankenlosen zum Nachdenken anregt
und Stoff zur Beantwortung unzähliger Fragen bietet, die
dir Zukunft löfcu w i r d , deun Wohl und Wehe wird durch
sie uach Tirol kommen. Die Eisenbahn bring! das juugsräulichc T i r o l iu engen Verlehr und innige Wcch"sclwirkuug
mit dem übrigen Europa: Pilger von den verschiedensten
Nationen werden durch sie ins Herz des Landes driugcu und
die entlegenste» Täler von Touristen besuch! werden: der
Nationalcharakter w i r d allmählich erblassen, mit ihm die
Einfachheit der Sitten schwinden »ud als Gefolge der Z i v i l i sation wird eine Invasion von Luxus. Kleidcrpracht uud
Vergnügungssucht sich über Dorf uud Stadt ergießen. Der

Landmann wird nicht mehr an der Scholle kleben, wo seine
Eltern Hansen, denn mit der Leichtigkeit der Kommunikation
wird der Mensch mobil und verläßt leider leicht sein Vaterland. Manches Dorf, welches vom Gewinn der Landstraße
leblc, wird veröden und bloß die End- nnd Mittelpunkte der
Bahn sich vergrößern, Grund und Boden wird aber im Werte
steigen und der reiche Gottesscgeu dem Landmanne feine
Arbeit lohnen. Eine nene Epoche beginnt f ü r T i r o l , denn es
wirb am europäischen Weltmarkt mitringen müssen, wo nur
d a s Wert hat, was billig und gut erzeugt ist.
Gegen Westen schließt sich das Nnndgcmälde im sogenannten Landeshauptmannsloch, dein Wetterpropheten unserer
Gegend..."
Nach längeren Betrachtungen über die Innsbrucker K i r chen uud die ältere Entwicklung der Stadt heißt es schließlich:
„Die Neuzeit verwandelte die alte Stadt des Durchzugs iu
eine moderne. Der Staatsorganismns fixierte hier die Zentralorgaue der Verwaltung. Ein neuer Stadtteil eutstaud im
ucuen Baustil: die Mnseuinstraße. Die Neuzeit gab I n n s bruck neuen I m p u l s , durch die Eisenbahnen wnrde es die
Pulsader des materielle» Verkehrs des I u - uud Auslandes, nnd die Karlsstraßc uud der Margaretcuplatz dankten
diesem Anfschwnngc ihre Entstchnug. F ü r den durch großstädtische Museen verwöhnten Reisenden bietet das Ferdi«
uaudcum uur iusoferu Iulcrcsse,, wcuu er berücksichtigt, mit
welch schwachen .Uräfteu dies Natioualmuseum entstand und
mit welcher Opscrbrreilwilligleit der Sohn der Berge seine
Spende am Altare des Vaterlandes h i n l e g t . . . Der Strom
der Zeiten hat aus dem altcu Innsbruck eine nette freundliche Stadt gemacht: der Spießbürger des Mittelalters verwandelte sich iu d^ii beheblicheu .Uaufmaun, der Erker in
Salon, der Fußweg iu Trottoir, das ^llämpcheu, welches
über der Straße hing, wird Gasbeleuchtung. So ändert sich
alles im Leben, uud der Strom der ^",ei! impf! jede ^ e
auch iu das Herz Tirols."