Innsbruck Informiert

Jg.2017

/ Nr.7

- S.58

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Stadtgeschichte

Mit voller Kraft in die Steigung:
Wechselstrom statt Gleichstrom
Die Stubaitalbahn rettete die Kleineisenindustrie in Fulpmes
vor dem Niedergang und gab touristisch wichtige Impulse –
das ließ die Schwierigkeiten am Anfang rasch vergessen.
von Mag.a Susanne Gurschler

D

ie LeserInnen der „Österreichischen Touristenzeitung“ erfuhren schon anlässlich des Spatenstichs für die Stubaitalbahn im Jahr
1903, dass „die Bahnfahrt eine bequeme und bei schönem Wetter eine außerordentlich genußreiche sein“ wird. Drei
Seiten widmete die Zeitschrift dem Bau
der neuen Verbindung ins Stubaital, welches schon im 19. Jahrhundert ins Visier
der BergsteigerInnen gerückt war und
über zahlreiche Schutzhütten unter sei-

© STADTARCHIV/STADTMUSEUM INNSBRUCK (2)

Die Bauarbeiten für die Trasse der
Stubaitalbahn begannen 1903. Im Bild:
Arbeiter vor einem der Tunnelportale

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INNSBRUCK INFORMIERT

nen mächtigen Dreitausendern verfügte.
Der Bau dieser Bahn diente nicht nur touristischen Zwecken, er sollte das Überleben des traditionsreichen Kleineisengewerbes im Tal sichern. Trotz anfänglicher
„Kinderkrankheiten“ erfreute sich die
Bahn auch bei den Einheimischen großer
Beliebtheit.

Planungsbeginn und -änderung
Erzvorkommen ließen schon im Mittelalter das Schmiedehandwerk insbesondere in Fulpmes florieren. Als die Rohstoffe versiegten, mussten sie ins Tal
gebracht werden. Ein schwieriges und
teures Unterfangen, denn der Weg über
den Schönberg war steil und steinig. Mit
der industriellen Fertigung, die sich im
19. Jahrhundert durchsetzte, drohte den
Schmiedebetrieben das Aus. Sie schlossen sich zu einer Genossenschaft zusammen, eine Fachschule für Schmiedearbeiten sollte errichtet werden. In den
1870er Jahren begannen Planungen für
eine Straße ins Stubaital, allerdings kam
es zu keiner Einigung bezüglich der Streckenführung.
Der Direktor der Lokalbahn InnsbruckHall brachte schließlich die Idee auf, eine
Bahn ins Stubaital zu bauen. Erste Überlegungen sahen eine Führung von Innsbruck zur Stefansbrücke und von dort
entlang der Ruetz nach Fulpmes vor. Wobei auch angedacht war, Schönberg sowie Mieders einzubeziehen und die Bahn

weiter nach Matrei zu führen. 1895 erteilte das Handelsministerium die Konzession für den Bau einer Kleinbahn.
Da sich eine Ausführung dieser Trasse als nicht finanzierbar herausstellte, brachte der Eisenbahnpionier Josef
Riehl eine Alternative ins Spiel. Die Route
sollte nun von Wilten über Natters, Mutters, Kreith und Telfes nach Fulpmes führen. Die Überlegung, die Gleise über eine
Brücke weiter nach Mieders und Schönberg sowie Matrei zu verlängern, wurde hintangestellt – und sollte nie realisiert werden. Als äußerst günstig für die
weiteren Schritte erwies sich, dass das
Kraftwerk an der Sill, das die Stadt Innsbruck errichtet hatte, ausreichend Strom
produzierte, um auch eine elektrische
Bahn zu versorgen. Die österreichische
Union-Elektrizitäts-Gesellschaft beteiligte sich an den Baukosten, da ihr neu entwickelter Wechselstrommotor für Bahnen zum Einsatz kommen sollte. Am 17.
August 1903 kam die Konzession für die
elektrische Bahn.

Die erste offizielle Fahrt
Obwohl die geologischen Verhältnisse
eine große Herausforderung darstellten,
wurde die rund 18 Kilometer lange Strecke ein Jahr später fertiggestellt. So erwies sich etwa der Untergrund im Mutterer- sowie am Klausbachgraben (hinter
Kreith) als derart schotterreich und instabil, dass die Pfosten bis zu 16 Meter tief